Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin
war kein Unfall, Mylord. Der Karren wurde nicht langsamer und die Pferde benahmen sich nicht, als ob sie von Sinnen wären ... es schien mir, als hätte der Fahrer sie vorangetrieben. Und–“, er schaute hinter sich, als wolle er sehen, wie weit weg Maris stand, „–er folgte ihr, als sie in eine Gasse abbog.“ Er schilderte, wie sie dem Wagen entkommen war.
Dirick fluchte, kalte Furcht legte sich um ihn. Jemand hatte versucht Maris zu töten. Sie wäre fast gestorben. Das Blut wich ihm aus dem Kopf und raste ihm in die Glieder hinein, wo es hämmerte. „Ihr habt den Fahrer nicht gesehen oder ihn erkannt?“
Raymond schüttelte den Kopf. „Nein Mylord, er trug einen tief sitzenden Helm und einen Umhang um das Gesicht. Es waren keine Erkennungszeichen auf seiner Kleidung oder auf seinem Karren.“
Dirick holte einmal tief Luft, schaute zum Himmel hinauf und sprach ein Dankesgebet. Dann schaute er Raymond an. „Ich werde das untersuchen und ich würde jede Hilfe, die Ihr dabei leisten könnt, willkommen heißen. In der Zwischenzeit, verdoppelt Eure Wachen und die Wachsamkeit um sie, ganz besonders dann, wenn ich nicht in der Nähe bin, und erzählt ihr noch nichts von unserem Verdacht. Sie würde nur Streit anfangen oder uns verlachen.“
Raymond nickte mit einem grimmigen Lächeln zustimmend.
KAPITEL DREIUNDZWANZIG
Zwei Tage .
Maris hatte noch zwei Tage, bis sie sich Dirick von Ludingdon vermählen sollte.
Der Gedanke hatte sie aus ihrem Zimmer getrieben, wo sie die Näherinnen tyrannisierte, die emsig an ihrem Gewand arbeiteten, und hinein in einen Innenhof in der Nähe der Gemächer der Königin. Sie war allein mit ihren Gedanken und sank auf eine Steinbank in der Ecke des als Viereck angelegten Gartens dort nieder.
Eine Eiche breitete schattige Arme über ihrem Sitzplatz aus und der Strauch einer Forsythie explodierte geradezu all seiner gelben Pracht. Maris schaute einfach zu, wie eine Biene in eine Blüte hineinflog, dann heraus, munter über die Breite des gesamten Baums hüpfte und dabei die ganze Zeit vergnügt summte.
Dirick war diese letzten paar Tage ihren Gedanken nie ganz fern gewesen, auch wenn sie ihn nur kurz gesehen hatte, als sie einander auf der Straße nach London begegnet waren. Sie hatte ihn vor seinen und ihren Männern zornig werden lassen und ihn zum Gespött gemacht und dennoch hatte er dem nichts entgegengesetzt, außer einer kurzen, überdeutlichen Warnung.
Sie seufzte und brach einen Zweig von der Forsythie ab. Während sie über die weichen, zarten Blüten strich, schloss sie die Augen. In zwei Tagen würde sie ihm gehören ... und auch wenn sie schon lange gegen die Idee von Heirat angekämpft hatte, irgendwie hatte sie es jetzt hingenommen – nein, sie musste hier aufrichtig sein, und wenn auch nur zu sich selbst –, sie hieß die Vorstellung, dass sie Diricks Frau werden würde, willkommen.
Ein angenehmes Schaudern beschrieb in ihr kleine Kreisel, bis hinunter zu ihrer Magengrube, flatterte und machte sie von innen her ganz heiß. Ihr Mund wurde trocken bei dem Gedanken an seine Lippen, seine Hände und diesen großen, muskulösen Körper an ihrem, der sie berührte, sich mit ihr vereinigte. Die Hitze, die sie immer bei dem Gedanken an Dirick überkam, sammelte sich in ihrer Mitte, brach sich Bahn zum Ort ihrer Fraulichkeit, machte, dass ihre Brüste sich spannten. Und sie holte tief Luft.
Auf einmal wurde ihr bewusst, dass sie nicht alleine war.
Ihre Augen öffneten sich rasch und sie sah einen Pagen dort stehen, etwas abseits, als wolle er abwarten, dass sie ihn ansprach. Er hielt einen silbernen Kelch eingelegt mit Rubinen und Saphiren in Händen und als ihr Blick auf ihm zu ruhen kam, machte er eine kurze Verbeugung und bot ihr das Gefäß dar.
„Meine Lady Maris, mich schickt Euer Gemahl mit diesem Geschenk, auf dass Ihr Euren Durst löschen könnt.“
Das Gesicht wurde ihr ganz heiß bei der Möglichkeit, dass Dirick in der Nähe war und gesehen hatte, wie sie sich nach ihm verzehrte. „Wird er nicht kommen, mir Gesellschaft zu leisten?“ Sie versuchte den Stachel der Enttäuschung zu unterdrücken.
Der Page schüttelte mit dem Kopf. „Nein, Mylady. Der Herr sagte nur, dass es ein Geschenk für Euch, seine Braut, sei und dass er dem Tag ungeduldig entgegen sieht, da Ihr eins werden sollt.“
Maris nahm den Kelch und bewunderte dessen Gewicht. „Ich danke Euch und auch Ihr könnt meinem
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