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Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Titel: Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Hayerdhal
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mitführten. Wenn man diese kaute, legte sich der Durst. Die Pflanze bewirkte auch, daß sie in einer Zwangslage schieres Meerwasser trinken konnten, ohne davon krank zu werden. Solche Pflanzen wuchsen nicht auf den Südseeinseln und mußten daher aus der Heimat ihrer Vorväter stammen. Diese Behauptungen der polynesischen Historiker waren so hartnäckig, daß moderne Forscher begannen, die Sache zu untersuchen. Sie kamen dabei zu dem Resultat, daß die einzige bekannte Pflanze mit einer solchen Wirkung die Koka ist, die bekanntlich nur in Peru wächst. Und im prähistorischen Peru wurde eben diese Koka, die das Kokain enthält, sowohl von den Inkas wie von deren verschwundenen Vorgängern fleißig verwendet. Dies wissen wir aus den Grabfunden der Vorinkazeit. Auf mühsamen Fahrten über die Berge und zur See führten sie Bündel von solchen Blättern mit sich, die sie Tage hindurch kauten, um Durst und Müdigkeit fernzuhalten, und über kürzere Zeiträume kann das Kauen von Kokablättern auch gegen Seewasser immun machen.
    Wir wollten die Kokablätter nicht an Bord der »Kon-Tiki« erproben, aber wir hatten auf dem Vorderdeck große, geflochtene Körbe voll von anderen Pflanzen, die den Südseeinseln tiefere Spuren aufgeprägt hatten. Die Körbe standen im Schutz der Hüttenwand befestigt, und gelbe Sprossen und grüne Blätter schössen im Lauf der Zeit länger und länger aus dem Flechtwerk hervor, wie ein kleiner Tropenwald an Bord des Floßes. Als die ersten Europäer auf die Südseeinseln kamen, fanden sie große Plantagen mit Süßkartoffeln auf der Osterinsel, genauso wie auf Hawaii oder auf Neuseeland. Dieselbe Kartoffel wurde auch auf den anderen Inseln gepflanzt, aber ausschließlich auf polynesischem Gebiet. Sie war in jenen Erdteilen, die weiter gegen Westen lagen, völlig unbekannt. Die Süßkartoffel war eine der wichtigsten Kulturpflanzen auf diesen entlegenen Inseln, wo die Menschen im Wesentlichen von Fischen lebten. Viele Legenden der Polynesier kreisten um diese Pflanze. Nach ihren Mythen war sie von keinem geringeren als Tiki selbst mitgebracht worden, als er mit seiner Frau Pani die Heimat seiner Vorväter verließ, wo die Süßkartoffeln ein wichtiges Nahrungsmittel gewesen waren. Legenden auf Neuseeland betonen, daß die Süßkartoffel mit Fahrzeugen über das Meer gebracht wurde, die keine richtigen Kanus waren, sondern aus ganzen Stämmen, »mit Tauen zusammengebunden«, bestanden.
    Nun war, wie bekannt, Amerika der einzige Platz in der ganzen Welt, wo die Kartoffel vor der Zeit der Europäer wuchs. Und die Süßkartoffel, die Kon-Tiki mit sich auf die Inseln brachte, Ipomoea batatas, ist genau dieselbe, die die Indianer in Peru seit den ältesten Zeiten bauen. Getrocknete Süßkartoffeln waren der wichtigste Reiseproviant sowohl für die Seefahrer Polynesiens als auch für die Eingeborenen im alten Peru. Auf den Südseeinseln will die Süßkartoffel nur unter sorgfältiger Pflege des Menschen gedeihen, und da sie das Seewasser nicht verträgt, kann ihre Verbreitung auf diesen isolierten Inseln kaum damit erklärt werden, daß sie 8000 Kilometer mit den Meeresströmungen von Peru angetrieben sei. Besonders schwierig ist das Wegerklären eines so wichtigen Indiziums, nachdem die Sprachforscher aufgezeigt haben, daß alle die zerstreuten Südseeinseln die Süßkartoffel Kumara nannten. Kumara war auch die Benennung derselben Süßkartoffel bei den alten Indianern von Peru. Der Name folgte der Kartoffel über das Meer.
    Eine andere wichtige polynesische Kulturpflanze, die wir mit uns auf der »Kon-Tiki« hatten, war der Flaschenkürbis, Lagenaria vulgaris. Genauso wichtig wie die Frucht selbst war ihre Schale, die die Polynesier über dem Feuer trockneten und als Wasserbehälter gebrauchten. Auch diese typische Tropenpflanze, die sich noch weniger dadurch verbreiten kann, daß sie allein über das Meer treibt, hatten die Polynesier mit der Urbevölkerung in Peru gemeinsam. Solche Flaschenkürbisse, zu Wasserbehältern hergerichtet, wurden in den prähistorischen Wüstengräbern an der Küste von Peru gefunden. Solche Kürbisse wurden hier von der Fischerbevölkerung verwendet, Jahrhunderte bevor die ersten Menschen die Inseln im Stillen Ozean erreichten. Die polynesische Bezeichnung für den Flaschenkürbis, Kimi, findet sich bei den Indianern in Mittelamerika wieder, wo die Kultur Perus ihre tieferen Wurzeln hat.
    Außer einer Reihe von zufälligen Südfrüchten, die wir verspeisten, bevor

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