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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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Die Garde hasste diesen Auftrag und war sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass er als Strafe für ihr Versagen auf den Feldzügen gegen die Tharyngen gedacht war.
    So froh er war, das Schiff verlassen zu haben, kostete es Owen doch eine gewisse Mühe, sich daran zu gewöhnen, dass der Boden unter seinen Füßen sich nicht mehr bewegte. Er schwankte ein wenig und machte in den Augen zweier Frauen, die sich eilten, aus seiner Nähe zu verschwinden, offensichtlich einen betrunkenen Eindruck. Ihre lange, in tristem Grau gehaltene Kleidung und der Abscheu in ihren Mienen ließ ihn vermuten, dass sie Mitglieder der Tugendlersekte waren, die sowohl die Kolonie hier an der Mäßigungsbucht als auch die größeren Gottesgabenkolonien gegründet hatten. Zwar hatte Port Maßvoll
durch den Handel einen Zustrom liberalerer Bewohner erlebt, aber der Tugendlereinfluss zeigte sich noch immer in der für eine Hafenstadt ganz und gar einmaligen Abwesenheit erkennbarer Gaststätten und Freudenhäuser im Hafenbereich.
    Selbstverständlich existierte beides auch in Port Maßvoll, allerdings hatten die Tugendler sie nur in der Südstadt zugelassen, am anderen Flussufer des Benjamin, auf einem übelriechenden und mückenverseuchten Stück Sumpfland. Das nötigte ihm Respekt für den Pragmatismus der Sekte ab. Wenn sie die Menschen schon nicht daran hindern konnte, dem Laster zu frönen, sorgte sie zumindest dafür, dass sie vom ersten Moment der Sünde an dafür bestraft wurden.
    Auch der Aufbau der Stadt kündete von praktischem Wesen. Die Hügel verhinderten den Bau nach einem Quadratraster ausgelegter Straßen, also hatten sie sich zu einem Rad aus Straßen entschlossen, mit einer Nabe am Hafen, von der sieben Speichen landeinwärts ausfächerten. Bogenförmige Verbindungsstraßen zogen sich zwischen ihnen über die Hänge, und mit zunehmendem Abstand sorgten neue Speichenstraßen dafür, dass die Häuserblocks einigermaßen gleich groß blieben. Sechs Brücken überquerten den Benjamin, eine mehr als die Stadt derzeit benötigte, und drei mehr als bei ihrer Gründung.
    Owen erkundigte sich beim Hafenmeister nach dem Quartier der Garde und machte sich auf den Weg zur Standhaftigkeitsstraße. Er ging ein Stück den sanften Hang hinauf, dann bog er nach Süden auf die Großzügigkeit ab. Wenig später erblickte er auf der linken Seite das Hauptquartier, ein einfaches Wohnhaus, gekennzeichnet nur durch ein kleines Schild im schmalen Vorgarten. Ohne das Schild und die beiden Gardisten, die links und rechts des Eingangs Wache standen, hätte er das Haus passiert, ohne die geringste Ahnung zu haben, welchem Zweck es diente.

    Die Posten in ihren roten Uniformen mit hellbraunen Aufschlägen und den Bärenfellmützen salutierten weder, noch schienen sie in irgendeiner Weise Notiz von ihm zu nehmen. Er trat ein und meldete sich bei einem Serjeant in einem Raum, den er unter normalen Umständen als Salon bezeichnet hätte. Der Mann bat ihn, Platz zu nehmen, dann entfernte er sich den Flur hinab.
    Owen schaute sich etwas unbehaglich um. Die Wände waren halb getäfelt, mit einem halbrunden Schutzabschluss, um Stoßschäden durch die Stühle zu vermeiden, und der Rest der Wand war verputzt. Trotzdem strahlte der Raum etwas Unfertiges aus. Die weiß getünchte Wand war durch den Ruß des Kamins verschmutzt, doch das war nicht ungewöhnlich.
    Dann erkannte er, woran es lag. Seine Frau hätte es auf den ersten Blick bemerkt und ihm erheitert zugeflüstert. Das Zimmer enthält nicht die geringste Dekoration. Daheim in Norisle wären ein paar besonders geschätzte Gegenstände auf dem Kaminsims aufgereiht worden, ein Porträt der Königin hätte einen Ehrenplatz an der Wand erhalten. Weitere Gemälde oder ein Regalbrett mit Büchern, vielleicht sogar eine Schnitzerei hier und da hätten dem Raum eine persönliche Note verliehen. Eine Fahne möglicherweise oder ein Vorhang, irgendetwas, um dem Raum zumindest etwas Farbe zu verleihen.
    Es wirkt furchtbar steril. Er war sich nicht sicher, ob das an Tugendlereinflüssen lag oder Koronel Langford einer jener humorlosen Offiziere war, die Auspeitschungen jeden Samstag und Gottesdienste jeden Sonntag als entscheidend für die Disziplin einer Kampfeinheit betrachteten. Aber in diesem Fall sollte hier zumindest ein Holzkreuz hängen, als Symbol der Norillischen Kirche.
    Der Serjeant kehrte zurück und eskortierte ihn zu Koronel
Langfords Büro. Nachdem er Owen angekündigt hatte, zog er sich zurück und

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