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Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Titel: Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Hayerdhal
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erreichte, ohne Metall, ohne Töpferei, ohne das Rad, ohne Webstuhl und ohne Getreide, in den Jahren um 1100 n. Chr.
    Und das war nun auch die Ursache, daß ich in Britisch-Columbien saß und Felsbilder in altpolynesischem Stil unter den Nordwestindianern ausgrub zu der gleichen Zeit, als der Krieg in Norwegen begann.
    Rechtsum! Linksum! Ganze Abteilung kehrt! Militärisches Treppenwaschen, Stiefelputzen, Funkerschule und Fallschirmausbildung -das Ganze endete mit dem Murmansk-Konvoi nach Finnmarken. Dort hauste der Kriegsgott der Technik, während sich der Sonnengott für einen langen Winter empfahl.
    Dann kam der Friede.
    Eines Tages war die Theorie fertig. Ich wollte nach Amerika und sie vorlegen.

2 Eine Expedition kommt zustande
    Bei den Spezialisten. Der springende Punkt. Im norwegischen Seemannsheim. Letzter Ausweg. Der »»Explorers Club«. Die neue Ausrüstung. Der erste Gefolgsmann. Ein Triumvirat. Ein Maler und zwei Kriegskameraden. Nach Washington. Konferenz im Kriegsdepartment. Mit der Wunschliste beim  Generalquartiermeister. Schwierige Finanzprobleme. Bei den Diplomaten der UN. Flug nach Ecuador.
    So hatte es also angefangen, am Strande einer Südseeinsel, wo uns ein alter Eingeborener die Sagen und Erzählungen seines Geschlechts berichtete. Viele Jahre später saß ich mit einem anderen Alten beisammen, diesmal aber in dem finsteren Büro in den oberen Stockwerken eines großen New Yorker Museums.
    Rund um uns herum lagen in wohlgeordneten Glasschränken die toten Hüllen einer vergangenen Wirklichkeit, die in die graue Vorzeit zurückwiesen. Im übrigen waren die Wände mit Büchern bedeckt. Manche davon hatte ein Mensch geschrieben, und kaum zehn andere auf der Welt hatten sie gelesen. Der alte Mann, der alle diese Bücher gelesen und eine ganze Reihe davon auch selbst geschrieben hatte, saß, weißhaarig und gütig, hinter seinem Schreibtisch. Aber ich mußte ihm doch zu nahe getreten sein, denn unwillig umklammerte er die Armlehne seines Stuhls. Er sah gerade so aus, als hätte ich ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.
    »Nein«, sagte er, »niemals!«

    Im „Explorers Club" in New York wird der Reiseplan vor dem Start besprochen. Von rechts nach links: Der Grönlandfahrer Peter Freuchen, der Verfasser, Hermann Watzinger und der „Häuptling vom Clannfhearghius".
    Bergindianer mit Packtieren, Indianerfrauen, die unterwegs Wolle spinnen, und Herden von Lamas stellen den einzigen „Verkehr" in diesem einsamen Gebirgsland dar.
    Über die Andenkette auf der Suche nach Balsaholz. Im Jeep auf 4000Meter Meereshöhe.

    Genauso hätte wohl der Weihnachtsmann dreingeschaut, wenn jemand ihm hätte beweisen wollen, daß nächstes Jahr Heiligabend auf den Johannistag fallen würde.
    »Sie haben unrecht, vollkommen unrecht«, fing er wieder an und schüttelte indigniert den Kopf, wie um einen unangenehmen Gedanken loszuwerden.
    »Aber Sie haben ja meine Argumente noch gar nicht gelesen!« unternahm ich noch einen schwachen Versuch und deutete hoffnungsvoll auf das Manuskript, das auf dem Tisch lag.
    »Argumente!« sagte er unwillig. »Sie dürfen ethnographische Probleme nicht wie ein Detektiv angehen!«
    »Warum nicht?« entgegnete ich. »Ich habe alle Schlußfolgerungen aus eigenen Beobachtungen und aus den Tatsachen gezogen, die mir die Wissenschaft auf den Tisch gelegt hat.«
    »Die Aufgabe der Wissenschaft ist reine Forschung und nicht, etwas Vorgefaßtes zu beweisen«, lächelte er. Vorsichtig legte er das ungeöffnete Manuskript zur Seite und beugte sich über den Tisch vor:
    »Es ist zwar völlig richtig, daß in Südamerika eine der merkwürdigsten Kulturen der Weltgeschichte zu Hause war und daß wir weder wissen, wer ihre Träger waren, noch wo sie geblieben sind, als die Inkas an die Macht kamen Aber eines wissen wir jedenfalls mit Sicherheit: daß nämlich keines von den Völkern Südamerikas zu den Inseln im Stillen Ozean übergesiedelt ist.«
    Er sah mich forschend an und fuhr fort:
    »Wissen Sie auch warum? Die Antwort ist einfach genug - sie konnten diese Inseln niemals erreichen. Sie hatten keine Schiffe!«
    »Sie kannten Flöße«, versuchte ich zögernd einzuwenden, »sie kannten Flöße aus Balsaholz.«
    Der Alte lächelte wiederum:
    »Ja. Sie können ja einmal versuchen, mit einem Balsafloß von Peru nach den Südseeinseln zu reisen.«
    Ich blieb die Antwort schuldig. Es war spät geworden. Wir erhoben uns. Der alte Gelehrte schlug mir wohlwollend auf die Schulter, als er mich

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