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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Toten. Dann löste sich die Menge langsam auf und verteilte sich; alle gingen ihrer Wege. Lebend, zu ihrer aller Erleichterung.
    »Schön gelöst, Häuptling«, raunte Tul in Hundsmanns Ohr, »Dreibaum selbst hätte es nicht besser machen können.«
    Dow glitt an seine andere Seite. »Was die Frauen angeht, also, wenn du mich fragst ...«
    »Ich frag dich aber nicht«, sagte Hundsmann.
    »Habt ihr meinen Sohn gesehen?« Eine Frau war noch da, die nicht nach Hause wollte. Sie ging von einem Mann zum nächsten, die Augen halb voller Tränen und das Gesicht vor Sorge verzerrt. Hundsmann senkte den Kopf und sah in die andere Richtung. »Mein Sohn, er hatte Wache, dort unten am Wasser. Habt ihr ihn gesehen?« Sie zupfte an Hundsmanns Mantel, und mit gebrochener, erstickter Stimme fragte sie wieder: »Bitte, wo ist mein Sohn?«
    »Glaubst du, ich wüsste von jedem, wo er sich aufhält?«, blaffte er in ihr nasses Gesicht. Dann stolzierte er davon, als ob er jede Menge wichtiger Dinge zu tun hätte, und dabei dachte er die ganze Zeit: Du bist ein Feigling, Hundsmann, du bist ein verdammter Scheiß-Feigling. Ein schöner Held, der gerade eine Hand voll Frauen, Kinder und alter Männer mit einem Trick überlistet hat.
    Es ist nicht leicht, Häuptling zu sein.

DAS EDLE KRIEGSGESCHÄFT
    Der große Burggraben war bereits zu Anfang der Belagerung trocken gelegt worden und bestand nun nur noch aus einer Rinne voll schwarzem Schlamm. Am entgegengesetzten Ende der Brücke machten sich vier Soldaten an einem Karren zu schaffen, zogen Leichen zur Böschung und ließen sie auf den Grund des Grabens rollen. Die Leichen der letzten Verteidiger, verbrannt und voller klaffender Wunden, blut- und schlammverschmiert. Wilde Männer, aus Ländern weit im Osten, weit hinter der Crinna, mit Bärten und zotteligen Haaren. Ihre schlaffen Körper wirkten mitleiderregend eingeschrumpelt, nachdem sie drei Monate lang hinter den Mauern von Dunbrec festgesessen und Hunger gelitten hatten. Kaum noch menschlich. Es fiel West schwer, sich am Sieg über derart traurige Geschöpfe freuen zu können.
    »Ist doch irgendwie eine Schande«, murmelte Jalenhorm, »nachdem sie derart tapfer gekämpft haben. So zu enden.«
    West sah zu, wie ein weiterer zerlumpter Körper die Böschung hinabrutschte und auf dem Haufen verdrehter, schlammiger Glieder zu liegen kam. »So enden die meisten Belagerungen. Vor allem für die Tapferen. Sie werden hier unten im Schlamm begraben, und dann wird der Burggraben wieder geflutet. Die Wasser der Weißflut werden über ihnen dahinfließen, und es wird keinen Unterschied machen, ob sie tapfer waren oder nicht.«
    Die Festung Dunbrec ragte vor den zwei Offizieren auf, als sie die Brücke überquerten, schwarze Umrisse von Mauern und Türmen wie große, kahle Löcher im schweren, weißen Himmel. Ein paar struppige Vögel kreisten über ihnen. Ein paar weitere krächzten von der zernarbten Brustwehr zu ihnen hinunter.
    Für ebendiesen Weg über die Brücke hatten die Männer von General Kroy einen Monat gebraucht. Ein ums andere Mal waren sie blutig zurückgeschlagen worden, bis sie endlich unter einem stetigen Hagel von Pfeilen, Steinen und kochend heißem Wasser die schweren Tore gestürmt hatten. Eine weitere Woche Kämpfe auf furchtbar engem Raum war nötig gewesen, um den etwa ein Dutzend Schritt langen Tunnel zu erobern, der dahinter lag, dann mit Axt und Feuer das zweite Tor zu durchbrechen und endlich die äußere Burgmauer in die Gewalt der Union zu bringen. Jeder Vorteil war aufseiten der Verteidiger gewesen. Schließlich war diese Festung mit Bedacht entworfen worden, damit es sich genau so verhielt.
    Und nachdem sie die Tore gestürmt hatten, war es erst richtig schwierig geworden. Die innere Mauer war doppelt so hoch und doppelt so breit wie die äußere und überschattete die Gänge darunter an jeder Stelle. Vor den Wurfgeschossen, die von den sechs riesenhaften Türmen auf sie herunterprasselten, hatte es keinerlei Schutz gegeben.
    Um diese zweite Mauer zu knacken, hatten Kroys Männer es mit jeder Strategie versucht, die im Belagerungshandbuch verzeichnet war. Sie waren mit Hacken und Brechstangen angetreten, aber das Mauerwerk war am Sockel fünf Schritt tief. Sie hatten sich hindurchgraben wollen, aber der Boden war außerhalb der Festung von Wasser durchdrungen, unter dem solider, angländischer Fels lauerte. Sie hatten die Mauer mit Katapulten beschossen, die mächtige Bastion damit jedoch kaum angekratzt. Dann

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