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Kopernikus 5

Kopernikus 5

Titel: Kopernikus 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Hochbeschleunigungsbereich befand. Dann waren die Sterne wie eine schwarze Matte auf einem rauen Hintergrund. Alles, was er von seiner Umgebung sehen konnte, waren das Schiff selbst in geisterhaften Umrissen und das Pulsieren der Maschinen hinter ihm. Der Rest waren graue Ruhelosigkeit und unregelmäßig geformte Sterne, um die sich in langen Wellen die Schwerkraft krümmte.
    War es erst ein paar Stunden her, daß er die binären Schwarzen Löcher gejagt hatte? Es schien schon ein halbes Leben zurückzuliegen, etwas, was er in seiner Kindheit getan hatte oder was er gelesen und in Erinnerung behalten hatte.
    Aber das war sein Beruf gewesen. Dies hier war doch etwas anderes.
    Er wußte nicht, was er am Ende der Suche finden würde oder ob er überhaupt dabeisein wollte, wenn das Ende bekannt wurde. Es war etwas, was er tun mußte, aus einem Wirrwarr von alten Treuegefühlen heraus und in einer bitteren Erinnerung an die Liebe.
    Er saß in seinem Leitstand und wußte wieder einmal nicht, ob er Sally Lemur-Potty noch immer liebte.
     
    Begonnen hatte es vor vier Jahren, als er sich gerade von seiner fünften größeren Operation erholte. Sally, die ein Jahr älter war als er, hatte schon allein gearbeitet. Sie war wegen einer geringfügigen operativen Korrektur im Krankenhaus gewesen. Dort hatten sie sich kennengelernt.
    Er erinnerte sich daran, wie sie das erste Mal nachts unter den Sternen spazierengegangen waren, unter dem sanften Infrarotglühen eines Sternbildes über ihnen, auf dem weichen Sand- und Moosboden von Fremont, der Heimatwelt der Scouts.
    Die Luft war warm und duftig gewesen. Billy war zum ersten Mal seit der Operation nachts im Freien. Nacht und Tag hatten für die Scouts geringe Bedeutung; tagsüber gab es oberhalb des Horizonts eine ziemlich große, scharfe, ultraviolette Strahlenquelle. Sie bewegte sich von Osten nach Westen. Die Operation, die Billy hinter sich hatte, war die umfangreichste; die Erholungszeit danach war die längste, und der Patient konnte wenig tun außer studieren und hören.
    Er und Sally trugen beide ihre leichten Schutzhüllen auf dem Kopf; sie paßten sich der Kopfform an und waren viel bequemer als die Chromhelme der Scouts, die sie später tragen würden.
    Für einander waren sie sanft glühende rote Silhouetten, menschliche Gestalten vor einem ebenmäßigen Hintergrund.
    „Darüber mußt du dir keine Sorgen machen“, sagte Sally Lemur-Potti.
    Ihr Gesicht war dem seinen zugewandt. Man sah die beiden dunklen Mittelpunkte ihrer großen Augen, wo sie das Infrarot absorbierten. Er wußte, daß er für sie genauso aussah.
    Für das normale Sehen bevorzugten die Familien der Sichtigen die Bereiche Infrarot und Ultraviolett. Es war zu einer Gewohnheit geworden, entstanden vielleicht vor langer Zeit aus der Sehnsucht, der menschlichen Sehweise so nah wie möglich zu bleiben. Niemand war sich da sicher.
    „Aber ich habe das Nichtstun so satt“, sagte Billy. „Tonbänder anhören, studieren. Es kommt mir so vor, als täte ich überhaupt nichts. Ich stehe still.“
    „Ich habe mich genauso gefühlt“, sagte sie. „Wirklich. Ich sage das nicht nur so. Ich dachte, ich würde niemals in die Tiefen kommen, fliegen oder sonst etwas tun. Aber dann ist es doch passiert.“
    „Das erzählt Snorkel mir auch immer. Er hat sie alle kommen und gehen sehen, aber er kann nicht wissen, wie es ist, sichtig zu sein und dann warten zu müssen. Er sagt, in diesem Stadium sind wir alle irgendwann mutlos. Das Programm dauert schon zu lange, ohne daß wirklich etwas passiert; da kommt nur eine Änderung nach der anderen, studieren und wieder studieren, und nichts sitzt auf dem anderen.“
    Sie saßen auf einer weichen, moosbewachsenen Anhöhe, und über ihnen glühte der Nachttopf-Nebel. Sally nahm seine Hand, so natürlich, daß er es gar nicht bemerkte.
    „Er hat recht.“ Sally schaute zum Zenit hinauf. „Siehst du das da oben? Was siehst du? Den Nebel in Infrarot und UV? Das lange Flackern der kurzen Radiowellen? Ja? Nun, für mich, im Röntgenbereich, besteht das Ding aus einem Haufen von Halos, wie Wasser auf einer Scheibe, mit Punkten, die überall aufsteigen und fallen.“
    „Und …“ – sie drehte ihren Kopf zum südlichen Horizont – „… weißt du was? Wenn du die Augen zusammenkneifst und ein bißchen Glück hast, weißt du, was du dann siehst? Manchmal, wenn du so gehst, siehst du kleine Flecken. Du schaltest in den Röntgenbereich. Das ist schwierig auf einem Planeten, man

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