Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld
etwas nicht drauf, das steht fest. Er hat sich beinahe in die Hosen gemacht, als ich ihn mir vergangene Nacht ein bisschen vorgeknöpft habe.«
»Es erfordert allerdings keine besonders starken Nerven, einen anderen damit zu beauftragen«, sagte Dawes. »Und ein Alibi hat er auch. Er hätte gestern Nacht nicht hierher zurückkommen können, ohne dass wir es mitbekommen hätten. Unsere Leute wären ihm gefolgt.«
»Wir müssen rauskriegen, wer der geheimnisvolle Mann aus der Bar ist«, sagte Kovac. »Wenn ich allein mit Ginnie Bird reden könnte, würde ich sie dazu bringen, innerhalb von drei Sekunden den Namen auszuspucken.«
»Stan Dempsey läuft auch immer noch frei in der Gegend herum«, sagte Dawes.
Kovac zuckte die Achseln. »Warum sollte Stan sich das Kindermädchen schnappen? Warum sollte er sie nicht einfach knebeln und verschwinden? Das Kindermädchen hat er nicht auf dem Kieker. Es kann ihm egal sein, ob sie eine Zeugin ist. Er versucht ja gar nicht, unerkannt zu bleiben.«
»Wo ist meine Tochter?«, hörten sie David Moore vor der Haustür brüllen.
Kovac sah Dawes durchdringend an. »Sie haben ihn benachrichtigt?«
»Er ist der Vater der Kleinen, Sam.«
»Er ist ein Verdächtiger.«
»Wir haben nichts, was ihn mit der Sache hier oder mit dem Überfall im Parkhaus in Verbindung bringt.«
»Kate Quinn ist hier. Sie kann sich um Lucy kümmern«, sagte Kovac. »Kate hat Erfahrung mit Kindern und mit Opfern. Und sie kennt die Kleine.«
»Das entspricht nicht den Vorschriften«, sagte Dawes sanft.
»Scheiß auf die Vorschriften!«
Vor der Tür fing David Moore an zu schreien. »Verdammt noch mal, Sie werden mich nicht daran hindern, mein eigenes Haus zu betreten!«
»Tut mir leid, Sir. Es handelt sich hier um einen Tatort.«
Dawes ging hinaus in die Diele. »Schon in Ordnung, Officer Potts. Mr. Moore, würden Sie mir bitte in Ihr Arbeitszimmer folgen?«
Moore schob sich an dem uniformierten Polizisten vorbei und steuerte auf sie zu. »Was zum Teufel ist hier los? Wo ist meine Tochter? Ist sie verletzt?«
»Mr. Moore, ich bin Lieutenant Dawes. Ihre Tochter ist unversehrt. Bitte beruhigen Sie sich und lassen Sie mich Ihnen erklären, was hier passiert ist, bevor Sie zu ihr gehen.«
»Es ist mir egal, was Sie mir erklären wollen, Lieutenant«, sagte Moore. Er war hochrot im Gesicht und atmete schwer. »Ich will zu meinem Kind.«
»Ja«, mischte Kovac sich in schroffem Ton ein. »Er ist der Vater des Jahres. Er hat sich sogar aus dem Bett seiner kleinen Nutte gequält, um seiner Tochter zu Hilfe zu eilen.«
Dawes warf ihm einen warnenden Blick zu. »Detective …«
Moores Gesicht färbte sich dunkelrot. »Ich will, dass ihm dieser Fall entzogen wird«, schrie er und deutete mit dem Finger auf Kovac. »Ich will, dass er wegen tätlichen Angriffs zur Verantwortung gezogen wird. Er hat mich gestoßen …«
Kovac verdrehte die Augen. »Ich habe ihn nie angerührt.«
Dawes stellte sich zwischen die beiden Männer und sagte zu Moore: »Kommen Sie mit, Mr. Moore. Ich bin sicher, dass sich Ihre Tochter freut, Sie zu sehen. Sie hat ein schweres Trauma erlitten.«
»Sind Sie sicher, dass sie nicht verletzt ist?«
»Sie ist nicht verletzt, aber sehr durcheinander. Wir wissen nicht, was sie gesehen oder gehört hat.«
»O mein Gott«, sagte Moore leise und folgte Dawes.
Kovac ging den beiden mit ein paar Schritten Abstand hinterher. David Moore hatte sich mit keinem Wort danach erkundigt, was passiert war. Er hatte sich nicht im Geringsten dafür interessiert, was mit seiner Frau war.
Lucy hatte sich auf Kate Quinns Schoß zusammengerollt. Kate hielt sie in den Armen und wiegte sie sanft hin und her.
Bevor Kate eingetroffen war, hatte sich Lucy wie eine Ertrinkende an Kovac geklammert und sich auch geweigert, ihn loszulassen, als der Notarzt sie auf Verletzungen untersuchen wollte. Sie hatte ihr Gesicht an seinen Hals gepresst und geschluchzt. Es hatte ihn überrascht, wie schwer es ihm gefallen war, sie Kates Obhut zu überlassen. Er fühlte sich verpflichtet, sie zu beschützen, ihr das Gefühl zu vermitteln, dass sie in Sicherheit war.
Jetzt stürzte Moore auf sie zu. »Lucy!«
Er ließ sich auf die Knie nieder, als Lucy von Kates Schoß kletterte und sich in seine Arme warf, wobei sie erneut heftig zu schluchzen begann.
Kate erhob sich vom Sofa. Sie war knapp ein Meter fünfundsiebzig groß, hatte fantastische Beine und eine üppige rote Mähne. Kovac kannte sie seit Jahren und hatte
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