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Komm zu mir, Schwester!

Komm zu mir, Schwester!

Titel: Komm zu mir, Schwester! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Duncan
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aber er saß nun mal neben mir, so als unfreiwilliges Publikum, und ich musste mit jemandem reden, sonst wäre ich geplatzt. »Gordon will mir nicht glauben«, erzählte ich ihm. »Er schwört, er habe mich am Strand gesehen. Er hat mich beschuldigt, nur krank gespielt zu haben, damit ich mich mit jemand anderem treffen konnte.«
    Â»So was denkt Gordon Ahearn?« Da war ein Anklang von Sarkasmus in Jeffs Stimme. »Das ist doch verrückt. Wissen doch alle, dass du nach seiner Pfeife tanzt.«
    Â»Gar nicht!«
    Â»Doch, ist so. Du bist so treu wie ein kleiner Hundewelpe. Er schnippt mit den Fingern und du springst. So läuft das immer mit Ahearns Freundinnen.«
    Â»Du hast doch keine Ahnung von meiner Beziehung mit Gordon«, sagte ich gereizt. »Ich mache, was ich will. Über mein Leben bestimmt niemand.«
    Â»Dann warst du also da und hast mit einem anderen Typen rumgemacht?«
    Â»Nein, war ich nicht.« Das reichte jetzt aber. »Ich hab’s dir doch gerade erzählt, ich war zu Hause im Bett. Gordon hat mich nicht am Strand gesehen.«
    Â»Und warum behauptet er das dann?«, fragte Jeff.
    Â»Keine Ahnung.« Ich machte eine Pause und gab dann die letzte Information zum Besten. »Nicht nur Gordon sagt das. Natalie war auch da. Sie schwören beide, dass sie mich gesehen haben.«
    Â»Also gibt es drei Möglichkeiten.«
    Â»Und die wären?«
    Â»Die erste: du warst da, willst es aber nicht zugeben. Die zweite: du warst nicht da, und Gordon und Nat stecken unter einer Decke.«
    Â»Und die dritte?«
    Â»Sie haben jemanden gesehen, der genauso aussieht wie du.«
    Als er mir den Fall so darlegte, konnte ich nur noch nicken. Das waren tatsächlich die einzigen drei Möglichkeiten.
    Â»Aber warum sollten sie sich so eine Geschichte ausdenken?«, fragte ich verwirrt.
    Â»Gute Frage. Erzähl du es mir.«
    Â»Es gibt keinen Grund.«
    Â»Und was bleibt dann noch übrig?«
    Â»Nummer drei. Dass da gestern Nacht am Strand ein Mädchen war, das ausgesehen hat wie ich. Aber Gordon sagt, der Mond schien hell. Kaum zu glauben, dass sich er und Nat beide getäuscht haben, besonders weil sie nicht damit gerechnet hatten, mich da zu sehen.«
    Â»Du siehst schon irgendwie ungewöhnlich aus«, meinte Jeff.
    Â»Na, danke.«
    Er entschuldigte sich nicht, hatte ich auch nicht erwartet. Doch er drehte sich zu mir und musterte mich abwägend. Es war immer ein Schock, wenn Jeff einen direkt ansah, denn die beiden Seiten seines Gesichts waren so verschieden. Ich hatte an seiner guten Seite gesessen, als er sich mir zuwandte, also brauchte ich erst mal eine Sekunde, um mich darauf einzustellen.
    Er betrachtete mich eine Weile, dann schüttelte er den Kopf.
    Â»Nein, es gibt nicht viele Leute hier, die dir ähnlich sehen.«
    Die ganze Fahrt zur Insel grübelte ich über seine Bemerkung nach. Sie war unhöflich, aber wahr. An meinen besten Tagen neigte ich dazu, mein Aussehen als »exotisch« zu beschreiben. Gordon machte manchmal Witze darüber, dass ich als Indianerin durchgehen könnte mit meinem dunklen Teint, den hohen Wangenknochen und den Mandelaugen. »Schlafzimmeraugen« nannte er sie. Er fand sie sexy, sollte das heißen. Mein Vater nannte sie »Alien-Augen«, weil sie dieselbe Form hatten wie die Augen, die er den Mädchen aus anderen Welten in seinen Romanen gab. Wenn ich mir meine Eltern anschaute, die beide so blond und hellhäutig waren, und Neal und Meg mit ihren hellblauen Augen und sommersprossigen Nasen, dann fragte ich mich manchmal, wie ich es wohl fertiggebracht haben mochte, in so eine Familie hineingeboren zu werden.
    Hieß das also, dass es noch ein anderes Mädchen gab, das auch »ungewöhnlich« aussah? Dass sie auf Brighton Island lebte und ich ihr nie über den Weg gelaufen war? Das schien unmöglich. Natürlich strömten im Sommer die Touristen auf die Insel, aber wenige blieben bis in den September hinein, schon gar nicht Leute mit Kindern. Rennie arbeitete während der Sommermonate mit seinem Vater auf der Fähre, und er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, alle Mädchen genau unter die Lupe zu nehmen. Wenn eine dabei gewesen wäre, die als mein eineiiger Zwilling durchgehen konnte, hätte er es bestimmt erwähnt. Und sei es auch nur, um mich damit aufzuziehen.
    Womit wir wieder bei Jeffs Vorschlag Nummer zwei wären: dass Gordon und

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