Kräuterquartett 01 - Das Rascheln von Rosmarin
Gebieter Dank sagen. Für seine Aufmerksamkeit.“
Der Page verbeugte sich, machte kehrt und lief gesetzten Schrittes aus dem Hof hinaus, was Maris allein mit den Bienen zurückließ. Rubinroter Wein glitzerte in dem silbernen Kelch und sie nahm einen Schluck, bevor sie ihn sanft auf die Bank neben sich hinstellte. Vielleicht war auch Dirick bereit, die Meinungsverschiedenheiten hinter sich zu lassen, sowie ihr Hochzeitstag immer näher rückte. Sie konnte nicht mehr als hoffen, dass er die Heirat mit ihr wegen mehr willkommen hieß als den Reichtümern und den Ländereien, die sie, Maris, ihm einbringen würde.
Ein weiterer Seufzer entschlüpfte ihrem Mund da. Sie konnte es nicht länger verleugnen: Sie liebte ihn.
Obwohl er bei jedem ihrer Aufeinandertreffen ihren Zorn heraufbeschwor, war er doch stets in ihren Gedanken ... und die Erinnerung an seine Berührungen war in ihren Träumen sehr lebendig.
Das leise Rascheln von jemandem, der sich näherte, veranlasste Maris dazu, von dem Kelch neben ihr aufzusehen. Noch bevor sie aufsah, wusste sie, dass es Dirick war.
„Mylady.“ Er grüßte sie ernst, fast behutsam.
Sie hob das Gesicht, um ihn anzuschauen, und war augenblicklich gebannt von seinem durchdringenden graublauen Blick. „Mein Gebieter, ich dachte nicht, dass Ihr mir hier Gesellschaft leisten würdet.“
Er betrachtete sie und neigte den Kopf zur Seite, als hätte ihn ihre Reaktion überrascht. „Die Damen sagten mir, Ihr wärt heraus in den Hof gegangen, um ein wenig an die Luft zu kommen. Ich dachte, ich setze mich für eine Weile zu Euch, da ich die letzten Tage über anderweitig mit Dingen beim König beschäftigt war.“
Das Herz sprang ihr in die Höhe. Er hatte ihr ein Geschenk senden lassen und dann hatte er sie hier aufgesucht. „Bitte, nehmt Platz.“
„Unsere Eheverträge sind aufgesetzt und bereit“, setzte er an, während er sich auf der Bank neben ihr niederließ.
Ein Gefühl der Enttäuschung legte sich ihr in die Magengrube. Er war nur aus dem Grund zu ihr gekommen, um über ihren Vertrag zu reden und über die Ländereien, die sie ihm einbringen würde. „Wenn Ihr nur damit zufrieden seid“, entgegnete sie kühl und weigerte sich ihn dabei anzusehen, und auch nicht sein Geschenk, „und auch der König.“
Sie spürte, wie er neben ihr nickte. „In der Tat. Sie sind mehr als gerecht und folgen den Wünschen Eures Vaters.“
„Meines Vaters?“
„In dem Schreiben, das er dem König schickte, widerrief er Eure Verbindung mit Victor. Er ernannte Euch ebenso zu seinem Erben, obwohl Ihr nicht von seinem Blut seid, und–“
„Was?“ Maris drehte sich zu ihm, der Schock lähmte sie fast. „Was sagtet Ihr da?“
„Ihr habt davon nichts gewusst?“ Diricks Gesicht verriet sein Mitgefühl.
„Dass ich nicht vom Blute meines Vaters bin? Nein! Nein, das wusste ich nicht!“ Ihr schwindelte, sie fühlte sich verloren, gelähmt. „Wie kann das sein?“
Er streckte die Hand nach ihrer aus und die Wärme seiner Hand auf ihrer plötzlich ganz eisigen war ihr willkommen. „Ich bedaure, dass dies eine Überraschung ist. Euer Vater gab an, dass er Eure Mutter geheiratet hat, obwohl er wusste, dass sie ein Kind erwartete, aber weil er keine Kinder zeugen konnte, entschied er sich, das Kind als seinen Erben anzuerkennen. Das war die Übereinkunft, die er mit König Stephan traf.“ Der Luftzug fuhr ihm sanft durch die Haare und warf eine Locke nach vorn auf seine Stirn, während er sie sanft anschaute.
„Und wer ist mein Vater?“
Er streichelte ihre Hand. „Das weiß ich nicht, Mylady. Er sagte nichts darüber in seinem Schreiben.“
„ Jesù “, hauchte sie. „Und das ist der Grund, weswegen er und meine Mutter nie wieder ein Kind empfingen.“ Ihre Augen wurden feucht vor Tränen und ein leeres Gefühl von Verlassenheit legte sich um ihr Herz. „Er war mein Vater, auch wenn ich nicht seinen Lenden entstamme. Mich kümmert nicht, dass ein anderer Mann mich zeugte.“
Dirick nickte. „Merle war ein guter Mann und hätte ich nicht meinen eigenen Vater, den ich bewundere, wäre ich stolz von seinem Blut zu sein.“ Er presste ihren Zeigefinger an seine Lippen. „Die Verträge sind bereit, um unterzeichnet zu werden.“ Er zögerte und sagte dann, „ich werde dafür sorgen, dass man sie Euch bringt, solltet Ihr das wünschen, bevor ich Ihnen mein Siegel aufdrücke. Wenn sich darin etwas findet, das Euch
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