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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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eingeschifft. Ihr gesteht den Kolonisten kaum zu, ein geschriebenes Wort entziffern zu können, und doch bringt Ihr eine Druckerpresse mit, um ihren Bedarf an Lesestoff zu stillen. Kommt Ihr hierher, um Euer Glück zu machen, Sire, oder versucht ihr nicht vielmehr, Euer Vermögen vor den Gläubigern daheim zu retten?«
    Wattling wich an die Reling zurück. Seine Stimme war so leise, dass sie über dem Lärm der Wellen am Schiffsrumpf kaum zu vernehmen war. »Ich besitze keine Krone, Sire. All diese verdammten Raubdrucke von VILLERUPT. Sie haben mich ruiniert. Wie soll ich Geld verdienen ohne einen Lehrling? Wovon soll ich leben?«
    Gideon Segeltuch legte dem Mann die Hand auf die Schulter. »Ihr werdet leben wie jeder andere Mystrianer, Meister Wattling. Ihr werdet hart arbeiten. Im Winter werdet Ihr frieren. Und Ihr werdet hungern. Ihr werdet über manches staunen und euch vor anderem fürchten. Ihr werdet schwitzen und Schmerzen ertragen. Aber ihr werdet überleben und vielleicht Erfolg haben.«
    Der Kapitän führte den Mann hinüber zur Treppe hinunter aufs Hauptdeck. »Ihr werdet sicherlich unter Deck gehen wollen, um Eure Siebensachen zu packen.«
    Nachdem Wattling fort war, kehrte Segeltuch zu Owen zurück. »Normalerweise halte ich nicht viel vom Auspeitschen, aber in seinem Falle …«
    »Wäre Arroganz ein mit der Peitsche bestraftes Vergehen, er hätte längst eine daumendicke Hornhaut.«
    »Damit habt Ihr ohne Zweifel Recht, mein Lhord.«

    Owen schüttelte den Kopf. »Lasst es, Kapitän. Ich bin kein Edelmann. Mein Stiefvater hat mich nicht einmal adoptiert. Aus Rücksicht auf meiner Mutter Vater hat Lhord Ventnor mir eine einfache Erziehung zukommen lassen. Er hat meinen Eintritt in die Armee begrüßt, doch vermute ich, er tat es in der Hoffnung, ich würde auf dem Kontinent fallen.«
    »Und Euer Oheim?«
    »Ganz ähnlich. Meine Gattin flehte ihn an, mir diese Möglichkeit nicht vorzuenthalten.«
    Gideon nickte langsam. »Der endlose Krieg wird also auch Mystria einholen.«
    »Es ist ein weiter Weg von den Absichten eines Ministers bis zum Donnern von Kanonen in der Wildnis.«
    »Manchmal frage ich ich, ob die Minister überhaupt wissen, weshalb wir gegen die Tharyngen kämpfen.«
    »Um der Ehre halber? Weil sie den König stürzten und jetzt die Laureaten sie regieren? Weil es der vorherigen Generation nicht gelang, sie zu unterwerfen – und es das zur Aufgabe der jetzigen macht?« Owen lehnte sich schwer auf die Reling. Seelische wie körperliche Müdigkeit ließen seine Glieder zittern. »Sie sind böse. Im Feldzug von Villerupt sah ich Dinge, die kein Mensch jemals sehen sollte. Das wollt Ihr Mystria nicht antun.«
    Der Seemann schmunzelte. »Dann freue ich mich, dass Ihr hier seid, es zu verhindern.«
    Owen lachte. »Ich hoffe, Sire, Euer Vertrauen erweist sich als gerechtfertigt.«
    Segeltuch schaute hinaus in Richtung Hafen. Er zog eine kleine Kristallkugel aus der Tasche und hob sie ans rechte Auge. Das Glas glühte mit schwach blauem Licht. Er schmunzelte. »Der Hafenmeister ist auf dem Weg, uns den Weg zu weisen.«

    Owen schaute ebenfalls nach Westen, schüttelte aber den Kopf.
    Segeltuch hielt ihm den Kristall entgegen. »Ihr dürft Euch gerne überzeugen.«
    »Danke, doch nein. Ich habe den Zauber nie gelernt, der notwendig ist, damit scharf zu sehen.« Owen hielt den Daumen empor. »Es heißt, alle Magie, die ich benötige, steckt hier.«
    Aus einem kleinen Boot rief jemand Kapitän Segeltuch fort, um mit dem Hafenmeister zu reden.
    Owen blickte ihm hinterher. Der Soldat blieb an der Reling stehen. Er vermisste seine Frau. Zwar hätte er erwartet, bei der Aussicht auf festen Boden unter den Füßen Erleichterung zu verspüren, doch jetzt, wo ihn die Seekrankheit nicht mehr in den Klauen hatte, gähnte in seinem Herzen ein Abgrund der Einsamkeit.
    Wärst du nur bei mir, Katherine. Augenblicklich wurde ihm bewusst, wie egoistisch dieser Gedanke war, denn sie hätte an Bord wahrhaftig gelitten. Sie hätte die Enge des Schiffes gehasst und sich vermutlich geweigert, einen Bissen des Bordproviants hinunterzuwürgen. Abgesehen von Kapitän Segeltuchs Gattin hätte sie keine der Frauen an Bord als akzeptable Reisegefährten betrachtet. Wäre sie wie all die anderen Frauen auch noch aufgefordert worden, mit anzupacken, hätte sie sich überhaupt nicht mehr zu helfen gewusst.
    Er musste lächeln bei dem Gedanken, wie sie ihn in ihre Abenteuer eingeweiht hätte, ganz gleich wie unbedeutend sie

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