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KR083 - Ich - gegen ihn

KR083 - Ich - gegen ihn

Titel: KR083 - Ich - gegen ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Mensch sein als der Gesetzesbrecher Forester. Die einzigen, die uns vielleicht den Hauch einer Vorstellung von jenem Forester vermitteln konnten, zu dem sich ein ehrlicher und eifriger G-man plötzlich unter dem Einfluß einer Frau entwickelt hatte, waren eben diese Frau und Flip Factur. Vielleicht wäre Lucky Green noch besser dazu in der Lage gewesen, aber er befand sich irgendwo im Ausland und war uns nicht erreichbar.
    Also fuhren Phil und ich zum New Yorker Staatsgefängnis und verlangten den Strafgefangenen Flip Factur zu sprechen.
    Wir wurden in seine Zelle geführt, aber er mußte erst aus der Schlosserei, wo er arbeitete, geholt werden.
    Nach zehn Minuten führte der Aufseher einen kleinen, krummrückigen Mann in grauer Sträflingskleidung herein, dessen schwarze, wie die Zunge einer Schlange hin und her flippenden Augen uns unruhig musterten.
    Phil und ich saßen auf den Hockern der Zelle.
    »Setze dich auf deine Pritsche!« wies ich den Sträfling an.
    »Du hast John Forester persönlich gekannt?«
    Er nickte hurtig. »Ich sah ihn zweimal.«
    »Vor- oder nachdem er Lucky Green vor der Polizei warnte?«
    »Ich war dabei, als er Lucky die Warnung überbrachte. Es war in Luckys Büro in Manhattan. Green schob ihm ein Paket Dollarnoten herüber, aber er warf die Scheine auf den Fußboden. Ungefähr drei Monate später fand noch eine Unterredung statt. Dieses Mal verlangte er Geld von Lucky, und außerdem wollte er Lilian haben. Er wollte mit ihr ins Ausland gehen, aber Green lachte ihn nur aus. Als Forester seinen Revolver zog, lachte er nicht mehr, und er gab ihm das Geld.«
    »Aber er ging nicht ins Ausland«, wunderte ich mich.
    Die unsteten Augen Facturs huschten über mein Gesicht. »Es lag wohl an Lilian, daß nichts daraus wurde«, berichtete er mit seiner flackernden Stimme. »Sie wollte plötzlich nicht mehr, und damals tat er alles, was sie nur wollte.«
    »Warum sitzt du eigentlich, Factur?« fragte ich.
    »Wegen Bandenverbrechens«, sagte er fast stolz. »Ich war Greens rechte Hand.«
    »Aber Green selbst wurde nie verurteilt?«
    Er grinste und zeigte seine schlechten Mausezähnchen. »Erst konnten sie ihm nichts beweisen, weil Forester seine Untersuchungsergebnisse verschwinden ließ. Als sie mich faßten, hielt ich natürlich eisern dicht, und als Lucky der Boden zu heiß wurde, verschwand er ins Ausland.«
    »Ein Bravo deiner Treue«, lobte ich, »aber Forester hast du sofort verpfiffen, als man dich faßte.«
    »Und warum nicht?« fragte er frech zurück.
    »Das will ich von dir wissen.«
    In seinem unruhigen Gesicht erschien der Ausdruck maßlosen, aber feigen Hasses.
    »Ich hatte meine Gründe«, antwortete er schrill. »Als er die Auseinandersetzung mit Green hatte, wollte ich eingreifen. Er schlug mich erbarmungslos nieder.« In der Erinnerung hielt Factur sich das Kinn.
    »Und dann«, sagte ich langsam, »nahm er dir außerdem Lilian fort, auf die du selbst deine Äuglein geworfen hattest, nicht wahr?«
    Der Sträfling sah mich unruhig an, senkte aber sofort wieder den Kopf.
    »Vielleicht«, entgegnete er. Das war so gut wie ein volles Eingeständnis.
    Ich gab ihm eine Zigarette. »Erzähl mal, was ist Forester für ein Typ?«
    »Ein Eisberg, der sich von einem Augenblick zum anderen in einen Vulkan verwandelt«, antwortete er rasch. »Er sagt drei Worte, dann noch einmal drei, und dann schlägt er zu. Wenn man in seine Augen sieht, glaubt man, man sähe durch dickes graues Glas, hinter dem ein Feuer brennt.«
    »Wie poetisch«, lachte Phil, aber er lachte unfrei.
    »Deine Strafe läuft in sechs Wochen ab, Flip?« fragte ich. »Hast du keine Angst, daß sich der Mann, den du verpfiffen hast, in unangenehmer Weise für dich interessieren wird?«
    Seine Augen wurden weit vor Schrecken. »Habt ihr ihn immer noch nicht?« fragte er und schoß von der Pritsche hoch.
    Ich schüttelte den Kopf. Für einen Augenblick schien es, als wolle Factur zu schreien anfangen, aber er klappte den Mund wieder zu, sank auf die Pritsche zurück und flüsterte:
    »Ich werde außer Landes gehen.«
    Da wir einmal dabei waren, gingen wir nach diesem Besuch gleich zum Frauengefängnis hinüber.
    »Lilian Green hat Besuch von ihrem Anwalt«, erfuhren wir von der Wärterin an der Pforte.
    »Gut, dann möchte ich erst den Anwalt sprechen«, entschied ich.
    Nach einer Viertelstunde erschien ein mittelgroßer, grauhaariger Mann. Er stellte sich als Anwalt Jules Ryk vor und machte durchaus nicht den Eindruck eines Mannes,

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