Kommt ein Löwe geflogen
daß keiner draußen blieb und verlorenging. Nur Vater Schluckauf stieg nicht in den Leuchtturm hinauf. Er schwankte fröhlich über den Hügel hinunter in seine Kate.
Auch er sang dabei: »Ein verdammt guter Welt rum, krumm, Punsch, Guckaus und — huck — hurra, da bist du ja, altes Flugzeug, tralala, in die Federn, schlaf dich aus, morgen mußt du wieder raus, denn die Welt ist krumm, drum mußt du immer rum! Uaah — huck!«
Mit diesem letzten Seufzer fiel er auf sein Bett und schlief ein, ohne sich erst auszuziehen.
Auch in der Leuchtturmstube schliefen alle: in den Betten, auf den Stühlen, im Sessel, auf dem Teppich, auf Kissen und Decken.
Punsch kann herrlich schmecken, aber er macht müde.
Als sich kein Laut mehr unten rührte, höchstens ein leises, fröhliches Gesumm im Schlaf, ließ Mister Knister ein klein wenig Gas aus der Ballonhülle des Krozeppons entweichen. Langsam und lautlos, leicht wie eine Feder, sank das seltsame Luftschiff zu Boden und landete unhörbar hinter den zwei Kiefern am äußersten Zipfel der Insel im Sand.
»Uff«, machte Krodi und streckte sich. Mister Knister stieg von seinem Rücken und band sein Luftschiff mit Tauen an die Bäume.
Krodi kroch aus dem Korb. »Was für eine Wohltat, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben — aber eine noch größere Wohltat ist es zu baden«, ächzte es und schob seinen langen Körper eifrig den Strand abwärts auf das Wasser zu.
»Willst du wohl herkommen!« zischte Mister Knister leise.
»Später!« schnaubte Krodi gemütlich. Schwupp — lag es in den Wellen, wälzte sich wie ein Baumstamm, bald auf dem Rücken, bald auf dem Bauch, schlug mit dem Schwanz um sich, tauchte tief, war ganz verschwunden und kam plötzlich an einer anderen Stelle triefend und prustend wieder heraus.
Mister Knister stand wütend am Ufer.
Endlich hatte sich Krodi genug erfrischt. Es patschte an Land. »Meinetwegen kann’s jetzt losgehen«, maulte es. »Aber eigentlich bin ich viel zu guter Laune, um jemanden umzubringen. Höchstens dich! Vielleicht ist noch etwas von dem Punsch da...«
»Los!« brummte Mister Knister. »Trag die Taurolle.« Er klemmte dem Krokodil eine große Rolle starken Strick zwischen die Zähne, und dann schlichen sie sich beide zum Leuchtturm hinauf.
Alles lag in tiefem Schlaf. Nur der Lichtschein des Leuchtturmes kreiste durch die Nacht. Wenn man sich nicht bewegte und den Atem anhielt, dann konnte man in Vater Schluckaufs Kate und von oben aus der Leuchtturmstube Atemzüge und Schnarchen hören. Im Stall pustete Zie im Stroh vor sich hin.
»Soll ich die Ziege fressen?« zischte Krodi leise durch die Zähne. Er konnte ja sein Maul nicht öffnen, weil er sonst die Taurolle verloren hätte. »Knacks — knacks«, gluckste er vergnügt und ließ seine Augen im Mondschein wie kleine Glühbirnen aufleuchten. »Sie könnte mir jetzt vortrefflich schmecken!«
Krodi schob seinen langen Rachen durch die Türritze und sah den schlafenden Ziegenbraten begehrlich an. Das war der rechte Augenblick für Mister Knister, um es zu kicken.
»Aua!« quietschte Krodi und ließ die Taurolle fallen.
Erschreckt riß Zie die Augen auf. »Der Punsch bekommt mir aber gar nicht«, jammerte sie verschlafen. »Ich habe Alpträume. Jetzt sehe ich schon Krokodile in meinem Stall!« Sie ließ die Augen wieder zufallen, seufzte und wälzte sich auf die andere Seite.
»Raus!« zischte Mister Knister, zog Krodi am Schwanz aus dem Ziegenstall und machte die Stalltür zu. Sorgfältig verriegelte er das Schloß von außen.
»So«, brummte er. »Dieses Tier kommt hier von alleine nicht mehr raus. Und wenn doch — so eine Ziege kann uns nicht schaden. Hauptsache, wir setzen den Doktor und die Kinder gefangen.« Er zog den großen eisernen Schlüssel, der innen in der Tür des Leuchtturms steckte, aber nicht umgedreht worden war, aus dem Schlüsselloch und verschloß die Tür von außen. Dann warf er den Schlüssel ins Gras.
»Was nun?« fragte Krodi. Er saß gemütlich auf der Treppenstufe.
»Jetzt fesseln wir den alten Fischer!« sagte Mister Knister. Er warf sich das Tau über die Schulter und ging den Hügel hinunter.
Krodi folgte ihm tapsend: »Wie ging doch das lustige Lied?«
»Keine Zeit für Lieder!« antwortete Mister Knister. Er war schon an der Kate angelangt. Vater Schluckauf lag angezogen auf seinem Federbett und schnarchte tief und zufrieden.
»Eine gemütliche Stube«, sagte Krodi und schnupperte in allen Ecken.
»Keine Zeit
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