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Vampire bevorzugt

Vampire bevorzugt

Titel: Vampire bevorzugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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       Kapitel 1
    Ich wusste, dass mein Bruder sich in einen Panther verwandeln würde, noch ehe es so weit war. Während ich in das abgelegene Dorf Hotshot an der alten Wegkreuzung fuhr, betrachtete mein Bruder durch die Windschutzscheibe schweigend den Sonnenuntergang. Jason trug seine ältesten Sachen, in einer Wal-Mart-Plastiktüte hatte er ein paar Dinge verstaut, die er vielleicht brauchen würde - eine Zahnbürste, frische Unterwäsche. Wie eingesunken in seine viel zu weite Tarnjacke saß er da und blickte starr geradeaus. Sein Gesicht war angespannt von der Anstrengung, die es ihn kostete, seine Angst und seine Aufregung zu beherrschen.
    »Hast du dein Handy dabei?«, fragte ich und merkte in dem Moment, als ich die Worte aussprach, dass ich ihm die Frage bereits gestellt hatte. Doch Jason nickte nur, statt mich anzumaulen. Es war immer noch Nachmittag, aber Ende Januar wird es früh dunkel.
    Heute Nacht würde zum ersten Mal im neuen Jahr Vollmond sein.
    Als ich das Auto schließlich anhielt, drehte sich Jason zu mir um, und obwohl die Dämmerung bereits vorangeschritten war, konnte ich die Veränderung seiner Augen erkennen. Sie waren nicht mehr blau, so wie meine. Sie waren gelblich. Und ihre Form hatte sich verändert.
    »Mein Gesicht fühlt sich so komisch an«, sagte Jason. Noch hatte er eins und eins nicht zusammengezählt.
    Das winzige Hotshot lag still und ruhig da im schwindenden Tageslicht. Ein Winterwind fuhr über die kahlen Felder,und die Kiefern und Eichen erzitterten in den eiskalten Böen. Nur ein Mann war zu sehen. Er stand vor einem der kleinen Häuser, vor jenem, das frisch gestrichen war. Dieser Mann hielt die Augen geschlossen und hatte sein bärtiges Gesicht zum dunkler werdenden Himmel erhoben. Calvin Norris wartete, bis Jason auf der Beifahrerseite meines alten Chevy ausgestiegen war, ehe er herüberkam. Ich kurbelte mein Fenster herunter.
    Seine goldgrünen Augen waren genauso erstaunlich, wie ich sie in Erinnerung hatte; doch der ganze Rest war unscheinbar. Gedrungen, graumeliert, kräftig - er sah aus wie Hunderte anderer Männer auch, die ich täglich in Merlotte's Bar sah, abgesehen von diesen Augen.
    »Ich werde gut auf ihn aufpassen«, sagte Calvin Norris. Jason stand mit dem Rücken zu mir hinter ihm. Die Luft um meinen Bruder war von merkwürdiger Beschaffenheit, sie schien zu vibrieren.
    Nichts von all dem war Calvin Norris' Schuld. Er war nicht derjenige gewesen, der meinen Bruder gebissen und damit für immer verändert hatte. Calvin war ein Werpanther, und zwar von Geburt an, es war seine Natur. Ich zwang mich zu einem »Danke«.
    »Ich werde ihn morgen früh nach Hause bringen.«
    »Zu mir nach Hause, bitte. Sein Pick-up steht bei mir.«
    »In Ordnung. Dann einen schönen Abend noch.« Calvin Norris hob erneut sein Gesicht und hielt es in den Wind. Ich spürte, wie das ganze Dorf hinter den Fenstern und Türen nur darauf wartete, dass ich endlich wieder abfuhr.
    Und so tat ich es.Am nächsten Morgen um sieben Uhr klopfte Jason an meine Tür. Er hielt immer noch die Wal-Mart-Tüte in der Hand, hatte jedoch nichts daraus benutzt. Sein Gesicht war zerkratzt, und seine Hände waren von Schrammen übersät. Er sagte kein Wort. Er starrte mich nur an, als ich fragte, wie er sich fühle, und ging an mir vorbei durchs Wohnzimmer und die Diele entlang. Die Tür zum Badezimmer fiel mit einem vernehmlichen Klick ins Schloss. Im nächsten Augenblick hörte ich Wasser laufen und seufzte völlig erledigt auf. Obwohl ich gearbeitet hatte und erst um zwei Uhr nachts müde nach Hause gekommen war, hatte ich nicht viel geschlafen.
    Als Jason wieder auftauchte, stellte ich ihm Eier mit Speck hin. Mit einem Anflug von Freude setzte er sich an den alten Küchentisch: wie ein Mann, der etwas ihm Vertrautes und Erfreuliches tat. Doch nachdem er einen Moment auf seinen Teller gestarrt hatte, sprang er wieder auf, rannte zurück ins Badezimmer und warf die Tür hinter sich zu. Ich hörte, wie er sich übergab, immer wieder.
    Hilflos stand ich vor der Tür. Jason hätte sicher nicht gewollt, dass ich hineinging, das wusste ich. Nach ein paar Minuten ging ich zurück in die Küche und kippte das Essen in den Mülleimer, zwar mit schlechtem Gewissen wegen der Verschwendung, aber ich war außerstande, es selbst zu essen.
    Als Jason wiederkam, sagte er nur: »Kaffee?« Er wirkte blass um die Nase und bewegte sich, als hätte er Schmerzen.
    »Alles okay?«, fragte ich und wusste nicht, ob er zu

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