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Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld

Titel: Kovac & Liska 02 - In aller Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Ich weiß noch, dass kurz vorher alles in grünes Licht getaucht war, der Himmel, die Luft. Gruselig.«
    Sie schloss die Augen und schüttelte sich bei der Erinnerung.
    »Hat sich der Vater der Kinder vor den Morden jemals blicken lassen?«, fragte Liska.
    »Ethan Pratt? Das ist wohl ein Witz! Er hat sich für die Kinder nicht die Bohne interessiert.«
    »Ich habe gehört, dass er das County wegen fahrlässiger Gefährdung verklagen will.«
    Marcella schnitt eine Grimasse. »Ja, plötzlich ist er wahnsinnig interessiert an ihnen. Tot sind die Kinder für ihn mehr wert, als sie es lebend jemals hätten sein können. Der Kerl ist ein Aasgeier und versucht, Kapital aus ihrem Tod zu schlagen. Er tönt herum, dass er jeden verklagen will, der von der Familie Haas übrig ist. Als hätten die armen Leute noch nicht genug leiden müssen.«
    Liska nickte. »Ja. Ich habe vor kurzem mit Bobby Haas gesprochen. Er hat jetzt schon mehr durchgemacht, als überhaupt jemand in seinem ganzen Leben durchmachen sollte. Der Junge hat Marlene und die beiden Kinder gefunden. Seine eigene Mutter ist an Krebs gestorben.«
    »Krebs?«, fragte Marcella und runzelte die Stirn.
    »Er hat mir erzählt, dass Marlene Haas seine Stiefmutter war«, sagte Liska. »Und dass seine richtige Mutter vor ein paar Jahren an Krebs gestorben ist.«
    »Falls er die erste Mrs. Haas gemeint hat, dann ist das nicht richtig«, sagte Marcella. »Die erste Mrs. Haas ist auf dem Weg in den Keller mit dem Wäschekorb in den Händen ausgerutscht und die Treppe runtergefallen. Sie hat sich das Genick gebrochen.«
    Liska richtete sich auf. »Warum sollte er bei so etwas lügen?«
    »Ich weiß es nicht. Das müssen Sie ihn schon selbst fragen. Vielleicht versucht er zu verdrängen, dass noch jemand so unvermittelt aus seinem Leben gerissen wurde.«
    »Kannten Sie die erste Mrs. Haas?«
    Marcella nickte. »Rebecca. Eine sehr liebe und großherzige Frau. Sie und Wayne hatten die Absicht, noch ein Kind in Pflege zu nehmen. Ich war ein oder zwei Tage vor dem Unfall bei ihnen, um mit ihnen darüber zu reden.«
    »Sie sagten gerade, falls Bobby sie gemeint hat«, sagte Liska. »Wen hätte er denn sonst meinen können?«
    »Seine leibliche Mutter, vermute ich mal.« Marcella nahm einen großen Schluck von ihrem Tee mit Milch.
    »Bobby Haas ist ein Adoptivkind?«
    »Ja. Wayne und Rebecca hatten Bobby als ihr erstes Pflegekind angenommen, als er zehn war. Schließlich haben sie ihn adoptiert. Da fällt mir ein, dass seine leibliche Mutter auch nicht an Krebs gestorben ist. Sie hat sich umgebracht.« Sie spielte mit einem Keks, während sie in ihrer Erinnerung kramte. »Ja, richtig. Sie hat sich erhängt.«
    »Lieber Gott«, murmelte Liska.
    »Wenn ich mich recht entsinne, war sie schwer depressiv. Bobby hat einiges durchgemacht, bevor er Bobby Haas wurde.«
    »Ist er auffällig geworden? Probleme in der Schule? Hat er sich auf der Straße rumgetrieben?«
    »Nein, nach allem, was ich höre, ist er ein ausgezeichneter Schüler. Es hat nie irgendwelche Schwierigkeiten mit ihm gegeben, soweit ich weiß. Warum? Steckt er etwa in Schwierigkeiten?«
    »Nein«, sagte Liska geistesabwesend. »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Er ist ein guter Junge«, sagte Marcella. »Wenn ich nur halb so viel mitgemacht hätte wie er, hätte ich schon vor langer Zeit den Verstand verloren.«
    »Vielleicht hat er das ja«, sagte Liska leise. »Man kann auf verschiedene Weise den Verstand verlieren. Diejenigen, bei denen das leise und unauffällig passiert, sind auch diejenigen, bei denen man sich am meisten Sorgen machen muss.«
    »Sie glauben doch wohl nicht wirklich, dass er irgendetwas mit den Morden zu tun hat«, sagte Marcella. »Der Junge war untröstlich. Karl Dahl ist Ihr Täter.«
    »Ja«, sagte Liska, in Gedanken schon nicht mehr ganz bei ihrem Gespräch. »Ich denke ja auch gerade an den Überfall auf Richterin Moore.«
    Die Sozialarbeiterin schnaubte und verzog erneut das Gesicht. »Ich will ja nicht unchristlich klingen«, sagte sie, »aber es gibt in dieser Stadt eine ganze Menge Leute, die Schlange stehen würden, um ihr einen Denkzettel verpassen zu dürfen.«
    Ja, dachte Liska, aber gleichzeitig drängte sich ihr immer stärker die Frage auf, ob Bobby in dieser Schlange vielleicht ganz vorne gestanden hatte.

30
    »Also dann lassen Sie uns mal hören, was es Neues gibt.«
    Lieutenant Dawes stand am Kopfende des Tisches im Besprechungszimmer. Die Kommandozentrale, wie sie es nannten, wenn sie

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