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Kommt ein Löwe geflogen

Kommt ein Löwe geflogen

Titel: Kommt ein Löwe geflogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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alten grünen Auto bis vor das Löwenhaus, das seit der Zeit, als der Löwe ausgebrochen war, leer stand. Hinten hatte es eine Tür, vorn war es vergittert, und vor dem Gitter fiel eine hügelige kleine Wiese sanft zu einem breiten Wassergraben ab.
    Der Polizist Poch und der Zoowärter schoben die Löwenkiste mit mehreren Hau-Rucks und mit In-die-Hände-Spucken zentimeterweise über den hinteren Rand des grünen alten Autos hinaus, bis sie das Übergewicht bekam und zu Boden polterte.
    »Aua!« brüllte Löwe vor Schmerz. »Was fällt euch ein? Ich bin der Polizeipräsident von Sultanien!«
    »Nein, so was!« sagte der Zoowächter verdutzt.
    »Eine Frechheit ist das, weiter gar nichts!« antwortete Poch. »Los, anpacken! Wir rutschen, kanten und schieben die Kiste jetzt in den Löwenkäfig.«
    Leichter gesagt als getan. Der Polizist Poch und der Zoowächter mühten sich mit aller Kraft. Und Löwe in der Kiste lag bald mit den Beinen nach oben auf dem Rücken, bald mit der Schnauze nach unten, bald auf der linken, bald auf der rechten Seite. Bald hob sich die Ecke, gegen die er seinen Po gepreßt hatte, über ihm, bald saß er auf seinem rechten Ohr — es war mehr als ungemütlich.
    »So«, sagte der Polizist Poch, als die Kiste endlich in der Mitte des Löwenkäfigs stand. »Jetzt setz dich mal auf den Kistendeckel, damit er recht schwer wird. Ich nehme das Vorhängeschloß raus und ersetze es durch diesen Holzkeil, an den ich eine lange Schnur binde. Die Schnur ziehe ich durch die Gitterstäbe, führe sie über die Wiese, schleudre sie über den Wassergraben — so, in der Tat.«
    »Sehr sinnreich!« sagte der Zoowächter. »Und was nun?«
    »Jetzt gehen wir aus dem Löwenhaus, schließen die Tür fest hinter uns ab, und dann ziehe ich von außen mit dem Strick den Keil aus dem Kistenschloß. In der Tat — fertig. Die Kiste ist nicht mehr abgeschlossen, und der Löwe kann herausspazieren; dies ist — in der Tat — sehr einfach und einfach genial.«

    »Alle Achtung!« sagte der Zoonachtwächter.
    So geschah es. Löwe hätte den Kistendeckel nun öffnen können. Aber er lag ganz benommen da und rührte sich nicht.
    »Wo ist der Löwe?« fragte der Zoonachtwächter. »Es kommt keiner raus.«
    »Er hat Angst vor mir!« meinte der Polizist Poch stolz. »Wir müssen erst weggehen. Nach einer Weile wird er dann schon aus der Kiste krabbeln.«
    »Hoffentlich ist er nicht erstickt, verhungert oder an Seekrankheit gestorben.«
    Der Polizist hatte nur einen verachtungsvollen Blick für den Zoonachtwächter und ging. Der Nachtwächter folgte ihm und setzte sich in seiner Wächterstube wieder hinter seine Zeitung. Er lauschte in den Park hinaus, ob er nicht den Löwen brüllen hörte. Aber nur das alte grüne Auto von Poch fuhr knatternd davon.
    Als alles lange ruhig geblieben war, kam Löwe langsam wieder zur Besinnung. Er drückte gegen den Kistendeckel, der leicht aufsprang. Löwe kroch aus der Kiste. Er reckte seine wundgeschlagenen Glieder und ließ ein mächtiges Brüllen ertönen. Alle Tiere im Zoo erwachten und riefen sich zu: »Der Löwe ist wieder da!«
    Auch der Zoonachtwächter zuckte zusammen und sagte zufrieden: »Es ist doch ein Löwe! Und was für ein mächtiges Tier muß es sein!«
    Löwe wanderte durch sein Löwenhaus und wollte durch das Loch auf die Wiese vor dem Gitter kriechen. Aber die Tür war abgesperrt.
    »Natürlich! Das paßt zu dieser trüben Geschichte«, sagte er, legte sich hinter die Gitterstäbe und schaute traurig in die Nacht.

Ra wird immer wichtiger

    Das war ungefähr um dieselbe Stunde, als Mister Knister im Bett seines Kaufhausschlafzimmers von ganzen Bergen von Geld träumte,
    ...als Dok, Kim, Pips, Schipp und Wu in Onkel Guckaus’ Motorboot über das Meer tuckerten,
    ...als Krodi in der Bucht ungeduldig an seiner Eisenkette zerrte und voll Sehnsucht an die Krokodildame im Zoo dachte,
    ...als der Sultan, das Kamel und Totokatapi immer unruhiger wurden, weil Löwe noch nicht zurückkam, obwohl nun alle Besucher nach Hause gingen und die Lichter der Buden verlöschten,
    ...und als Ra in seinem Baum dieses Selbstgespräch führte: »Entweder es hat vorhin gedonnert, oder es hat nicht gedonnert. Ich sehe aber den Mond und viele Sterne. Also gibt es kein Gewitter. Dann war das Donnern vielleicht Löwengebrüll? Und wenn es Löwengebrüll war, war es dann Gebrüll von unserem Löwen? Sind vielleicht Dok, Kim und Pips und Löwe doch mit dem richtigen Totokatapi wiedergekommen? Ich werde

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