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Kopernikus 8

Kopernikus 8

Titel: Kopernikus 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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kann es nicht ha­ben. Mor­gen wer­den sie es mir weg­neh­men, und ich kann über­haupt nichts da­ge­gen tun. Ich ha­be sie an­ge­fleht, ich ha­be dar­um ge­bet­telt, es be­hal­ten zu dür­fen. Ich ha­be ih­nen al­les ver­spro­chen – al­les. Doch es war al­les ver­geb­lich.
    Warum war aus­ge­rech­net die­ses so be­deu­tend, frag­te ich sie. Nächs­tes Mal …
    Doch sie ant­wor­te­ten mir, nächs­tes Mal müß­te bald sein. Die Lis­te war vor­be­rei­tet, al­le Vor­keh­run­gen wa­ren ge­trof­fen. Für die­ses Mal blieb kei­ne Zeit. Ich ha­be das be­deu­tends­te al­ler Ge­set­ze über­tre­ten, und da­für müs­sen sie mich be­stra­fen, sonst wird die Mo­ral der an­de­ren dar­un­ter lei­den.
    Ih­re Mo­ral ist mir gleich­gül­tig. Ich has­se ih­re Ge­set­ze. Ich ha­be nicht dar­um ge­be­ten, her­kom­men und nach ih­ren Ge­set­zen le­ben zu dür­fen. Ich ge­hö­re der Schiffs­ge­ne­ra­ti­on an und soll­te nicht durch vor so lan­ger Zeit und so weit ent­fernt er­stell­te Prä-Schiffs-Ge­set­ze ge­bun­den wer­den.
    Ich has­se sie al­le, al­le Mit­glie­der des Ge­ne­ti­schen Kon­zils. Doch am al­ler­meis­ten has­se ich Ge­rard, den Be­wah­rer des Re­ser­voirs. Sie sit­zen da und stre­cken ih­re lan­gen, dün­nen Na­sen in mei­ne Rich­tung, um mich ernst, fei­er­lich und stumm zu be­trach­ten und um zu ver­su­chen, mich durch ih­re blo­ße An­we­sen­heit zu bre­chen. Ich has­se sie. Ich ha­be sie auch schon vor die­ser schreck­li­chen Zeit ge­haßt. Wer gibt ih­nen das Recht zu be­stim­men? Sie sind alt, alt, sie stam­men aus ei­nem an­de­ren Le­ben, ei­ner an­de­ren Zeit, ei­ner an­de­ren Welt. Ih­re Le­bens­säf­te sind ein­ge­dickt, ver­trock­net und ver­schwun­den. Sie ha­ben ver­ges­sen, so wie ich zu emp­fin­den – wenn sie das je konn­ten.
    Sie be­haup­ten, die Ge­set­ze die­nen dem All­ge­mein­wohl. Ich bin ein Teil der All­ge­mein­heit, wie kann al­so et­was nicht für mein Wohl sein? Und dies ist gut. Ganz gleich, was sie be­haup­ten. Ich wei­se al­le ih­re Leh­ren zu­rück. Das Le­ben soll­te so und nicht an­ders sein, und sie kön­nen mei­ne Na­tur und mein Er­be nicht ver­leug­nen.
    Ich ha­be die al­ten Bän­der ge­hört, die in der Gruft ver­wahrt wer­den, aber da­von wis­sen sie nichts. Wir al­le ha­ben sie ge­hört. Es war John­ny – oder war es Marc? –, der als ers­ter einen Weg fand, die Stimm­sper­re au­ßer Kraft zu set­zen. Wie groß­ar­tig wir al­le uns an je­nem Tag fühl­ten, was für ein herr­li­ches Ge­fühl es war, klü­ger als die Prä-Schiffs zu sein. Wir fühl­ten uns wie die wah­re Eli­te, die ge­bo­re­nen Herr­scher, die na­tür­li­chen Er­ben all un­se­rer Be­sitz­tü­mer.
    Die Bän­der. Wie oft ha­ben wir sie ab­ge­spielt. Die Ge­schich­ten von der Hei­mat­welt, die al­ten Er­zäh­lun­gen von Mut, Aben­teu­er und Lie­be.
    Lie­be. Das war ein Wort, des­sen Be­deu­tung wir nicht kann­ten. Wir muß­ten Nach­for­schun­gen an­stel­len, doch die Be­deu­tung blieb uns auch wei­ter­hin ver­bor­gen. Wie soll man Lie­be von ei­nem Band er­ler­nen? Die Prä-Schiffs – wuß­ten sie, was Lie­be ist? Wir wuß­ten es nicht, und wir wag­ten nicht zu fra­gen. Denn dann hät­ten sie ge­wußt, daß wir in die Gruft ein­ge­drun­gen wa­ren, und sie hät­ten uns vor das Kon­zil ge­ru­fen. Und be­straft.
    Doch kei­ne Stra­fe kann so un­er­träg­lich sein wie mei­ne. Kei­ne. Wie auch? Da­mals wuß­ten wir nichts von der Lie­be. Und nun … und nun? Wie soll ich es nur er­tra­gen?
    Ich wer­de nie­mals die ers­te Er­kennt­nis ver­ges­sen. Und Rom – wird auch er sich dar­an er­in­nern, so wie ich? Er ver­band sein Schick­sal mit mei­nem, er schwor mir – Jill, ich wer­de dich im­mer lie­ben. Sie kön­nen uns nicht tren­nen.
    Doch das kam erst spä­ter. Zu­nächst ein­mal hör­ten wir uns all die Bän­der an. Es war ei­ne sehr trau­ri­ge Ge­schich­te von ei­nem al­ten Ge­schich­ten­er­zäh­ler mit ei­nem krie­ge­ri­schen Na­men. Die Ge­schich­te ei­nes Jun­gen und ei­nes Mäd­chens und ih­rer tra­gi­schen Lie­be. Da­mals be­gan­nen wir zu ler­nen. Wir be­grif­fen, daß Lie­be et­was war, das auf der Ko­lo­nie­welt un­be­kannt war. Sex

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