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Krieg der Sänger

Krieg der Sänger

Titel: Krieg der Sänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Löhr
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Anblick der Armbrust, dass
Luther genügend Zeit blieb, den Bolzen abzuschießen. Mit einem dumpfen Laut
schlug er in der Seite der Bestie ein. Der Teufel wurde gegen den Ofen geworfen
und heulte auf. Luther, der keinen zweiten Bolzen zur Hand hatte, schleuderte
die Armbrust hinterdrein und traf die Stirn, mitten zwischen die glühenden
Augen.
    Aber der Teufel war nicht besiegt. Schon mühte er sich wieder hoch.
Da stürzte sich Luther kurzerhand auf ihn, packte ihn mit beiden Armen und hob
ihn auf, wie man ein Lamm heben würde, trug ihn quer durch das Zimmer – wobei
er gegen Wand, Schemel und Tisch stieß, weil der Hund mit allen Läufen trat und
mit dem geifernden Maul nach ihm schnappte – und stieß ihn aus dem offenen
Fenster. Kläffend wurde das höllische Tier von der Nacht verschluckt.
    Luther widerstand dem Impuls, das Fenster augenblicklich zu
schließen. Er wollte doch sehen, wo und wie der Leibhaftige aufgeschlagen war.
Er klammerte sich am Fensterrahmen fest und lehnte sich über den Sims. Aber am
Fuß der Burgmauern waren weder Tier noch Teufel zu sehen. Ihm wurde kalt. Er
schloss das Fenster mit zitternden Händen, stellte den Schemel wieder auf seine
Beine, nahm Platz, richtete seine Kleider und prüfte, ob die Bestie ihm
irgendwelche Wunden geschlagen hatte, las schließlich alle Papiere vom Boden
auf und betrachtete sie eindringlich, bis sein Atem wieder ruhiger ging.
    Am Morgen darauf würden die anderen Bewohner der Burg sogar
bestreiten, nachts Hundegebell gehört zu haben, obwohl es doch markerschütternd
laut gewesen war. Auch die Nussschalen waren fort, als Luther erwachte, und der
sechsleibige Rattenkönig; als hätte jemand heimlich aufgeräumt, während er
geschlafen hatte. Es war rätselhaft. Als zehn Wochen später die Übersetzung des
Neuen Testaments abgeschlossen war und Martin Luther die Wartburg verließ,
blieb der Tintenfleck an der Wand der einzige Beweis dafür, dass ihn der Teufel
tatsächlich heimgesucht hatte.

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