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Königin für neun Tage

Königin für neun Tage

Titel: Königin für neun Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Zimmer geschickt worden.
Eine Stunde später hielt Kate ein blutverschmiertes Bündel in den Händen. Es war klein und zart, aber es lebte – und es war ein Junge! Der kleine Brustkorb hob und senkte sich in unregelmäßigen Abständen, aber das Kind atmete. Kate gab dem neuen Lebewesen einen Klaps auf den Po, worauf es sofort zu wimmern anfing. Zu kraftvollem Schreien waren seine Lungen zu klein und zu zart.
In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen, und Mylord Fenton stolperte in den Raum. »Wie lange dauert es denn noch?«
Kate erkannte an seinem glasigen Blick, dass er betrunken war. Stolz streckte sie ihm das kleine Bündel entgegen. »Euer Sohn!«
Thomas Fenton warf einen flüchtigen Blick auf das Neugeborene, mit dem er nichts anfangen konnte. Einzig sein Geschlecht interessierte ihn. »Wird er länger als einige Stunden leben?«, herrschte er Kate an, die unter seinem drohenden Blick an die Wand zurückwich. Rasch nahm Ellen ihr das Kind ab.
»Er ist zwar sehr zart und klein, vor seiner Zeit geboren, aber ich bin sicher, dass er eines Tages ein großer und mutiger Kämpfer und Edelmann werden wird«, sagte sie überzeugter, als es ihr zumute war. »Eurer Frau geht es allerdings nicht sehr gut, denn sie …«
Mit einer herrischen Handbewegung schnitt Thomas Fenton ihr das Wort ab. »Es ist mir gleichgültig, was mit meiner Frau ist! Ich habe einen Sohn.« Von seinem Gürtel nestelte er einen Lederbeutel ab und warf ihn Kate zu, die ihn geschickt mit beiden Händen auffing. »Dein Lohn. Du hast ihn dir verdient. Aber Gnade dir Gott, wenn dieses Kind stirbt. Dann ziehe ich dir bei lebendigem Leib die Haut ab!«
Seine Haltung und sein Blick ließen Kate keinen Augenblick an seinen Worten zweifeln. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Mann unter allen Umständen einen Sohn wollte, war doch König Henry allen Männern in diesem Land mit bestem Beispiel vorangegangen. Nachdem ihm die Königin nur eine überlebende Tochter geboren hatte, wurde sie von Henry verstoßen. Der König hatte sich sogar von der Kirche in Rom gelöst, um sich scheiden zu lassen. Schon wartete eine neue Frau, die dem König endlich den ersehnten Stammhalter gebären sollte. Unwillig schüttelte Kate den Kopf. Was war das für eine Welt, in der Frauen keinerlei Rechte hatten, in der sie wie eine Zuchtstute gegen Höchstgebot an die Männer verschachert und dann, konnten sie ihre »Pflicht« nicht erfüllen, einfach in die Gosse geworfen wurden? Ganz sicher hatte auch Thomas Fenton seine Frau einst nicht aus Liebe geheiratet.
Kate warf einen kurzen Blick in den Beutel, er enthielt lauter Goldstücke! Sofort sah sie vor ihrem inneren Auge das Bild eines gemütlichen Häuschens irgendwo auf dem Land. Sie und ihre Schwester waren nicht mehr die Jüngsten. Das Gold würde ihnen beiden einen angenehmen Lebensabend bescheren.
Sie nahm Ellen das Kind wieder ab und wickelte es in ein vorgewärmtes Tuch. Im selben Moment stöhnte Lady Margaret laut auf.
»Lasst uns jetzt bitte wieder allein, Mylord«, sagte sie bestimmt. »Eure Gemahlin hat es noch nicht ganz überstanden.«
Er winkte gelangweilt ab. »Ja, ja, ich weiß, die Nachgeburt.« Kate war erstaunt, dass ein Mann diesen Vorgang mit so deutlichen Worten benannte. »Ich reite sofort nach Okehampton und hole den Priester, der die Taufe gleich morgen Vormittag vornehmen soll.« Erneut zogen sich seine buschigen Augenbrauen drohend zusammen, als er an das Bett seiner Frau trat. Sie war bei vollem Bewusstsein und starrte ihn angstvoll an. »Du weißt, ich kenne keine Gnade. Wenn ich morgen wieder hier eintreffe und feststellen sollte, dass unser Sohn auch dieses Mal nicht die ersten Stunden überlebt hat, dann müssen du und deine Weiber noch morgen mein Haus verlassen!« Ohne eine zärtliche Geste drehte er sich um und stapfte mit schweren Schritten zur Tür, die krachend hinter ihm ins Schloss fiel.
Entsetzt fragte Kate Ellen, deren Unbehagen deutlich sichtbar war: »Das meint er doch nicht im Ernst?«
Ellen nickte und hob mit einer verstörten Geste die Hände. »Mylady hat bereits drei Söhne geboren, die den zweiten Tag nicht überlebten. Die Geduld des Herrn ist erschöpft. Was meinst du, Hebamme, wird dieses Kind leben?«
Kate zuckte mit den Schultern, aber bevor sie etwas sagen konnte, schrie Lady Margaret laut auf.
»Was ist los?« Ellen eilte besorgt an die Seite ihrer Herrin.
»Nun, sie bekommt das zweite Kind.«
»Ein zweites?«
Kate nickte und machte sich bereit, dem nächsten neuen

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