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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Scheiß auf dich, Stancato. Und auf dich, Dolecek. Und auf dich, Wampe. Auf euch alle. Idioten.
    Vielleicht wird es bald hell. Wir laufen jetzt schon sehr lange.
    Der Gedanke läßt mich aufgeregt werden. Ich bleibe ganz kurz stehen und hebe mein Sichtgerät an. Aber da ist kein Licht im Osten. Die Sterne sind noch am Himmel; hoch oben der Orion, seine Hunde auf den Fersen. Blitzende Punkte in der Schwärze. Ich kann sein Schwert erkennen. In der Stadt kann ich das nie.
    Die Sterne sehen kalt aus. Mit hochgeklapptem Sichtgerät kann ich die Kälte ebensogut sehen, wie ich sie fühle. Ich sauge die eisige Luft ein und fühle mich seltsam friedlich.
    Etwas stößt mich von hinten. Stancato. „Komm, Andy“, sagt er mit drängender Stimme. „Gib nicht auf. Wir dürfen nicht zurückbleiben und verlorengehen.“
    Ich knurre ihn an und stolpere weiter. Aufgeben, zum Teufel. Ich wollte nicht aufgeben. Ich bin bloß stehengeblieben. Um zu sehen, ob es schon hell wurde. Dieses Arschloch. Traut er mir gar nichts zu?
    Wir laufen noch ein Stück weiter, durch Wälder und Berge, die ziemlich genauso aussehen wie die Wälder und Berge, durch die wir schon gekommen sind. Durch einen Eisbach, der meine Füße zu plötzlichem, schreiendem Schmerz erwachen läßt. Dann zurück in den Wald. Wir laufen. Die Nacht ist still, aber weit weg flammt ein Verband von Aufklärern über den Himmel, und Feuer fällt herab. Schwarzes Feuer für unsere Augen. Wir sehen zu. Wir laufen.
    Endlich, endlich machen wir halt. Wampe hat eine Höhle gefunden. Nein, keine richtige Höhle. Nur eine kleine Nische in einer Felsenwand. Aber ein Unterschlupf. Er wirft sein Gepäck ab, knurrt der Vogelscheuche etwas zu, breitet seine Plane aus und legt sich hin.
    Sofort ist er eingeschlafen und schnarcht. Ich bin erschöpft. Ich lege mich neben ihn. Die andern fallen auf ihre Planen und strecken sich aus.
    Die Vogelscheuche sagt mir, daß ich die erste Wache habe.
    Ich stehe wieder auf und halte Wache; meine Muskeln protestieren, und mein Kopf ist leer. Als die andern eingeschlafen sind, klappe ich mein Sichtgerät hoch und betrachte die Sterne. Und die Aufklärer. Der Horizont im Westen ist hell erleuchtet von orangefarbenen Flammen und strahlendweißen Blitzen, die sich gegen die Berge erheben und wieder versinken. Ein Kampf irgendwo. Ich lausche nach dem Geschützfeuer. Undeutlich und weit weg meine ich es zu hören.
    Jetzt schlafen sie alle. Die Wampe sieht aus wie ein Sack Wäsche, und er schnarcht wie ein Blasebalg. Die Vogelscheuche liegt zusammengerollt in der Ecke wie ein verängstigter kleiner Junge. Der andere Kerl, dieser Haufen Kanonenfutter, schläft mit weit offenem Mund. Aber Stancato sieht gut aus. Er liegt ganz lässig ausgestreckt, als würde ihm die Kälte nichts ausmachen; sein Gesichtsausdruck ist beherrscht, und seine Atmung leicht und regelmäßig. Aber er ist in Alarmbereitschaft, da möchte ich wetten. Er wird sich nicht überraschen lassen, wenn die Gefags uns überfallen.
    Ich denke kurz darüber nach. Was würde passieren, wenn ich von hier verschwinde? Vielleicht würden die Gefags kommen. Sie auslöschen. Abschußpunkte sammeln. Es wäre einfach.
    Nein. Ich würde nicht zurückfinden. Und außerdem – was ist, wenn die Gefags sie nicht kriegen? Dann wäre ich wirklich in Schwierigkeiten. Außerdem kann ich keine Männer dem Tod überlassen. Nicht einmal Stancato. Oder doch?
    Na ja, Stancato vielleicht.
    Wenn ich Tennis gespielt hätte, wäre ich jetzt zu Hause, und wahrscheinlich würde ich schlafen, in einem warmen Bett mit Miriam. Nicht daß sie dermaßen aufregend wäre. Ich habe sie sowieso nur aus einer spontanen Reaktion heraus geheiratet, als Glenda mich wegen Stancato verlassen hatte. Die große blonde Glenda. Sie war immer nett zu mir, bis er kam, und dann wandte sie sich gegen mich und hängte sich an ihn, und als ich versuchte, sie zu halten, stieß sie mich zurück. Sie hat einen großen Fehler gemacht. Ich hätte sie geheiratet. Stancato will nur ihren Körper.
    Glenda hat also verloren. Und ich auch; ich bin dann bei der fetten, langweiligen Miriam gelandet. Nur Stancato hat gewonnen.
    Ich könnte ihn erschießen. Ich frage mich, ob ihm das klar ist. Ich könnte ihn hier, an Ort und Stelle, umbringen, während er schläft. Niemand würde mich verdächtigen. Er wäre nichts weiter als ein Kriegsopfer.
    Oder doch nicht? Irgendwie müssen sie feststellen können, wer wen erschossen hat. Wie könnten sie sonst die

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