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Komm

Titel: Komm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janne Teller
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die Kinder gegen einen Baum.
     
    Davon handelte I.O.s nächstes Buch.
     
    Es errang einen Haufen Preise.
     
    Es verkaufte sich noch besser.
     
    Schnee in der Nacht hat etwas Besonderes.
    Als fiele er leiser als am Tage. Obwohl der Wind wieder etwas aufgefrischt hat. Die Flocken sind größer geworden, aber sie schwirren so dicht, dass er sie schwer voneinander unterscheiden kann.
    Hier vom Fenster aus kann man die Fußspuren nur in dunklen regelmäßigen Flecken vermuten, wie Schatten unter einer Schnur mit gelöschten Lampen.
     
    Was weiß er eigentlich von Petra Vinter?

XXXIII
    I n jeder menschlichen Handlung liegt der Keim zu den Handlungen vieler«, liest er auf der letzten Seite des Manuskripts.
     
    Wo war das doch gleich? Richtig, eine Preisverleihung, ein Empfang. Ist schon länger her. Sie lehnte am Türrahmen, jetzt weiß er es wieder.
    »In jeder menschlichen Handlung liegt der Keim zu den Handlungen vieler«, sagte sie.
    Sie sprach mit jemand anderem. Sie stand direkt hinter ihm, er kann sich daran erinnern, weil ihm etwas in dem Satz aufgefallen war, das er behalten wollte, obwohl er nicht wusste, weshalb. Mit wem hatte sie sich unterhalten? Im letzten Jahr war es nicht, nein, denn da hielten sie ihren Empfang im Industriemuseum ab. Es war im Jahr davor. Damals sprach Petra Vinter noch mit dem Autor. Im Post- und Telegrafenmuseum.
    Was bedeutet ein Satz?
     
    Literatur, die auf der Wirklichkeit aufbaut, muss notwendigerweise der Wirklichkeit ähneln. Muss sich notwendigerweise bei der Wirklichkeit bedienen.
     
    So steht es in seiner Rede.
    Der Autor hat nichts Unrechtes getan, wenn er den Satz aus seinem Gespräch mit Petra Vinter übernommen hat. Das tun alle Autoren. Andere Künstler ebenso: Fotografen machen Bilder von der Wirklichkeit, Maler, wenn sie nicht abstrakt malen, malen die Wirklichkeit. Zwar in ihrer eigenen Version, aber sie stützen sich auf die existierende Wirklichkeit. Und woher haben sie ihre abstrakten Ideen, wenn nicht aus der Wirklichkeit und den abstrakten Gemälden in ihrer Umgebung?
     
    Wenn das Kunstsein für den Missbrauch der Wirklichkeit entschädigt, was ist, wenn es sich um schlechte Kunst handelt? Was ist, wenn es keine Kunst ist?
     
    Eine verzerrte Wirklichkeit würde man ja innerhalb des Journalismus niemals zulassen. Nicht einmal in der Sensationspresse. Man könnte das Zeitungshaus verklagen.
    Wen verklagt man wegen Missbrauchs in schlechter Literatur? In einer Literatur, die keine Literatur ist?
    Und wenn der Markt das Buch mag? Ist alles Übrige dann egal? Ja, würde sein Schwiegervater sagen. Muss er es dann nicht verantworten, dass er es dem Markt vermittelt hat? Nein, würde sein Schwiegervater sagen.
    Aber wenn nicht er die Verantwortung hat, wer dann?
    Das Quadrat von Null ist Null.
     
    Auf der Nachrichtenliste ist ein Artikel über die Landwirtschaft erschienen, die unter Druck geraten ist. Wieder einmal. Säue, die an die Roste im Stallboden gekettet werden, damit sie nicht ihre Ferkelchen erdrücken. Ja, schau, darüber könnte man sich auch aufregen! Schweine sind intelligente Tiere, wenn man den Fachleuten trauen darf. Brauchen Platz, Bewegung. Wir müssen etwas zu essen haben. Auch die ärmeren Leute. Also wer kann die Bauern dafür kritisieren, dass sie die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um billige Nahrungsmittel für alle herzustellen?
    Draußen in der Welt schlachten sie sich gegenseitig ab, da kann man nicht dahocken und sich um Ferkel sorgen.
    Wer dann?
    Die Verbraucher? Die Politiker? Wer ist verantwortlich, oder ist die Welt nicht einfach so: Der Mächtige nutzt den weniger Mächtigen aus?
    Was ist das Quadrat von 5 Millionen?
    Und was, wenn es anders wäre?
    Es ist nicht anders!
    Das ist nicht die Welt, in der ich leben will, sagt Petra Vinter. Wir haben alle die Verantwortung für das, was wir beeinflussen können.
    Ja, und es ist deine Verantwortung, dass es einfach unerträglich ist, dir zuzuhören!
     
    Das erinnert ihn an etwas, was seine Frau einmal gesagt hat. Es muss zu Beginn ihrer Ehe gewesen sein. Nein, noch vor ihrer Hochzeit. Sie hatten sich eben kennengelernt. Er war dabei, ihre Visionen für das Land zu lektorieren. Sie hatten einen Kaffee vor sich stehen, und der Tisch war mit Papieren übersät. Es war ein phantastisches Buch, phantastische Visionen. Sie hatten es verdient, im ganzen Land verbreitet und von allen gelesen zu werden, ja, in der ganzen Welt. Er wusste, dass sein Verlag zu klein war, um das Buch

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