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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Aktenkoffer in der Hand auf ihn zu, während sich von links ein diabolisch grinsender Teufel, ebenfalls mit einem kleinen schwarzen Aktenkoffer in der Hand, und ein schwerbewaffneter Rambo näherten.
    Kaminski riß in wildem Triumph die Augen auf.
    Petrus, Charly Hoballa und dieses Arschloch von Lorcaz!
    Er wollte gerade die Hand heben und seinen Leuten das vereinbarte Zeichen zum Zuschlagen geben …
    »… ja, ja, ein Pferd auf’m Flur …«
    … als er einen Stoß gegen die Seite erhielt, das Gleichgewicht verlor und mit dem Kopf gegen die Betonbrüstung prallte. Benommen blieb er liegen. Die Bandagen des Mumienkostüms rutschten ihm über die Augen, aber in seinem Zustand konnte er ohnehin nichts sehen, sondern nur noch hören. Und was er hörte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
    »Schäff! Schäff! Die Spetzbove sin do!«
    »O je, o je, o je – zu Hilfe! Ich brauche dringend Hilfe! Warum hilft mir denn niemand!«
    »Nina, da kommt Petrus!«
    »Au jau, Susi, paß auf den Kolumbianer auf!«
    »Nicht schießen, ich bin doch nur der Rettungshubschrauber!«
    »Mi maleta! Donde está mi maleta, hijo de puta!«
    »Arschklar, amigo, wo ist der Koffer?«
    »Bernie, du Laus, rück sofort den Koffer raus!«
    »Au! Hören Sie auf, mir in den Arm zu beißen, Sie bescheuerte Maus!«
    »Anna, der kleine Scheißer hat mich gehauen!«
    »Du kleiner Scheißer, ich sollte dir dafür die Eier abschneiden!«
    »Stehenbleiben – Polizei!«
    »… ja, ja, ein Pferd auf’m Flur …«
    »Finger weg von meinem Antennenmann!«
    »Schäff! Schäff! Mer wäde met denne Spetzbove nit fädich!«
    Kaminski schüttelte die Benommenheit ab, zog sich an der Brüstung hoch, riß mit der einen Hand die Bandagen vom Kopf und mit der anderen seine Dienstwaffe unter dem Mumienkostüm hervor. Dann begann er, vor Wut und Verzweiflung wie ein wildes Tier loszuheulen.
    Die Polonaise hatte seine kostümierten Männer heillos durcheinandergewirbelt und sich inzwischen aufgelöst, so daß niemand mehr sagen konnte, wer Jeck und wer Fahnder war. Der Begriff allgemeine Konfusion war eine schamlose Untertreibung. Die Riesenbirne Heppekausen wurde von einer ganzen Horde Hexen niedergebützt und schien jedes Interesse an der Bekämpfung des Kokainhandels verloren zu haben. Der Kollege Lehnhard schrie wie am Spieß und drosch mit seinem Zorrocolt auf zwei der fetten Mäuse ein, die sich in seinen Arm verbissen hatten. Kommissar Röhrich lag auf dem Boden, unter Anna Lippscheidt und einer weiteren Maus begraben, zuckte nur noch schwach mit den Beinen und lief allmählich blau an. Der betrunkene Pinguin hatte sich aufgerappelt, walzte wie ein Panzer durch das Gewühl, schrie dabei wie wahnsinnig nach seinem Antennenmann und erledigte pro Sekunde etwa zwei Fahnder. In seinem Schlepptau hatte er die singende Pappnase, die jeden über den Haufen rannte, der dem Pinguin entronnen war.
    Aber am schlimmsten hatte es Bernie Barnovic erwischt.
    Selbst dem erfahrenen Kriminaloberkommissar Adolf Kaminski – er hatte in Herne Dinge erlebt, die mit grauenhaft nur äußerst unvollkommen zu umschreiben waren – sträubten sich die Haare, als er sah, was die kriminellen Elemente mit seinem besten Spitzel machten.
    Petrus hatte ihn mit der einen Hand an der Gurgel gepackt und hämmerte ihm mit der anderen seinen kleinen schwarzen Aktenkoffer vor den Kopf. Der teuflische Charly Hoballa fuchtelte mit einem riesigen Küchenmesser in der Luft herum und lauerte auf eine günstige Gelegenheit, seinem Opfer die Ohren oder sonstwas abzuschneiden. Und der kolumbianische Rambo drückte Bernie ein M-16-Sturmgewehr unter das Kinn und krümmte hämisch grinsend den Finger um den Abzug.
    »Lorcaz!« brüllte Kaminski und legte mit seiner Dienstpistole auf den Rambo an. »Die Waffe weg, du Hurensohn!«
    Der Kolumbianer fuhr überrascht herum, entdeckte Kaminski, zielte …
    »… ja, ja, ein Pferd auf’m Flur … «
    … und wurde von der singenden Pappnase gerammt. Ratternd entlud sich das Sturmgewehr, aber die Kugeln pfiffen harmlos in den Himmel. Auf der Domplatte brach Panik aus.
    »Zugreifen, Leute!« heulte Kaminski und bahnte sich mit Fausthieben und Tritten einen Weg durch das Getümmel. »Fischt sie ab, Männer!«
    »Zu Hilfe!« gurgelte Bernie Barnovic. »Ich brauche dringend Hilfe!«
    »Wo ist der Kokskoffer, du Laus?« brüllte Petrus. »Wo ist der …«
    Ein abgesägter Besenstiel pfiff durch die Luft und traf ihn voll unter dem Kinn. Petrus röchelte. Seine Augen

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