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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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wurden glasig, sein Geldkoffer fiel ihm aus der Hand, und er brach benommen zusammen.
    »Au jau, ich hab’ den Geldkoffer!« schrie die Pappnase in dem atemberaubenden Bodystocking.
    Charly Hoballa lachte Bernie Barnovic satanisch ins käsebleiche Gesicht und holte mit dem Küchenmesser zum Todesstoß aus. »Jetzt stech’ ich dich ab, Verräterschwein!« knirschte er. »Klar, amigo? Arsch …«
    Das schwangere Gespenst sprang ihn an und riß ihn zu Boden.
    »Ich hab’ den Geldkoffer!« jubelte das Gespenst. »Ich hab’ …«
    Lorcaz rappelte sich auf und drosch ihr mit dem M-16-Sturmgewehr vor den gewölbten Bauch. Es gab ein eigenartig hohles Geräusch. Das Gespenst kippte nach hinten, Hoballas Geldkoffer eisern festhaltend. Unter dem Gespensterlaken fiel ein dritter Koffer hervor und Bernie Barnovic direkt vor die Füße.
    Automatisch hob er ihn auf.
    »Der Kokskoffer!« sagte er wenig begeistert. »O je, o je, o je, ich hab’ den Kokskoffer!«
    »Rück den Kokskoffer raus, du Laus!«
    »Her mit dem Kokskoffer, Verräterschwein!«
    »Mi maleta, hijo de puta!«
    »Verhaftet sie!« brüllte Kaminski. »Alle sofort verhaf …«
    Seine Worte gingen in ohrenbetäubendem Motorenlärm unter. Wie eine Sturmflut brausten zwanzig Kamikazes auf ihren zwanzig schweren Kawasakis in das Gewühl.
    »Macht die Arschgesichter fertig!« röhrte Killer und holte mit seinem Totschläger aus, um den Rettungshubschrauber niederzustrecken, der mit Blaulicht und Sirene über das Schlachtfeld irrte.
    Ninas Besenstiel wischte den Kamikaze aus dem Sattel.
    »O je, o je, o je!« brabbelte Bernie besorgt und starrte den Kokskoffer in seinen Händen an. »Was soll ich denn bloß machen? Was soll ich denn …«
    Er verstummte.
    Denn im gleichen Augenblick bahnte sich mit Brachialgewalt eine laufende Litfaßsäule einen Weg durch die röhrenden Kawasakis der Kamikazes. Am Rand des Schlachtgetümmels blieb sie stehen. Die Litfaßsäule kippte zur Seite, und ein schöner bärtiger Mann in neuen Socken und mit einer Panzerfaust in den Händen schlüpfte heraus.
    »Meine Fresse!« geiferte Spider. »Her mit dem Koffer, oder ich jag’ dich in die Luft!«
    Er legte mit der Panzerfaust auf Bernie an. Bernie kreischte und warf den Kokskoffer in die Höhe, Spider drückte den Abzug durch …
    »Platz für den Rettungshubschrauber!«
    … und wurde von Tommy Zet gerammt. Die Panzerfaust ruckte nach oben, entlud sich mit einem donnernden Knall, und das Geschoß traf den Kokskoffer und explodierte. Brennende Kofferteile segelten auf die Kämpfenden herab, und eine Wolke aus feinem weißem Pulver legte sich über das Schlachtfeld unter dem Dom. Kaminski keuchte und schmeckte Kokain. Das Kokain war überall. Blind tastete er sich durch den Koksnebel.
    »Öm Joddes welle!« hörte er Heppekausen stöhnen. »Han die nix wie Mord un Dutschlaach em Kopp? Öm Joddes …«
    Ein dumpfes Krachen erstickte Heppekausens Worte. Lichtblitze tauchten die kämpfenden Jecken in blendende Helligkeit, der beißende Geruch von Tränengas mischte sich in die bittere Kühle der Kokswolke, der rauchige Dunst von Nebelkerzen wallte, und durch die Tränen in seinen Augen sah Kaminski Teile von Jupp Heppekausens Birnenkostüm durch die Pulverschwaden fliegen – offenbar war ein brennendes Kofferteil auf Heppekausens Kostüm gelandet und das ganze Arsenal an Blend-, Rauch- und Tränengasgranaten hochgegangen, das er unter seinem Kostüm aufbewahrt hatte.
    Hustend torkelte Kaminski weiter, vom Tränengas benommen und gleichzeitig vom Kokain aufgeputscht. Er konnte kaum etwas sehen, dafür aber ausgezeichnet hören. Und was er hörte, gefiel ihm immer noch nicht.
    »Nina, laß uns mit den Geldkoffern abhauen!«
    »Au jau, nichts wie weg!«
    »Mir nach, meine Süßen! – Macht Platz für den Rettungshubschrauber! Platz für den Rettungshubschrauber!«
    Sirenengeheul entfernte sich. Kaminski stolperte über ein Bein und fiel auf eine nackte haarige Brust. Ein Gesicht mit einer verwegen aussehenden Narbe schälte sich aus dem Koksnebel.
    »Hijo de puta!« grunzte der Rambo und holte mit seinem M-16-Sturmgewehr aus, aber Kaminski lachte nur und versetzte dem Kolumbianer einen Kinnhaken, der selbst einen Elefanten betäubt hätte. Der Rambo erschlaffte.
    »Jorge Gabriel Lorcaz«, sagte Adolf Kaminski grimmig, »Jorge Gabriel Lorcaz, du bist im Arsch, im Arsch, im Arsch!«
    Tätä-tätä-tätä! schepperte es vom Rosenmontagszug herüber.
    Und zum erstenmal seit Weiberfastnacht konnte

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