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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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verkündete sie wissend. »Sie hat Angst, dass sich irgendein anderes Mädchen neben Gordon setzt.«
    Auf der Insel gibt es keine Schule, deshalb müssen alle Schüler der Insel mit der Fähre zum Festland übersetzen. Das dauert etwa vierzig Minuten, morgens wie abends, aber sowohl die Grundschule als auch die weiterführenden Schulen sind vom Anleger aus bequem zu Fuß zu erreichen. Die Überfahrt auf der Fähre ist einfach cool, und wie immer hatte Meg mit ihrer vorwitzigen Bemerkung den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich wollte mit Gordon zusammen übersetzen. Im letzten Jahr hatte ich zu den Außenseitern gehört und entweder bei Neal und Megan gesessen oder allein an der Reling gestanden, manchmal auch mit jemandem wie Jeff Rankin. Dabei hatte ich so getan, als ob es mir nichts ausmachte, dass die »coolen« Leute sich am Bug drängten, wo sie lachten und herumalberten – und gar nicht auf dem Schirm hatten, dass es mich gab.
    Dieses Jahr würde es anders werden. Jetzt hatte ich einen Platz und eine Identität, ich war »Laurie Stratton, die Freundin von Gordon Ahearn«, und ich würde mit den anderen zusammen am Bug stehen, Gordon würde lässig den Arm um meine Schultern legen, während wir den Seewind und die heranwehenden Schaumflocken miteinander teilten.
    Â»Mir geht es wieder gut. Wirklich.« Und um es Mom zu beweisen, aß ich etwas zum Frühstück, nicht viel, nur ein paar Happen Toast und etwas Kaffee. Dann machte ich mich mit meinen Geschwistern zusammen zum Anleger auf, der eine halbe Meile von unserem Haus entfernt ist.
    Sobald wir aus der Tür waren, schoss Neal davon und war weg, er rannte die Beach Road runter und verschwand hinter der Kurve. Neal geht nie, wenn er auch rennen kann. Meg ist kräftig, aber ein bisschen pummelig, und ich bin dünn, aber faul, deshalb trabten wir nebeneinanderher und genossen den Morgen, denn wir wussten, Neal würde schon dafür sorgen, dass die Fähre auf uns wartete, sollten wir ein paar Minuten zu spät kommen.
    Als wir dann um die Kurve bogen, konnten wir die Leute schon am Anleger stehen sehen. Rennie und Mary Beth kamen immer ganz früh, weil ihr Dad die Fähre steuerte, und dann wimmelte noch ein Haufen kleinerer Kinder rum, die stolz ihre Rucksäcke rumzeigten und so taten, als wollten sie einander ins Wasser schubsen. Jeff Rankin stand allein an der Kaimauer. Darlene und Blane waren da. Und ein Stück hinter ihnen entdeckte ich Gordon, der mit Natalie redete.
    Ich hob die Hand und winkte.
    Darlene winkte zurück, aber es war irgendwie komisch. Sie hob die Hand halb, dann guckte sie zu den anderen rüber und nahm sie langsam wieder runter. Gordon schien mich nicht zu sehen, was ziemlich seltsam war, weil ich eigentlich genau in seinem Blickfeld stand.
    Ich ging langsamer, und Meg tapste vor mir her, sie warf einen Blick über ihre Schulter.
    Â»Kommst du, Laurie?«, rief sie.
    Â»Ja.«
    Irgendwas war im Busch. Ich spürte feindselige Schwingungen, die mir entgegenkrochen. Meine bösen Vorahnungen steigerten sich noch, als ich näher kam, und ich wurde immer langsamer.
    Â»Hi«, sagte ich, so lässig ich konnte, als ich zu den anderen stieß. »Was ist los?«
    Keiner von ihnen lächelte, sie versuchten nicht mal so zu tun. Es herrschte Schweigen.
    Dann sagte Natalie: »Du hast was verpasst gestern Abend. Das war eine ziemlich tolle Party.«
    Â»Das glaube ich sofort«, sagte ich. »Es tut mir so leid, dass ich absagen musste. Du hättest mich aber nicht dabeihaben wollen, sag ich dir, nicht in dem Zustand, in dem ich war.«
    Â»Heute Morgen scheint ja alles okay zu sein«, sagte Gordon, der mich nicht mal mit einem Hi begrüßt hatte.
    Â»Ist auch so«, sagte ich. »Das ist wie ein Wunder.«
    Â»Sieht ganz so aus. Und wann ist es passiert?«
    Â»Wann ist was passiert?« Verblüfft schaute ich von einem unfreundlichen Gesicht zum anderen. »Hey, was habt ihr denn bloß?«
    Â»Das Wunder«, sagte Gordon. »Wann ist es passiert? Kurz nachdem du meine Mom angerufen hast?«
    Â»Weißt du was, Laurie«, sagte Natalie, »lass doch das Getue, bevor das alles noch peinlicher wird, als es jetzt schon ist. Wir wissen, dass du nicht krank warst.«
    Â»Was soll das denn heißen?«
    Â»Was ich gesagt hab. Wir wissen, dass du lügst. Das hat meinen Dad ein Hummeressen von zwanzig Dollar

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