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Koks und Karneval

Koks und Karneval

Titel: Koks und Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Mäuse. Plötzlich schnappte er hörbar nach Luft – er hatte Anna Lippscheidt und die drei anderen Damen des Frauensparvereins Kamelle erkannt, die bereits Weiberfastnacht die Operation im Hauptbahnhof sabotiert hatten!
    »Verdammt!« preßte er hervor. »Heppekausen, sehen Sie die vier fetten Mäuse? Nehmen Sie sich ein paar Leute und schaffen Sie sie augenblicklich fort, verstanden?«
    »Do leever Jott! Die jecken Kamelle-Wiever! Ävver Schäff! Dat es vill zo jefährlich! Die Kamelle-Wiever han …«
    »Reden Sie nicht; handeln Sie! Ich …«
    Kaminskis Walkie-talkie summte. Er zerrte es unter den Bandagen seines Mumienkostüms hervor und ging auf Empfang. Kriminalkommissar Röhrich meldete sich.
    »Barnovic ist im Anmarsch, Chef! Müller-Lindlar und Vosswinkel folgen ihm.«
    Kaminski straffte sich. »Ausgezeichnet. Behalten Sie ihn im Auge und unternehmen Sie nichts, bis es zum Kontakt gekommen ist. – Einsatzleiter an alle! Der Tanz beginnt. Wir gehen wie besprochen vor!«
    Aus den Augenwinkeln sah er einen betrunkenen Pinguin durch die Menge wanken; ein paar von seinen Leuten stellten sich ihm in den Weg, doch der Pinguin rannte sie einfach um und stieß zu Anna Lippscheidt und den anderen Mäusen vor. Die Mäuse quiekten vor Begeisterung. Die Riesenbirne Heppekausen und zwei Zorros – die Kollegen Schmöller und Jean Lehnhard – pirschten sich an die Gruppe heran, aber ehe die drei den Pinguin und die Mäuse aus dem Verkehr ziehen konnten, fuhren ihnen zwei Hexen in die Parade. Unter einem Hagel von Besenschlägen ergriffen die Beamten die Flucht. Die Hexen kreischten vergnügt, die Mäuse quiekten noch lauter, und der Pinguin kippte fast über die Brüstung.
    Von irgendwoher drang mißtönender Gesang. »… ja, ja, ein Pferd auf’m Flur …«
    Kaminski lief ein eisiger Schauer über den Rücken. Plötzlich hatte er ein ungutes Gefühl. Dann schüttelte er die düsteren Vorahnungen ab. 200 Beamte waren im Einsatz. Weitere Hundertschaften der Bereitschaftspolizei standen in den Seitenstraßen auf Abruf bereit. Und seit Weiberfastnacht hatte er ganz bestimmt dazugelernt.
    Es konnte nichts schiefgehen.
    Kaminski blickte auf.
    Einen Moment lang entstand eine Lücke im Kordon der kostümierten Polizisten. Ein Gnom in natogrünem Trenchcoat und mit einer verbogenen Antenne auf dem Kopf wurde durchgelassen, dann schloß sich die Lücke wieder.
    Bernie Barnovic!
    Kaminski lächelte zufrieden.
    Jorge Gabriel Lorcaz, Charly Hoballa, das Duo Infernale und all die anderen kriminellen Kokser waren im Arsch. Sie wußten es noch nicht, aber sie waren im Arsch, im Arsch, im Arsch.
     
    »O je, o je, o je«, sagte Bernie Barnovic.
    Mit sorgenvoller Miene schob er eine Handvoll Erdnüsse in den Mund, aber die Nüsse halfen ihm auch nicht weiter – weder spirituell noch überhaupt. Hinter ihm lag eine schlaflose Nacht voller Todesahnungen und ohne jedes Kokain – und vor ihm der größte Verrat in der Geschichte des organisierten Drogenhandels. So war es eigentlich kein Wunder, daß ihm jeder karnevalistische Frohsinn abging. Nur die Gewißheit, daß es sich bei den schunkelnden, singenden Jecken rund um den Dom ausnahmslos um getarnte Drogenfahnder handelte, spendete ihm etwas Trost. Wenn er überhaupt eine Chance hatte, das bevorstehende Kokain-Desaster zu überleben, dann lag sie in der Übermacht der Staatsgewalt.
    Deprimiert kaute er auf seinen Erdnüssen herum und suchte noch deprimierter die Menge nach KOKs Kaminski ab. Seine Miene hellte sich ein wenig auf, als er die Mumie an der Brüstung entdeckte. Er winkte ihr zu, aber sie würdigte ihn keines Blickes. Bernie konnte nur hoffen, daß das kein Omen war. Ein paar Meter weiter war es zu einer Rangelei zwischen einer Riesenbirne, zwei Zorros und einer Horde Hexen und Mäusen gekommen. Bernie fiel vor Überraschung fast die Antennenkappe vom Kopf, als er hinter den Kämpfenden den spendablen Pinguin aus dem Filos erspähte. Der Pinguin hing halb über der Brüstung und drohte jeden Moment in die Tiefe zu stürzen. Seine Hilferufe deuteten an, daß auch ihm jeder karnevalistische Frohsinn abging.
    Bernie nickte verständnisvoll.
    Er konnte nur zu gut nachempfinden, wie dem Pinguin zumute war.
    Er verdrehte den Kopf und hielt Ausschau nach der Pappnase im Bodystocking und dem schwangeren Gespenst, nach dem Rambo und dem Teufel und nach den Kamikaze-Killern, doch alles, was er sah, waren die Pappnasen und Clowns vom Kölner Rauschgiftdezernat.
    Einer der

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