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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Ster­ne so wun­der­bar in der kal­ten, schwar­zen Nacht ge­leuch­tet. Al­le ver­trau­ten Kon­stel­la­tio­nen wa­ren da, um mich zu füh­ren – das Schiff, der Rat der Sie­ben, das Kat­zen­ding, das Rep­til. Das soll­te Blind­heit sein? Nein, zum ers­ten Mal in mei­nem Le­ben konn­te ich se­hen, konn­te ich frei und un­ge­hin­dert und un­ge­trübt se­hen.
    Und dann kam Ti­na in mei­ne Zel­le. Sie war ganz Ent­zücken, ih­re blau­en Au­gen fun­kel­ten, wäh­rend sie mir er­zähl­te, daß die Lis­te ver­kün­det wur­de, die Be­ru­fun­gen be­kannt­ge­ge­ben wur­den.
    Ich glau­be, schon da­mals wuß­te ich es. Selbst­ver­ständ­lich sag­te sie mir nichts. Rom und ich hat­ten mit nie­man­dem über un­se­re Lie­be ge­spro­chen, nicht ein­mal mit un­se­ren Grup­pen­part­nern. Es war ei­ne pri­va­te An­ge­le­gen­heit, ei­ne herr­li­che und ein­zig­ar­ti­ge per­sön­li­che Er­fah­rung, die man mit nie­man­dem tei­len durf­te, son­dern die man für sich be­hal­ten und ver­ber­gen muß­te.
    Ich ging wi­der­stre­bend, und Ti­na konn­te mich nicht ver­ste­hen. Sie war mit Fran­co ge­paart wor­den, und da­mit war sie zu­frie­den – aber nicht ver­liebt, nicht ver­liebt. Wir wuß­ten nicht, ob sich an­de­re un­se­rer Grup­pen­part­ner lieb­ten. Es in­ter­es­sier­te uns auch nicht. Ein­zig un­se­re ge­gen­sei­ti­gen Ge­füh­le zähl­ten. Da­her schlepp­te ich mich wei­ter, von bö­sen Vor­ah­nun­gen er­füllt. Doch der Au­gen­blick der Wahr­heit ließ sich nicht län­ger hin­aus­zö­gern. Ich stand vor der Lis­te, mein Fin­ger folg­te den Na­men. Ich woll­te es wis­sen – und woll­te es auch wie­der nicht wis­sen. Ich wur­de von der In­ten­si­tät mei­ner Ge­füh­le zer­malmt. Und dann fand ich end­lich mei­nen Na­men – Jill. Mein Blick glitt zu der Spal­te, in der der Part­ner ein­ge­tra­gen war – Ken­dy. Nicht Rom. Nicht mein Ge­lieb­ter, son­dern Ken­dy, Ken­dy mit den grau­en Au­gen und dem Haar von der Far­be des Ster­nen­lichts. Rom wur­de mit Han­nah ge­paart.
    In die­sem Au­gen­blick er­kann­te ich, was Wahn­sinn ist. Ich fand mich an je­nem ge­hei­men Ort wie­der, wo Rom und ich ein­an­der un­se­re Lie­be ge­schwo­ren hat­ten, un­ter den Mal­ven­blät­tern, doch ich wuß­te nicht zu sa­gen, wie ich dort­hin ge­langt war. Ich war­te­te auf Rom, doch er kam nicht. Ich war­te­te, bis die Son­ne tief am Ho­ri­zont stand und die Far­ne lan­ge Schat­ten war­fen, de­ren Fin­ger zur Ba­sis deu­te­ten. Dann erst trieb mich die Furcht vor den Kat­zen­din­gern, die des Nachts ihr Un­we­sen trei­ben und die Un­acht­sa­men mit schar­fen Klau­en zer­rei­ßen, wie­der zu­rück.
    Rom war bei Han­nah. Sie klam­mer­te sich be­sitz­er­grei­fend an sei­nen Arm und be­trach­te­te ihn stolz – aber oh­ne Lie­be.
    Als Ken­dy mei­ne Schul­ter be­rühr­te, schrie ich. Ich sah den Schmerz in Roms Ge­sicht, doch er kam nicht zu mir. Er trat einen Schritt nach vorn – woll­te er zu mir kom­men? –, doch Han­nah zog ihn zu­rück, und er blieb bei ihr.
    Ich sag­te es ih­nen, ich schleu­der­te es al­len Mit­glie­dern des Ge­ne­ti­schen Kon­zils ins Ge­sicht. Sie sa­ßen auf ih­ren Plät­zen und be­trach­te­ten mich mit kal­ten, un­barm­her­zi­gen Bli­cken. Ge­rard, der Be­wah­rer des Re­ser­voirs, sprach das Ver­dikt aus. Es war ein Wort, das ich über­haupt nicht kann­te. Sie spra­chen es aus, als wä­re es ab­scheu­lich und bös­ar­tig. Die ers­te, sag­ten sie. Die ers­te der Schiffs­ge­ne­ra­ti­on. Ge­le­gent­lich im Ver­lauf der lan­gen Rei­se war das nö­tig ge­we­sen, we­gen der Strah­len­schä­den, doch seit das Schiff ge­lan­det war, hat­te kei­ne Not­wen­dig­keit mehr be­stan­den, es durch­zu­füh­ren. Und nun ich. Das war ab­sto­ßend und scho­ckie­rend. Ein Schand­fleck. Sie hör­ten nicht auf mein Fle­hen.
    Kei­ne Zeit, sag­ten sie. Kei­ne Zeit, du kannst das Kind un­mög­lich aus­tra­gen. Du darfst den Plan nicht stö­ren, sag­ten sie. Du paarst dich mit Ken­dy, Rom paart sich mit Han­nah – nur auf die­se Wei­se läßt sich das Sche­ma auf­recht­er­hal­ten. Nur so läßt sich das Ge­ne­ti­sche Re­ser­voir rein er­hal­ten. Nur durch Ein­hal­ten des

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