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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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gekostet. Wenn du nicht kommen wolltest, dann hättest du das gleich sagen können.«
    Â»Ich weiß überhaupt nicht, wovon du redest.« Ich drehte mich zu Darlene um. »Was redet sie da?«
    Â»Das war schließlich keine Grillparty im Garten oder so, Laurie.« Darlenes leises Stimmchen hatte einen anklagenden Ton. »Das war eine echte Abendgesellschaft. Nats Familie hat sich wahnsinnig Mühe gegeben, alles ganz toll auszurichten … mit einer Band und diesem Wahnsinnsessen.«
    Â»Wenn ich gewusst hätte, dass du nicht kommen wolltest, dann hätte ich jemand anders an deiner Stelle eingeladen«, sagte Natalie. Ihr hübsches herzförmiges Gesicht war vor Wut rot angelaufen.
    Â»Wo hast du das bloß her, dass ich nicht kommen wollte?« Langsam wurde ich auch wütend. »Was blieb mir denn anderes übrig? Man wird ja nicht mit Absicht krank. Du glaubst wohl, ich finde es witzig, im Bett zu liegen, wenn ihr anderen alle feiert!«
    Â»Nun hör aber mal auf, Laurie«, sagte Gordon. »Du warst ebenso wenig zu Hause im Bett wie ich.«
    Â»Ich hatte Magen-Darm-Grippe«, sagte ich. »Wenn du mir nicht glaubst …«
    Â»Tu ich nicht.« Sein Ton war knallhart. »Ich hab dich nämlich gesehen.«
    Â» WAS ?«
    Â»Die Band hatte Pause gemacht, also bin ich ein bisschen an die Luft gegangen. Der Mond schien hell und ich hab dich am Strand gesehen.«
    Â»Gordon, du bist doch nicht ganz dicht!« Ungläubig starrte ich ihn an. »Gestern Abend hab ich keinen Schritt vor die Tür gemacht. Du kannst meine Eltern fragen.«
    Â»Nicht nötig. Ich hab dich gesehen. Beantworte mir also eine Frage: Mit wem hast du dich da getroffen? Und sag jetzt nicht, mit niemandem. Das kaufe ich dir nämlich nicht ab. Es war einer von den Sommertypen, stimmt’s? Welcher? Dieser Typ aus Princeton? Oder der mit dem Bart, der dich im Tennisklub so angeglotzt hat?«
    Er war wütend. So rasend hatte ich Gordon noch nie gesehen. Er hatte das Kinn vorgereckt und seine Augen so zusammengekniffen, dass das Grün aus den Schlitzen sprühte.
    Mr Ziegler ließ die Bootspfeife ertönen, und plötzlich merkte ich, dass wir als Einzige nicht an Bord gegangen waren.
    Â»Darauf versuche ich nicht mal zu antworten«, sagte ich mit so viel Würde, wie ich aufbringen konnte. »Es gibt keine Antwort darauf. Ich war zu Hause und lag krank im Bett. Punkt. Wenn du jemanden am Strand gesehen hast, dann war ich das bestimmt nicht.«
    Einen Augenblick lang sprach niemand ein Wort.
    Dann sagte Natalie leise: »Das stimmt nicht. Ich war mit Gordon zusammen. Wir haben dich beide gesehen. Und es kann nicht sein, dass es jemand anders gewesen ist als du.«

ZWEI
    E S WAR EIN LANGER, SELTSAMER TAG.
    Ich zog durch, was man am Anfang eines neuen Schuljahres durchzuziehen hat. Ich ging ins Büro und ließ mir ein Schließfach zuweisen, füllte Formulare aus und suchte mir meine neuen Unterrichtsräume.
    Leute, die ich seit dem letzten Frühling nicht gesehen hatte, begrüßten mich auf den Fluren, und ich lächelte, sagte was Freundliches und gab die passenden Antworten auf die üblichen Fragen.
    Â»Nein, wir waren nicht verreist in den Ferien. Und du?«
    Â»Ich bin viel geschwommen, hab ein bisschen Tennis gespielt und einfach abgehangen. Und was hast du so gemacht?«
    Â»Oh … danke. Aber das wäre ja auch komisch, wenn ich nicht braun geworden wäre, schließlich lebe ich auf der Insel.«
    Und unter der Oberfläche kochte ich die ganze Zeit. Wie konnte Gordon nur so dreist sein, mir etwas anhängen zu wollen, von dem ich genau wusste, dass ich es nicht getan hatte? »Ich hab dich gesehen«, hatte er beharrt, und das nicht nur einmal, sondern mehrmals, ohne einen Anflug von Zweifel in der Stimme. Natalie hatte es bestätigt. »Wir haben dich beide gesehen« – dabei war das völlig unmöglich, weil ich nicht dort gewesen war! Es zählte auch nicht, dass ich es abgestritten hatte. Sie wollten mir einfach nicht glauben. Natalie hatte auch kein Blatt vor den Mund genommen und geradeheraus gesagt: »Wir wissen, dass du lügst.«
    Und was genau hatten Gordon und Natalie da draußen am Strand überhaupt zusammen gemacht? Diese Frage tauchte mitten am Vormittag auf, als ich in der Bibliothek stand. Natalie hätte mit Carl zusammen sein sollen, der sie an diesem Abend zur Party begleitet hatte,

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