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1724 - Die Heilige der Hölle

1724 - Die Heilige der Hölle

Titel: 1724 - Die Heilige der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Die Frau lag wie ein Stein in seinen Armen. Godwin wusste, dass es schwer sein würde, sie zu retten. Er hatte sie soeben den Klauen ihrer Häscher entrissen. Er war mit ihr geflohen, und nun suchten sie Schutz vor dem Mob.
    Die beiden Ritter waren hinter ihnen her. Dann dieser Adept, der alles in seinen Händen halten wollte, um die Fäden zu ziehen. Einer, der bei der hohen Geistlichkeit ein- und ausging.
    Er und die anderen Häscher wollten die Frau, wollten Bettina, die für sie ein Objekt des Bösen war, eine Hexe, die nicht länger leben sollte, weil sie glaubten, dass sie sich der Hölle verschrieben hatte. Man wollte sie ertränken wie einen räudigen Hund, und dagegen musste der Templer etwas unternehmen.
    Er hatte sie den Häschern entrissen. Er war mit ihr geflohen und abgetaucht in den dichten Wald, aber er wusste auch, dass sich die Verfolger schon neu formiert hatten. Er sah sie nicht, nur aus der Ferne erklangen ihre Rufe. Noch bildete der dichte Baumbewuchs ein gutes Versteck.
    Bettina öffnete die Augen und schaute dem Templer ins Gesicht. In diesem Augenblick erinnerte sich der Mann daran, dass er von der schönen Person so gut wie nichts wusste. Er hatte sie einfach nur gerettet, ohne nachzufragen. Ob sie von Adel war oder bürgerlicher Herkunft, das war ihm unbekannt. Es war auch nicht so wichtig für ihn, denn bei ihm zählte nur der Mensch.
    Er lächelte und fragte: »Geht es wieder?«
    Ihre Lippen zuckten. »Was ist denn passiert?«
    »Ich habe dich gerettet.«
    Sie nickte lächelnd. »Ja, ja«, flüsterte sie. »Man wollte mich töten – oder?«
    »Das ist so. Aber mich würde interessieren, warum man dich töten wollte.«
    »Weil die Menschen schrecklich sind. Ich habe ihnen gesagt, dass ich eine Heilige bin. Sie aber lachten mich aus. Ich widerrief nicht, und da war ich als Ketzerin verschrien. Da haben sie beschlossen, mich zu töten. Sie wollten mich in den Brunnen werfen und ertränken.«
    »Das ist mir bekannt, Bettina. Ich bin rechtzeitig gekommen, um dich zu retten.«
    »Danke.«
    Godwin de Salier hob einen Arm und schüttelte den Kopf. »Bedanke dich jetzt nicht. Warte ab, bis wir es wirklich geschafft haben. Noch können wir nicht aufatmen.«
    »Ja, das weiß ich. Aber was hast du vor? Wohin können wir fliehen?«
    Godwin überlegte nicht lange. Er schaute sich um. »Wir werden versuchen, den Fluss zu erreichen. Das ist unsere einzige Chance. Am Fluss finden wir vielleicht ein Boot, das uns in Richtung Norden bringt.«
    Bettina schaute ihn an. Ihre Augen weiteten sich dabei. Dann richtete sie sich auf. Dabei löste sich das Haar, das sie hochgesteckt hatte.
    »Kennst du denn ein Ziel?«
    Er nickte. »Ja, ich weiß einen sicheren Unterschlupf für uns. Bei einem Freund von mir. Er lebt neben einer Kirche in einem großen Haus. Er ist ein Stoffhändler und …«
    »Neben einer Kirche?«
    »Ja.« Godwin lächelte und nickte. »Das gibt uns Sicherheit.«
    Bettina presste die Lippen hart zusammen und nickte. Dabei drehte sie den Kopf zur Seite, was der Templer als eine recht ungewöhnliche Reaktion einstufte. Er kam nicht dazu, näher darüber nachzudenken, denn er hörte das ferne Bellen der Hunde. Jetzt war die Meute der Verfolger noch stärker geworden.
    »Sie haben sich die Bluthunde besorgt!«, flüsterte die Frau.
    »Leider. Noch sind sie weit weg. Wir müssen weiter. Komm!« Er fasste Bettina an der Hand, lächelte ihr noch einmal zu und zog sie dann weiter. Er kannte nur die Richtung, einen Weg suchte er vergebens. Sie mussten sich durch den dichten Wald aus Tannen und wenigen Fichten schlagen.
    Die weite Kleidung, die Bettina trug, behinderte sie. Immer wieder musste sie ihren schwingenden Rock von Zweigen, an denen er hängen blieb, losreißen. Auch ihre Schuhe waren für eine Flucht nicht geeignet. An Aufgabe dachte sie aber nicht.
    Godwin hatte die Frau bisher hinter sich hergezogen, was er nun änderte, denn er schob sie jetzt vor sich her, weil es bergauf ging.
    Bettina keuchte, manchmal schwankte sie auch. Hin und wieder blieb sie stehen, um sich zu erholen, aber Godwin kannte kein Pardon. Er schob sie weiter, bis sie die Kuppe der Anhöhe erreicht hatten.
    Bettina hielt sich an Godwins linker Schulter fest. Sie atmete keuchend, schwankte noch immer leicht und war froh, einen Halt zu haben.
    »Wo ist der Fluss? Ich habe gedacht, ihn von hier aus sehen zu können …«
    »Nein, es ist noch weit. Bevor wir ihn erreichen, müssen wir durch eine Ebene, aber der Weg ist dort

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