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Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Titel: Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Hayerdhal
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von weitem war, so gottlos wirkte er aus der Nähe. Je übler der Geruch, desto besser war der Geschmack, wenn man nur mutig einen Löffel Meerleuchten in den Mund führte. Waren viele Zwerggarneelen darunter, so schmeckte es wie Garneelen-, Hummeroder Krabbenpastete. Waren es im wesentlichen Fischeier, so schmeckte es wie Kaviar und hin und wieder wie Austern. Das Pflanzenplankton war entweder so klein, daß es mit dem Wasser durch das Netz verschwand, oder aber es war so groß, daß wir es mit den Fingern herausfischen konnten. Wie Haare in der Suppe kamen vereinzelte große, geleeartige Zölenteraten vor, die an zentimeterlange Glasballons erinnerten, außerdem noch Quallen. Sie waren bitter und mußten herausgesucht werden. Sonst konnte man alles essen, entweder so, wie es war, oder gekocht in Frischwasser als Grütze oder Suppe. Über den Geschmack läßt sich streiten. Zwei Mann an Bord meinten, Plankton schmecke schlecht, zwei waren der Ansicht, daß es gut sei, und zwei hatten schon beim Anschauen gegessen. Ernährungsmäßig war es den großen Schalentieren durchaus gleichwertig, und gut gewürzt und geschickt zubereitet kann es bestimmt ein erstklassiges Gericht für alle werden, die Seekost lieben. Daß es Kalorien genug in diesen Kleinorganismen gibt, beweist der Blauwal, der als größtes Tier der Welt doch nur von Plankton lebt Unsere eigene Fangmethode mit dem kleinen Netz wirkte furchtbar armselig auf uns als ein vorbeischwimmender Bartenwal uns zum Bewußtsein brachte, auf welch einfache Weise dieser das mitsamt dem Meerwasser aufgenommene Plankton durch seine Zelluloidbarten abseihen kann.
    »Schaut euch den einmal an«, sagten Torstein und Bengt verächtlich als wir unser Planktonnetz in den Wogen verloren hatten .»Haltet einmal ein Zündhölzchen in die Barten, dann werdet ihr bald merken, daß es nach verbranntem Zelluloid riecht «
    Bisher hatte ich nur aus der Ferne vom Schiff aus Wale gesehen, und im Museum war ich einmal einem ausgestopften auf einen halben Meter Abstand nahe gekommen. Aber ich habe nie ein Gefühl der Sympathie für diesen Riesenhaufen gehabt, wie sonst für ehrliche, warmblütige Tiere zum Beispiel für ein Pferd oder für einen Elefanten. Biologisch hatte ich zwar den Wal schon als waschechten Vierbeiner anerkannt. Aber in seinem Wesen war er mir im großen ganzen wie ein dicker, kalter Fisch erschienen. Unser Eindruck, als sich die großen Wale auf uns zuwälzten, dicht an der Seite des Floßes, war indessen ein ganz anderer. Eines schönen Tages saßen wir wie gewöhnlich auf der Floßkante und speisten so nah am Wasser, daß wir uns bloß nach rückwärts zu beugen brauchten, um das Geschirr reinzuspülen da fuhren wir plötzlich erschreckt hoch, als hinter uns etwas schwer pustete wie ein schwimmendes Pferd, und ein mächtiger Wal in die Höhe kam und uns anglotzte, so nahe, daß wir tief in sein Blasloch hineinsahen, das wie ein Lackschuh glänzte. Es war so ungewöhnlich, ein richtiges Pusten hier heraußen auf dem Meer zu hören, wo alle lebenden Wesen lungenlos durchs Wasser glitten und höchstens klatschend herumschlugen, daß wir förmlich ein warmes Gefühl der Verwandtschaft zu unserem alten Kollegen von der gleichen Firma, dem Wal verspürten, der sich gleich uns so ewig weit aufs Meer verirrt hatte. An Stelle des kalten, krötengesichtigen Walhaies, der keinerlei Sinn dafür hatte, die Nase nach frischer Luft heraufzustrecken, hatten wir hier Besuch von jemand bekommen, der an ein gut gefüttertes und joviales Flußpferd aus einem Tiergarten erinnerte. Und er blies noch freundlich, bevor er wieder ins Meer sank und verschwand. Das alles machte einen mächtig sympathischen Eindruck auf mich.
    Walbesuch war überhaupt häufig. Meistens waren das kleine Spring-und Zahnwale, die sich in großen Schwärmen um uns auf der Wasserfläche herumtummelten, und ab und an waren es auch fette Pottwale und große Bartenwale, die entweder vereinzelt oder in kleinen Herden auftauchten. Manchmal zogen sie vorbei wie ein Schiff am Horizont, während sie hin und wieder ihren Atemstrahl zum Himmel emporschickten, aber manchmal setzten sie auch genau Kurs auf uns. Wir waren auf eine bösartige Kollision gefaßt, als das erste Mal ein solcher schwerer Riese von einem Wal seinen Kurs änderte und zielbewußt in genauer Richtung auf das Floß angeschwommen kam. Je mehr er sich näherte, desto deutlicher konnten wir ihn in schweren und langgestrecktem Stoß pusten und blasen hören,

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