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Krieg der Sänger

Krieg der Sänger

Titel: Krieg der Sänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Löhr
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und der Spatz nicht zur Wehr setzen können, wird auch
niemand sie erschlagen.«
    »Du willst … aufgeben?«
    »Es ist doch töricht zu hoffen, dass uns die Flucht gelingt. Wir
sind zu dritt, haben leere Mägen und zerhauene Knochen und stehen gegen die
gesamte Besatzung einer Burg. Es sind genug Menschen meinetwegen gestorben. Ich
will nicht auch noch schuld am Tod von Wolfram und dem Kleinen sein. Der eine
ist nur hier wegen seines verknöcherten Ehrbegriffs und der andere, weil er
einmal ein Held sein wollte. Die haben nicht verdient zu sterben. Aber
freiwillig werden sie sich auch nicht ergeben. Drum.« Ofterdingen sah auf die
beiden zusammengekauerten Bündel vor dem erloschenen Feuer. »Es wäre schade um
Wolfram. Er will doch bestimmt noch ein paar Kauderwelschepen von den Franzosen
abschreiben.«
    Mit diesen Worten warf er die letzte Waffe fort. Er stellte sich auf
die Zehenspitzen und sah ihr nach. »Es ist klar. Nach all den verhangenen
Tagen. Der Morgen wird schön. Da kann ich meinen Kopf wenigstens noch einmal in
die Sonne halten, eh sie ihn mir abschlagen.« Er reckte seinen Hals aus dem
Fenster. »Sieh dir das an: ein Sternenhimmel wie im Heiligen Land.«
    Walther rührte sich noch immer nicht von der Stelle.
    »Hör mal, Walther«, sagte Ofterdingen, »ich wusste nicht, dass dir
diese Geschichte in Akkon so sehr nachhängt.«
    »Warst du wach?«
    »Ich hab mich schlafend gestellt. Es war einfach zu interessant, was
du dem Jungen von damals erzählt hast. Aber du hättest ihm getrost auch
erzählen können, was die Sarazenen mit unseresgleichen gemacht haben. Ehe du
mich als den unchristlichsten aller Folterknechte darstellst. Diese Belagerung
war die Hölle, und die Sarazenen waren unsere Teufel. Und wir wollten Rache.
Und etwas Spaß. Und immerhin hab ich dir damals das Leben gerettet und meine
Brandwunden davongetragen.«
    »Das mit dem Schinken und dem Kreuz war mir gleich. Aber das mit dem
Mädchen nicht.«
    »König Richard hätte sie eine Woche später ohnehin töten lassen«,
sagte Ofterdingen und zuckte mit den Achseln.
    »Darum geht es nicht. Du hast erzählt, ich hätte das Mädchen geschändet . Ich weiß nicht, wie du auf eine solche Idee
kommen konntest. Das war ungeheuerlich und gänzlich unnötig.«
    »Ich wollte dir damit helfen.«
    »Helfen? Damit? Wie das, in Gottes Namen?«
    »Wenn die anderen herausgefunden hätten, dass du aus Mitleid eine
Sarazenin tötest, damit sie der Bekehrung zum Christentum entgeht, hätte dich
das in üble Schwierigkeiten bringen können. Aber eine Sarazenin zu schänden , das musste auf Beifall stoßen. Und ihr Kleid war
ja zerrissen, da bot es sich an. Ich wusste natürlich, dass du nichts
dergleichen getan hattest. – Hör mal, wenn es dich so umtreibt, warum hast du
mich in all den Jahren nie darauf angesprochen, anstatt mich seit damals
beleidigt zu schneiden?«
    Walther schwieg, und Ofterdingen seufzte.
    »Soll ich mich bei dir entschuldigen? Ist das dein Wunsch? Wenn du
willst, bitte ich dich schnell noch um Verzeihung, bevor ich gehe.«
    »Eine Entschuldigung des Ofterdingers – was ist die schon wert?«
    »Nichts«, entgegnete Ofterdingen und nahm die Bratpfanne auf. »Dann
schlag mich damit nieder.«
    »Weshalb?«
    »Das verschafft dir vielleicht Genugtuung. Auge um Auge. Außerdem
kannst du deinem Lehnsherrn sagen, du hättest mich überwältigt! Du führst sie
zu uns, dass sie uns festnehmen – drei wehrlose Männer, zwei vom Schlaf
überwältigt und einer von der Bratpfanne –, und bist der Held des Tages. Ein
gesegnetes neues Jahr. Schlag ruhig feste zu, dann bringen wir Hermann um den
Genuss, mich umzubringen.«
    Er reichte Walther die Pfanne. Walther wog sie in seiner Hand,
betrachtete beide Seiten und warf sie dann ebenfalls aus dem Fenster.
    Ofterdingen pfiff durch die Zähne. »Das wird ein Fest für die
Eisensammler dort unten. – Willst du mich wenigstens fesseln?«
    »Nein. Wir gehen gemeinsam in den Hof.«
    »Einverstanden.«
    Sie schauten sich noch einmal um, ob sie auch wirklich keine Waffe
vergessen hatten. Der Atem der beiden Schlafenden ging noch immer ruhig.
Ofterdingen warf sich den Mantel über und sah an sich herab. Seine edlen
Gewänder, die er seit dem Wettsingen nicht hatte wechseln können, waren schwarz
und zerlumpt. »Es hat doch wirklich keinen Sinn, schöne Kleider zu tragen. Am
Ende putzt sich der Teufel damit nur die Nase.«
    »Willst du das wirklich tun, Heinrich?«, flüsterte Walther und hielt
Ofterdingen

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