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Kohärenz 02 - Hide*Out

Kohärenz 02 - Hide*Out

Titel: Kohärenz 02 - Hide*Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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erwiderte die Frau ungehalten. »So schlau ist Jeremiah selber, vielen Dank. Dass man nichts Vertrauliches übers Telefon erzählen sollte, hat er uns übrigens schon gepredigt, als du wahrscheinlich noch nicht mal gewusst hast, was ein Computer ist.«
    Christopher hob die Augenbrauen. Er konnte sich nicht erinnern, das jemals nicht gewusst zu haben. Sein Vater war Programmierer; Christopher hatte vor einem Computer gesessen, seit er denken konnte. »Und wie will er es dann machen?«
    »Na, wie wohl? Er wird nach Santa Cruz gefahren sein.«
    Das hatte Christopher befürchtet. Sie glaubten ihm nicht. Seit sie von dem selbstmörderischen Unternehmen zurückgekehrt waren, bei dem es ihnen geglückt war, seinen Vater aus der Kohärenz zu befreien, hatte Christopher gepredigt: Die Upgrader werden zurückschlagen! Die Kohärenz ist fuchsteufelswild! Was wir bisher erlebt haben, war noch gar nichts; der Krieg hat gerade erst begonnen!
    Und da fuhr Jeremiah Jones einfach nach Santa Cruz, das nur einen Katzensprung vom Silicon Valley entfernt lag, dem Ort, der so etwas wie die Hauptstadt der Upgrader in den USA war.
    Christopher fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht, sah hinauf zu den Bäumen, unter denen sie standen. »Ihr Freund hat nicht zufällig vergessen, dass er von der gesamten Polizei der Vereinigten Staaten gesucht wird? Dass er Nummer eins auf der Liste der gefährlichsten Terroristen ist?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Und? Denkt er, in Santa Cruz gibt es keine Polizisten?«
    »Er wird aufpassen. Er ist schon groß, weißt du? Erwachsen, wie man so sagt.«
    Machte sie sich keine Sorgen? Sie redete, als lege sie es darauf an, ihn zu provozieren.
    »Ich hätte wenigstens mitkommen können«, stieß Christopher hervor. »Für alle Fälle.«
    Sie strich ihre langen weißblonden Haare zurück. »Tja. Er wird wohl geglaubt haben, er schafft es auch ohne dich.«
    Christopher starrte sie an, hatte auf einmal das Gefühl von Atemnot. Was garantiert nicht an der Umgebung lag, denn so viel sauerstoffhaltige, saubere und klare Luft wie hier mitten in den tiefen Wäldern entlang der Grenze zu Kanada gab es selten in den von Menschen besiedelten Teilen der Welt.
    Nein, es lag daran, dass er auf einmal jäh begriff, was es mit dem Stillschweigen von Serenitys Vater auf sich hatte. Warum ihm Jeremiah Jones nichts von seinen Plänen gesagt hatte. Warum sich niemand darum gekümmert hatte, dass er, Christopher, Bescheid wusste.
    Der Grund war verdammt einfach: Man traute ihm nicht mehr! Seit der Sache im Silicon Valley, seit seinem riskanten Alleingang, trauten sie ihm nicht mehr über den Weg. Ja, wahrscheinlich waren sie sogar ziemlich sauer auf ihn; hatten das Gefühl, von ihm hintergangen und reingelegt worden zu sein.
    Das Blöde war, dass er es ihnen nicht mal verdenken konnte. Er hatte eben geglaubt, dass es anders nicht ging. Er war es so gewöhnt, alles alleine machen zu müssen.
    Er merkte, wie seine Schultern herabfielen. »Okay«, sagte er und hatte auf einmal so die Nase voll von allem. Von diesem Camp. Von den primitiven Lebensbedingungen hier. Von der Kälte nachts und den feuchten Klamotten und dem eisigen Wasser, das alles war, was man zum Waschen zur Verfügung hatte; von dem ewigen Fleisch jeden Tag, von den Bäumen und Büschen, die einem ständig im Weg waren, von dem unebenen Waldboden voller Löcher, in denen man sich den Fuß brechen konnte, und vor allem… vor allem! … hatte er die Nase voll von diesen verdammten Insekten. Unablässig umschwirrte einen dieses impertinente Viehzeug, krabbelte und summte und stach und biss und juckte und flog in Augen und Mund und Nase und Ohren, verfing sich in den Haaren, in den Klamotten… Wirklich, er hatte genug. Restlos genug.
    »Okay«, sagte er noch einmal. »Verstehe.« Er nickte, um zu zeigen, dass er es wirklich verstand. »Dann ist ja gut. Wenn Sie sich keine Sorgen machen… wieso soll ich mir dann welche machen?«
    Damit drehte er sich um und ging. Oder stolperte, wie immer, wenn er sich auf diesem blöden Waldboden fortbewegen musste. Egal. Nur weg.
    War doch bestens, wenn sie ohne ihn zurechtkamen. Sollten sie doch. Er hatte ihnen ein faires Geschäft angeboten: Er hatte ihnen erklärt, wer ihr wirklicher Gegner war, und außerdem hatte er die Computer der Satellitenüberwachung so manipuliert, dass sie das Camp nicht aufspüren konnten. Im Gegenzug hatte er nur darum gebeten, dass ihn Dr. Connery von dem Chip befreite. Das war alles gewesen.
    Und dann?

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