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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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DIE WAFFEN DES EHRBAREN HANDWERKS
    Superior Glokta stand in der Halle und wartete. Er streckte seinen verdrehten Hals erst zur einen, dann zur anderen Seite, bis er das gewohnte Knacken hörte und die vertrauten Schmerzfinger die verknoteten Muskeln zwischen seinen Schulterblättern packten.
Wieso mache ich das, wenn es mir doch jedes Mal wehtut? Wieso fordern wir den Schmerz heraus? Lecken am Geschwür, reiben an der Schürfwunde, kratzen am Schorf?
    »Nun?«, fauchte er.
    Die Marmorbüste am Fuß der Treppe strafte ihn mit schweigender Verachtung.
Davon bekomme ich auch sonst schon genug.
Glokta schlurfte davon, seinen nutzlosen Fuß über die Fliesen nachziehend, und das Klappern seines Stocks hallte von der hoch über ihm schwebenden, stuckverzierten Decke.
    Unter den großen Edelleuten des Offenen Rates war Lord Ingelstad, der Besitzer dieser überdimensionierten Halle, ein eher kleines Licht. Das Oberhaupt einer Familie, von dem sich das Glück im Lauf der Jahre abgewandt hatte und dessen Reichtum und Einfluss beinahe völlig dahingeschmolzen waren.
Und je kleiner der Mann, desto größer seine Anmaßung. Wieso begreifen sie es nie? Kleine Dinge sehen in einem großen Rahmen noch unbedeutender aus.
    Irgendwo in den Schatten würgte eine Uhr ein paar nachlässige Schläge hervor.
Schon recht spät. Je kleiner der Mann
,
desto länger lässt er auf sich warten. Aber ich kann geduldig sein, wenn ich muss. Auf mich warten keine atemberaubenden Bankette, keine begeisterten Menschenmengen, keine schönen Frauen. Das ist vorbei. Dafür haben die Gurkhisen gesorgt, in der Dunkelheit unter den Gefängnissen des Imperators.
Er drückte seine Zunge gegen das leere Zahnfleisch und keuchte, als er sein Bein verlagerte, die Nadelstiche von dort bis in den Rücken schossen und sein Augenlid zu zucken begann.
Ich habe Geduld. Das ist das einzig Gute daran, wenn jeder Schritt zur Qual wird. Man lernt schnell, vorsichtig aufzutreten.
    Die Tür neben ihm öffnete sich abrupt, und Glokta warf den Kopf herum; dabei versuchte er sein Bestes, nicht das Gesicht zu verziehen, als seine Halswirbel knackten. Lord Ingelstad stand in der Tür, ein breiter, väterlich wirkender Mann mit gerötetem Gesicht. Er setzte ein freundliches Lächeln auf, als er Glokta ins Zimmer bat.
Als ob ich ihm einen Anstandsbesuch abstattete, noch dazu einen willkommenen.
    »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie habe warten lassen, Superior. Ich hatte so viele Gäste, seit ich in Adua angekommen bin, dass ich gar nicht weiß, wo mir der Kopf steht.«
Hauptsache, er ist noch dran.
»So viele Gäste!«
Gäste mit gewissen Angeboten, davon bin ich überzeugt. Angeboten für Ihre Stimme. Angeboten für Ihre Hilfe bei der Wahl des nächsten Königs. Aber mein Angebot, so denke ich, werden Sie kaum ablehnen können.
»Darf ich Ihnen einen Schluck Wein anbieten, Herr Superior?«
    »Nein, Lord Ingelstad, vielen Dank.« Glokta humpelte unter Schmerzen über die Schwelle. »Ich bleibe nicht lange. Auch ich habe sehr viele Dinge, um die ich mich kümmern muss.«
Wahlen manipulieren sich nicht von selbst, müssen Sie wissen.
    »Natürlich, natürlich. Bitte setzen Sie sich.« Ingelstad ließ sich schwer in einen Sessel fallen und deutete auf einen zweiten. Glokta benötigte einen Augenblick, um es sich halbwegs bequem zu machen. Er ließ sich vorsichtig auf das Polster sinken und schob dann die Hüften hin und her, bis er eine Haltung gefunden hatte, in der sein Rücken nicht ständig schmerzte. »Und was wünschen Sie mit mir zu besprechen?«
    »Ich komme im Auftrag von Erzlektor Sult. Ich hoffe, Sie werden es mir nicht verübeln, wenn ich es rundheraus sage: Seine Eminenz wünscht Ihre Stimme.«
    Die schweren Gesichtszüge des Edelmannes verzogen sich in vorgetäuschter Verwunderung.
Sehr schlecht vorgetäuscht, im Vergleich.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich Sie recht verstehe. Meine Stimme hinsichtlich welcher Angelegenheit?«
    Glokta wischte sich ein wenig Feuchtigkeit aus dem Augenwinkel.
Müssen wir denn hier einen derart würdelosen Tanz aufführen? Sie haben dafür nicht die Statur und ich nicht die Beine.
»Hinsichtlich des nächsten gekrönten Hauptes, Lord Ingelstad.«
    »Ah. Das.«
Ja, das. Idiot.
»Superior Glokta, ich hoffe, ich enttäusche weder Sie noch Seine Eminenz, einen Mann, für den ich den höchsten Respekt empfinde.« Ingelstad neigte übertrieben dienstbeflissen den Kopf. »Aber ich muss Ihnen sagen, dass ich es mit meinem Gewissen nicht

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