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Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Titel: Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Hayerdhal
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hatte dasselbe unangenehme Gefühl im Magen, das einen ergreift, der bereit sitzt, im Fallschirm auszusteigen.
    Von Lima brachte mich der Zug nach Callao hinüber, der Hafenstadt, in der wir das Floß zu bauen gedachten. Man sah auf den ersten Blick, daß der ganze Hafen mit Schiffen, Kränen, Warenschuppen, Zollbuden und Hafenkontoren und allem, was sonst drum und dran hängt, vollgestopft war. Weiter draußen aber, am offenen Strand, wimmelte es von Badeleben. Wir hätten dem Floß und der Ausrüstung nicht einmal den Rücken zuwenden können, da hätten uns die Neugierigen schon Stück für Stück davongetragen. Die Zeiten hatten sich in Peru für Floßbaumeister noch stärker als in Ecuador verändert. Callao ist heute der wichtigste Hafen in einem Land mit sieben Millionen weißer und brauner Landeskinder. So sah ich nur eine einzige Möglichkeit vor mir: hinter die himmelhohen Betonmauern des Marinehafens zu gelangen, wo Seesoldaten an den Eisentoren Wache hielten und mit beängstigendem Mißtrauen mich wie jeden anderen Unwillkommenen beäugten, der außen an den Mauern vorbeistrolchte. Konnte man da hineingelangen, dann war man endlich in einem sicheren Hafen.
    Ich hatte den Marineattache von Peru in Washington getroffen und von ihm einen Empfehlungsbrief erhalten. Diesen Brief in der Hand, ging ich am nächsten Morgen ins Marineministerium und suchte um Audienz bei dem Marineminister Manuel Nieto nach. Er empfing mich am nächsten Vormittag in dem eleganten Empiresaal des Ministeriums, der von Vergoldungen und Spiegeln prangte. Nach einem Augenblick des Wartens erschien der Marineminister in voller Uniform, ein kurzer, breitgebauter Offizier, stramm wie Napoleon, mit einer scharfen und präzisen Redeweise. Es gab ein Warum von ihm und eine Erklärung von mir. Ich bat ihn, ein Floß in der Marinewerft bauen zu dürfen.
    »Junger Mann«, sagte der Minister und trommelte ungeduldig mit den Fingern, »Sie sind leider durchs Fenster statt durch die Türe gekommen. Ich würde Ihnen gerne helfen, aber dafür brauche ich eine Order vom Außenminister, ich kann keinesfalls ohne weiteres einen Ausländer in das Sperrgebiet der Marine hineinlassen und ihn über die Werft verfügen lassen. Aber ich wünsche Ihnen viel Glück zu einem schriftlichen Ansuchen beim Auswärtigen Amt.«
    Ich dachte mit Schrecken an Gesuche, die so lange weitergereicht wurden, bis sie ins Blaue verschwanden. Glücklicher waren Kon-Tikis rauhe Zeiten, als Eingaben noch unbekannt waren.
    Eine Audienz beim Außenminister zu erreichen, war wesentlich schwieriger. Norwegen hatte keine Delegation in Peru, und unser hilfsbereiter Generalkonsul Bahr konnte mich daher nur in die subalternen Referate mitnehmen.
    Ich fürchtete bereits, es würde alles im Sande verlaufen. Vielleicht konnte mir Dr. Cohens Brief an den Präsidenten der Republik von Nutzen sein. So ersuchte ich durch die Adjutantur um eine Audienz bei Seiner Exzellenz Don Jose Bustamante Rivero, dem Präsidenten von Peru. Einige Tage später bekam ich Bescheid, mich mit Schlag zwölf im Palaste einzufinden.
    Lima ist eine moderne Stadt mit einer halben Million Einwohner und liegt auf einer grünen Ebene am Fuße der Bergwüsten. Sie ist in ihrer Architektur und vor allem in ihren öffentlichen Gärten und Anlagen eine der schönsten Hauptstädte der Welt, ein Stück moderner Riviera oder Kalifornien, mit einem Schuß altspanischer Architektur versetzt. Der Palast des Präsidenten liegt mitten in der Stadt und wird von bewaffneten Paradeposten in farbenprächtigen Kostümen gründlich bewacht. Eine Audienz in Peru ist eine ernste Angelegenheit, und die meisten Bürger kennen den Präsidenten nur aus der Wochenschau. Soldaten mit leuchtenden Schärpen führten mich die Treppe hinauf bis an das Ende eines langen Korridors, wo ich von drei Zivilisten registriert wurde, ehe ich durch eine kolossale Eichentür in einen Saal hineinschlüpfen durfte. Hier wurde ich an einem großen Tisch mit langen Stuhlreihen von einem Weißgekleideten empfangen, der mich einlud, Platz zu nehmen, während er selbst verschwand. Einen Augenblick später ging eine große Tür vor mir auf, und ich wurde in einen erheblich eleganteren Saal geführt, wo eine stattliche Gestalt in tadelloser Uniform mir entgegenkam. Der Präsident, dachte ich und riß mich zusammen. Aber keineswegs! Der Mann in der goldbetreßten Uniform bot mir einen altertümlichen Stuhl mit vornehm-steifer Rückenlehne an und verschwand. Einen

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