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Kommt ein Löwe geflogen

Kommt ein Löwe geflogen

Titel: Kommt ein Löwe geflogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Knister. »Und da ich erst in der Dunkelheit ankommen will, um nicht gesehen zu werden, muß ich meine Geschwindigkeit ein wenig verringern.« Er zog an einer Leine und drosselte den Motor.

Punsch macht froh, aber müde

    Auf der Leuchtturminsel dachte niemand daran, daß Mister Knister in seinem seltsamen Luftschiff ihretwegen unterwegs sein könnte. Zwar hatte Möwe, die pfeilschnell herangeflogen war, von ihrer Begegnung erzählt, und Wu hatte berichtet, daß es sich dabei ganz sicher um jenen graukarierten Herrn mit dem gräßlichen Krokodil gehandelt habe, dem sie beim Sultan begegnet waren — aber von seinen finsteren Plänen wußte niemand etwas.
    Möwe berichtete Nenekiki von dem Besuch bei ihren Eltern, und Nenekiki nieste und meinte: »Nun ist ja alles gut.«
    Langsam wurde es dunkel.
    Onkel Guckaus hatte die Leuchtturmlampe längst angestellt. Ihr langer Scheinwerfer-Zeigefinger fuhr kreisend durch die Dämmerung und wurde auch von Mister Knister wahrgenommen, der — wenn er auch noch weit entfernt war — doch den Motor des Krozeppons nun ganz abstellte.
    Onkel Guckaus hatte in der Leuchtturmstube einen mächtigen Topf voll starken braunen Punsches gebraut, den er auf die Wiese vor dem Leuchtturm trug, wo Kim und Pips und Dok aus trockenem Schilfgras, Asten und angeschwemmten Holzstücken einen großen Stoß aufgeschichtet hatten.
    »Donnerkiel — huck!« seufzte Vater Schluckauf voll Freude, als er den bauchigen Topf erblickte, aus dem heraus es wohlig duftete.
    Pips entzündete die Kerzen in den roten, gelben und blauen Lampions rings um den Platz.
    Am nächtlichen schwarzen Himmel begannen die Sterne zu strahlen — das war der richtige Augenblick, fand Dok, um den Holzstoß zu entzünden. Prasselnd züngelten die Flammen empor, winzige Funken sprühten auf. Onkel Guckaus schenkte den Punsch ein, und alle lagerten sich um das Feuer, das in ihren Augen leuchtend rot widerstrahlte.
    »Eine herrlich schöne Nacht!« seufzte Wu. »Es ist wirklich schade, daß Totokatapi und der Sultan sie nicht mit uns erleben!«
    »Und Löwe!« sagte Pips.
    »Meinetwegen auch Löwe!« antwortete Wu.
    Von oben sah die Leuchtturminsel auch sehr festlich aus. Aber Mister Knister hatte keine Augen für das schöne Bild.
    Er ließ sich auf seinem Krokodil vom Wind lautlos nähertreiben. Dann beugte er sich über den Rand des Korbes und schaute durch ein Fernglas hinunter.

    »Vortrefflich«, flüsterte er. »In kurzer Zeit werden alle sehr fröhlich sein, und nicht lange danach werden sie einschlafen.«
    »Es wird aber auch Zeit!« sagte das Krokodil. »Mir wird allmählich der Schwanz müde. Und ich sehne mich nach einer Badewanne und einem Bett!«
    »Seid mal still!« kläffte Wu unten. »Irgend jemand, der nicht zu uns gehört, hat eben gesprochen. Und mir ist ein ganz unangenehmer Geruch in die Nase gekommen — auf
    meine Nase kann ich mich verlassen... Es sollte mich nicht wundern, wenn...«
    »Dudödeldidödeldidö!« sang Vater Schluckauf. »Dies ist ein ganz verdammt guter Punsch — huck — Guckaus, du sollst leben!«
    »Prost, Onkel Guckaus!« riefen alle. Die Hitze des Holzfeuers machte sie durstig. Onkel Guckaus begann das Lied vom fahrenden Seemann zu singen, der »immer um die Welt rum, immer um die Welt rum« segelte, »denn die Welt ist krumm, krumm, denn die Welt ist krumm, krumm«. Und dieser Gesang, an dem sie alle teilnahmen, machte sie noch durstiger.
    So wurde es immer später. Die Kerzen in den Lampions verlöschten nach und nach. Das Feuer war zu einem winzigen Gluthaufen zusammengefallen, die Gläser waren ausgetrunken, der Punschtopf war leer.
    Dok erhob sich als erster und mahnte: »Nun aber in die Betten!«
    Mister Knister verfolgte den Aufbruch durch sein Fernglas. Er sah Onkel Guckaus mit dem Punschtopf die Karawane in den Leuchtturm anführen: »Immer um die Welt rum!« Hinter ihm tänzelte Kater Schipp: »Denn die Welt ist...« — »krumm, krumm...«, summte Wu. Und Nenekiki tanzte mit ihrem Schal hinterher: »Immer um die...« — »Welt rum!« sang auch Pips, die sich bei Kim eingehängt hatte. Auf ihrer Schulter saß Ka und krähte: »Welt krumm, rum, rum!« Zie zottelte mit gesenkten Hörnern hinterher und meckerte leise: »Endlich mal — rum, rum — etwas los — Welt krumm, Welt krumm — auf dieser einsamen Insel.« So trottete sie in ihren Stall und hörte die anderen noch lange die Treppen des Leuchtturmes hinaufstapfen, trampeln und singen. Dok ging als letzter und paßte auf,

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