Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
Einstein hatte eine?“ sagte der Major schroff. „Gehen wir, Doktor. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns.“
     
    Und der kleine Rumäne hatte verdammt gute Arbeit geleistet seit jenem Tag in Genf, dachte Goldberg mit widerwilliger Hochachtung. Nur daß ihn der Idiot zu guter Letzt mitten in einen Sturmangriff lanciert hatte.
    Die Maschine war ein paar Meter über einem zerschossenen Acker aus dem Transitfeld gekommen – inmitten eines Infernos aus hohläugigen, ausgemergelten Männern in schlammverkrusteten Uniformen, die einander Bajonette in den Leib rammten, während zwischen ihnen unablässig Artilleriegeschosse detonierten und meterhohe Fontänen aus Blut und Schlamm aufwirbelten.
    Sie stürzte ab wie ein Stein und kam, halb auf der Seite liegend, in einem Granattrichter zur Ruhe.
    Ohne zu denken riß Goldberg die Tür auf und ließ sich aus dem Cockpit fallen, den flachen schwarzen Koffer eng an sich gepreßt. Noch während er sich mit jener Bewegung, die ihm in den letzten zwei Jahrzehnten in Fleisch und Blut übergegangen war, in Deckung rollen ließ, setzte ganz in der Nähe das bedächtige Hämmern einer großkalibrigen Spandau ein. Goldberg preßte sich so flach wie möglich in den Schlamm und sah hilflos zu, wie die Salve die papierdünne Aluminiumhaut der Maschine in Fetzen riß.
    Da geht es hin, Ihr Baby, Dr. Popescu. Was die wohl denken, worauf sie schießen?
    Dann explodierte mit einer fahlen, beinahe lautlosen Stichflamme der Generator. Goldberg drückte sich noch tiefer in den blutigen Matsch und saugte leise fluchend an der gezackten Wunde in seiner linken Hand, die er sich beim Abrollen an einem Stück rostigen Stacheldrahts gerissen hatte. In dem allgemeinen Wirrwarr schien niemand auf ihn zu achten; er hoffte, daß sie ihn für tot hielten.
    Endlose Minuten später hatte sich das Gemetzel innerhalb weniger Sekunden in einen allgemeinen chaotischen Rückzug aufgelöst, als sei ein geheimes Stichwort gefallen oder das Plansoll an Tod und Vernichtung für diesen Tag erfüllt. Goldberg war aufgesprungen und hatte geduckt zu laufen begonnen, während hinter ihm noch immer vereinzelte Granaten mit dumpfem Krachen detonierten.
    Lieber Himmel, sagte er sich grimmig, das ist noch keine zwei Tage her, aber ich fühle mich jetzt schon, als sei ich monatelang aus dieser Scheiße nicht rausgekommen. Der Schlamm und der Regen und diese hirnlose, mechanisierte Metzelei, um ein paar Zoll Boden zu gewinnen. Ein paar von den Burschen hier hocken vermutlich schon seit drei Jahren in den Gräben. Wie halten die das nur aus, ohne verrückt zu werden?
    Das Trommelfeuer war schon vor einer ganzen Weile eingestellt worden, aber es regnete noch immer in Strömen; der Mond lag hinter den tiefliegenden Wolken verborgen. Selbst Goldbergs trainierte Augen konnten nicht mehr ausmachen als vage Umrisse – ein gelegentliches Tintenschwarz gegen den nassen, grauschwarzen Samtton der Nacht.
    Er hastete angespannt durch die Finsternis, den flachen schwarzen Koffer fest umklammert. Immer wieder stolperte er über unsichtbare Hindernisse oder mußte sich mühsam mit der Drahtzange einen Weg durch den Stacheldrahtverhau bahnen, der sich quer über seinen unsichtbaren Pfad zog und zu beiden Seiten irgendwo zwischen den Granattrichtern des Niemandslands verschwand.
    Wenigstens gibt es hier wohl keine Minen, dachte Goldberg dankbar. Zu riskant in einem Gebiet, wo sich die Frontlinie fast täglich ändert.
    Aus der Dunkelheit heraus tastete eine Hand nach seinem rechten Knöchel und umklammerte ihn mit eisernem Griff.
    Goldberg durchlebte einen Moment blinder, atavistischer Panik, ehe er sich instinktiv duckte und mit einer raschen Bewegung das nadelspitze Messer aus dem rechen Ärmel gleiten ließ, mit dem er schon so oft lautlos getötet hatte. Dann kam für einen Moment ein blasser, rötlicher Mond zwischen den Wolken hervor, und mit einer Mischung aus Erleichterung und Ekel sah er, daß sich sein Stiefel in der Hand eines Gefallenen verfangen hatte. Der Soldat lag starr und aufgedunsen im Schlamm und starrte Goldberg aus weitaufgerissenen Augen an; es war nicht mehr zu erkennen, zu welcher Seite er gehört hatte.
    Als ob das eine Rolle spielen würde, dachte Goldberg müde. Er riß sich gewaltsam los und lief rasch weiter. Die verletzte Hand schmerzte höllisch, und allmählich begann sich ein seltsam taubes Gefühl den Arm entlang auszubreiten. Goldberg fühlte sich merkwürdig leicht im Kopf, so als sei das alles nur ein

Weitere Kostenlose Bücher