Kommt ein Löwe geflogen
gleich wieder!«
»Ehrensache!« brummte Löwe.
Löwe zottelte davon. Er fand die Bude, die er suchte, sofort.
Da — als er seinen Eintritt bezahlte — sahen ihn der Schutzmann Poch und der Budenbesitzer vom »Hau-den-Lukas«.
»In der Tat«, murmelte der Polizist Poch. »In der Tat, ein gefährliches Tier! Und in der Tat dürfen so gefährliche Tiere wie Löwen hier nicht frei herumlaufen. Und da ich dazu da bin, für Ruhe und Ordnung zu sorgen, muß ich gleich zur Tat schreiten. Es sollte mich gar nicht wundern, wenn dies jener Löwe wäre, der früher einmal aus unserem Zoo entsprungen ist. Und noch weniger, wenn er etwas mit den unerklärlichen Diebstählen bei uns zu tun hätte. Ich werde ihn sofort hinter Schloß und Riegel setzen.«
»Aber wie wollen Sie das tun?« fragte der Budenbesitzer.
»Ich weiß schon, wie!« sagte der Polizist Poch.
Der Polizist Poch war ein sehr kluger und tüchtiger Polizist. Er ging zum Zauberkünstler Balimsa, dem diese Bude gehörte, und flüsterte mit ihm.
Zauberkünstler Balimsa hörte ihm ruhig zu, klopfte sich auf die Oberschenkel, guckte durch den Vorhangschlitz in den Zuschauerraum, wo er Löwe ganz vorne sitzen sah, und antwortete: »Das werden wir schon machen.«
Löwe hatte einen bleischweren Kopf und bleischwere Glieder, denn er war das Biertrinken nicht gewöhnt.
Er wartete auf den Beginn der Vorstellung.
Sie fing auch gleich an. Zauberkünstler Balimsa trat vor den Vorhang und sagte: »Hochverehrtes Publikum, wir wollen Sie heute gleich mit einer großen Zauberschau überraschen. Sie werden es nicht glauben: Hier auf dieser Bühne wird ein lebendiges Wesen aus einer großen Kiste, die vorne und hinten völlig geschlossen ist, spurlos verschwinden. Darf ich eine der verehrten Herrschaften bitten, sich als Versuchsperson zur Verfügung zu stellen?«
Niemand meldete sich. Löwe schaute sich neugierig um.
»Nun, meine Herrschaften, nur Mut! Wie wäre es mit Ihnen, Herr Löwe? Sie werden doch nicht etwa Angst haben?«
Ich und Angst? dachte Löwe. Er trottete auf die Bühne.
Die Leute klatschten.
Löwe leckte sich stolz die Barthaare und brüllte zum Spaß, um sie zu erschrecken, einmal laut, wobei seine Zähne gefährlich blitzten.
Der Sultan segelte gerade mit dem fliegenden Teppich über das Zelt und dachte: Nanu — gibt es hier etwa noch einen echten wilden Löwen?
Zauberer Balimsa sprang erschrocken hinter die schwere Kiste, die mit aufgeklapptem Deckel auf der Bühne stand.
»O-o-o bi-bitte«, stotterte er, »nur hier hi-hi-nein, Lö-löwe, aber bi-bitte vo-vo-vorsichtig.«
Löwe kletterte in die Kiste und warf noch einen vergnügten Blick in die Runde, ehe er sich niederkauerte und den Deckel über sich schließen ließ.
Bums — da trat der Polizist Poch auf die Bühne, schloß das Vorhängeschloß zu und ließ die Kiste abtransportieren.
»Eine kleine List, in der Tat, im Namen des Gesetzes«, sagte er. »Der Löwe ist verhaftet.«
»Meinte Herrschaften, die Vorstellung geht gleich weiter!« rief Zauberkünstler Balimsa. »Sie sehen jetzt unsere reizende Anita in ihrem aufsehenerregenden Tanz mit der Boa Constrictor!«
Die Leute lachten.
So eine Gemeinheit! dachte Löwe. Er versuchte, die Kiste aufzusprengen, aber sie war so eng, daß er sich nicht bewegen konnte. Wie ein lebloses Stück Holz wurde er von vier kräftigen Männern getragen, geschaukelt und schließlich hinten in das grüne alte Auto des Polizisten gewuchtet.
Ein Polizeipräsident hinter Gittern
Das grüne alte Auto schnaufte, ratterte und rumpelte.
Oje! dachte Löwe. Ich weiß nicht, wird mir vom Bier so übel oder von der Fahrt in dieser Prachtkutsche? — Ja, ja, wenn’s dem Löwen zu wohl wird, dann geht er auf den Rummel. Wie schön war es doch auf dem fliegenden Teppich. Ich brauche dringend frische Luft.
Endlich langten sie vor dem Tor des Tiergartens der kleinen Stadt Irgendwo an.
»Was ist los?« fragte der Zoonachtwächter, der in der Wärterstube saß und Zeitung las. »Wer da?«
»Polizei!« antwortete der Polizist Poch. »Mach auf, ich bringe dir einen Löwen.«
»Danke bestens«, sagte der Zoowärter. »Hältst du ihn im Tragekörbchen, an der Leine, oder geht er friedlich neben dir her?«
»Der Löwe ist in der Kiste, du kannst ruhig aufmachen.«
»Alles schön und gut — aber wie soll der Löwe aus der Kiste kommen?«
»Laß mich nur machen!« sagte der Polizist Poch.
Der Nachtwächter öffnete das Zootor, und der Polizist Poch fuhr mit seinem
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