Kopfgeldjagd
auf keinen Fall rückfällig werden, da wir von Hunderten hartgesottener militärischen Totschlägern umgeben waren. Außerdem würde ich unter Kokaineinfluss in einen euphorischen Geisteszustand verfallen und wahrscheinlich zu rein emotionalen und völlig falsch eingefärbten Schlussfolgerungen gelangen.
Vom ersten Schritt an vergossen wir literweise Schweiß, und am dritten Tag zählte ich mehr als 100 Moskitostiche. Es goss in Strömen. Wir besuchten ein lokales Kokainlabor. Der Eigner/Betreiber, ein charmanter und einnehmender Mann, forderte mich auf, mich mit ihm fotografieren zu lassen. Ich musste lachen – der flüchtige Finanzinvestor und der Kokainproduzent vereint –, lehnte aber ab. Sandor gab ihm 100 Dollar, damit er unseren Besuch für sich behielt. Vor Kurzem wurde sein Mini-Labor geschlossen. Unsere kleine Reisegruppe war an sich schon kurios: der weißhaarige Professor in den Siebzigern, der deutsche Riese, Pablo, unser zwergenhafter Indio-Führer, unser mit einer AK-47 bewaffneter Leibwächter und zwei magere, abgearbeitete Maultiere. Ich hatte den Eindruck, wir durchquerten mindestens ein Dutzend Flüsse und Ströme. Einmal wateten wir eine unendliche halbe Stunde über rutschige Steine durchs Wasser. Jeden Tag badeten wir in den Flüssen oder in Flussbecken, pflückten Bananen und kauten beinahe unaufhörlich Kokablätter und tranken Mate de coca – eine Art Tee aus Kokablättern.
Gelegentlich begegneten uns andere Trekker, von denen sich einige eindeutig im Kokarausch befanden und uns mit überschwänglichem dopamingetränktem Enthusiasmus grüßten. Andere hatten den Höhepunkt des Glücksrausches hinter sich und wirkten eher wie Zombies. Sandor wurde von einer Wildsau angegriffen, die ihre Ferkel beschützen wollte. Unser Leibwächter wollte sie mit seiner AK-47 erschießen, aber Sandor schlug ihr mit seinem Wanderstock mehrmals auf die Schnauze, woraufhin sie im Wald verschwand. Wir sahen faustgroße Schmetterlinge, Frösche, giftige Kröten, Schlangen, Tukane und viele andere außergewöhnliche Vögel. Am dritten Tag wurde das weniger verhärmte Maultier mein persönlicher Skilift. Ich hielt mich an seinem Schwanz fest und es zog mich verschiedene rutschige Steilhänge hinauf. Sandor brauchte diese Hilfe nicht und machte sich jedes Mal über mich lustig, wenn ich nach dem Schwanz des Maultiers griff. Er war gesund und von erstaunlich guter Kondition und bester Laune. Während ich fluchte wie ein Bierkutscher, beschwerte er sich während der gesamten Wanderung nicht ein einziges Mal.
Der letzte Aufstieg war der schlimmste. Es goss wie aus Eimern und wir mussten 1.200 glatte, unregelmäßige und gemein steile Steinstufen erklimmen, um in die Verlorene Stadt zu gelangen. Als ich endlich oben war, zitterten mir die Beine. Wir ruhten uns in einer slumartigen Hütte aus, tranken das einzige kalte Bier in drei Tagen Wanderung und schliefen zehn Stunden. Am nächsten Tag erkundeten wir den Ort.
Der Professor hatte mir zu Beginn eines jeden Tages eine Frage zum Nachdenken gestellt. Tagsüber durfte ich mit ihm sprechen, aber nie über irgendein persönliches Thema. Zum Abendessen sprachen wir eine halbe Stunde über meine Antworten. Anschließend hatte ich eine weitere halbe Stunde, um meine Antworten aufzuschreiben, aber es durften nicht mehr als drei Sätze sein. Ich erspare Ihnen die verrückten Gedanken, Versuche und Irrwege, die es dauerte, bis ich sie gefunden hatte.
Tag 1: Wovor fürchtest du dich?
Ich fürchte mich vor emotionaler Bindung. Ich habe Angst, meinen eigenen Gefühlen zu vertrauen. Ich fürchte mich davor, meine Freiheit und finanzielle Unabhängigkeit zu verlieren (Armut).
Tag 2: Was hast du erreicht?
Ich habe ein egoistisches und aufregendes Leben geführt und einem Unternehmen zum Erfolg verholfen, das vielen Tausend Menschen das Leben retten und das Leben von Millionen von Menschen verbessern wird. Außerdem habe ich Kindern geholfen.
Tag 3: Was ist dein Vermächtnis?
Exzess . Zu viel ist nie genug; Intensität, lebe schnell und intensiv; Möglichkeit, du kannst alles sein und erreichen, was du willst.
Tag 4: Wird irgendjemand wirklich um dich trauern, wenn du auf diesem Ausflug sterben solltest?
Fünf, maximal sechs Menschen.
Tag 5: Was würdest du ändern, wenn du könntest?
Ich würde mit meiner Frau zusammen sein und meinen Kindern ein Vater sein. Ich möchte frei sein und ohne Angst leben. Ich würde gerne gesund bleiben, leben, helfen und reisen.
Tag 6:
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