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Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Titel: Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Hayerdhal
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ihr Ausrüstung zu erproben. Sie wollten mir alles und noch mehr durch den »Explorers Club« zur Verfügung stellen, worum ich gebeten hatte. Unsere wichtigsten Aufgaben waren weiterhin, vier brauchbare Männer zu finden, die bereit waren, mit uns auf das Floß zu gehen, und Proviant für die Reise anzuschaffen.
    Eine Gruppe von Menschen, die miteinander auf einem Floß über den Ozean treiben sollen, muß sehr sorgfältig ausgesucht werden, sonst gibt es Krach und Meuterei nach wenigen Wochen Isolierung auf dem Meer. Ich wollte das Floß nicht mit Seeleuten bemannen. Einmal verstanden sie kaum mehr von der Floßschifferei als wir selber, und außerdem wollte ich später nicht das Argument gegen mich haben, daß wir unser Gelingen dem Umstände verdankten, daß wir bessere Seeleute als die alten Flößebauer in Peru waren. Trotzdem brauchten wir einen Mann an Bord, der auf alle Fälle mit einem Sextanten umgehen und unsere Fahrt über das Meer als Unterlage für alle wissenschaftlichen Berichte auf der Karte festhalten konnte.
    »Ich kenne einen netten Kunstmaler«, sagt ich zu Hermann, »einen Mordskerl. Er spielt Gitarre und ist voller Übermut. Er machte die Steuermannschule und fuhr schon ein paarmal um die Welt, bevor er sich zu Hause mit Pinsel und Palette niederließ. Ich kenne ihn noch von den Kindertagen her und habe ein paarmal mit ihm zu Hause Wanderungen in die Berge gemacht. Wenn ich ihm schreibe und ihn frage, so ist er sicher dabei.«
    »Das klingt annehmbar«, stimmte Hermann zu, »und dann brauchen wir einen, der das Radio übernehmen kann.«
    »Radio?!« fragte ich entsetzt. »Was, zum Teufel, sollen wir damit? Das gehört ja gewiß nicht auf ein vorgeschichtliches Floß!«
    »Sag das nicht, es ist eine Sicherheitsmaßnahme, die keinerlei Einwirkung auf deine Theorie hat, solange wir nicht SOS aussenden. Und dann brauchen wir Funk, um Wetterbeobachtungen und andere Meldungen weiterzugeben. Sturmwarnungen würden uns ja doch nichts nützen, einmal weil es keine Meldungen für diese Meeresstriche gibt, und selbst wenn es welche gäbe, was würden sie uns auf unserem Floß helfen?«
    Seine Argumente erstickten allmählich alle meine Proteste, die vermutlich einer mangelnden Liebe zu Steckkontakten und Drehknöpfen entsprangen.
    »Merkwürdig genug«, gab ich zu, »wenn es galt, Verständigung über große Abstände mit winzigen Apparaten zu bekommen, dann habe ich immer die besten Verbindungen gehabt. Ich landete in einer solchen Radioabteilung während des Krieges. Du kennst ja das militärische Prinzip: Jeder Mann auf den Platz, auf den er gehört! Aber ich werde am besten wohl einige Worte an Knut Haugland und Torstein Raaby  schreiben.«
    »Kennst du sie?«
    »Ja. Knut traf ich das erstemal in England 1944. Damals war er bereits vom britischen König ausgezeichnet worden, weil er als Radiotelegrafist beim Sabotageunternehmen gegen die Fabrik des >schweren Wasssers< bei Rjukan mit war. Als ich ihn traf, war er gerade zurückgekommen, nachdem er einen Auftrag in Norwegen erfüllt hatte. Dabei war er von der Gestapo überrascht worden, während er mit einer geheimen  Radiostation im Rauchfang der Frauenklinik in Oslo saß. Die Nazis  hatten ihn angepeilt, und das ganze Gebäude wurde von deutschen  Soldaten umringt. Maschinengewehrposten standen vor jeder Tür. Der Gestapochef Fehmer stand persönlich auf dem Hof und wartete, daß man ihm Knut herunterbringen sollte, aber es waren die eigenen Leute des Gestapochefs, die man herunterbrachte. Knut schoß sich nämlich mit seiner Pistole durch, vom Dachboden herunter bis in den Keller, von dort in den Hinterhof, wo er über die Krankenhausmauer verschwand, einen ganzen Kugelregen hinter sich her. Ich traf ihn auf einer Geheimstation in einem englischen Schloß, wohin er zurückgekommen war, um das unterirdische Zusammenspiel von über hundert Sendestationen innerhalb des deutschbesetzten Norwegen zu organisieren.
    Damals war ich gerade erst zum Fallschirmspringer bestimmt worden, und wir planten, miteinander in Nordmarken niederzugehen. Aber gerade damals marschierten die Russen in der Kirkenesgegend ein, und eine kleine norwegische Abteilung wurde von Schottland nach Finnmarken geschickt, hier gleichsam die Operationen vom ganzen russischen Heer zu übernehmen. Dorthin wurde nun ich geschickt. Und dort traf ich Torstein.
    In diesen Gegenden oben war der reine Polarwinter, und das Nordlicht züngelte in den Sternenhimmel empor, der sich pechschwarz

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