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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Titel: Krieg und Frieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Staatsrats, aber Andree hörte nicht darauf und blickte bald nach dem Kaiser, bald nach den Tänzern, die nicht in den Kreis zu treten wagten. Peter kam auf Fürst Andree zu und erfaßte ihn am Arm.
    »Sie tanzen ja immer! Dort ist mein Schützling, die kleine Rostow, fordern Sie sie auf!« sagte er.
    »Wo?« fragte Bolkonsky. »Entschuldigen Sie«, sagte er zu dem Baron, »wir werden dieses Gespräch an einer andern Stelle fortsetzen, auf dem Balle aber muß man tanzen!« Er ging in der Richtung, welche Peter ihm anzeigte, und erblickte bald das verzweifelte Gesichtchen Natalies. Jetzt erkannte er sie und erriet ihre Gefühle. Mit einer tiefen Verbeugung gegen die Gräfin trat er auf Natalie zu und erhob den Arm, um ihre Taille zu umfassen, noch ehe er seine Aufforderung zum Tanz ausgesprochen hatte. Natalies betrübte Miene erhellte sich mit einem glücklichen, dankbaren, kindlichen Lächeln.
    »Schon lange habe ich dich erwartet«, sagten ihre in Tränen schimmernden Augen, indem sie ihren Arm auf die Schulter des Fürsten Andree legte. Sie waren das zweite Paar, das in den Kreis trat. Fürst Andree war einer der vortrefflichsten Tänzer seiner Zeit, und Natalie tanzte nicht minder vorzüglich, und ihre Füßchen in den Atlastanzschuhen taten leicht und ganz unabhängig von ihr ihre Pflicht, während ihr Gesicht in Entzücken strahlte. Ihr entblößter Hals und ihre Arme waren hager und nicht schön im Vergleich mit den Schultern Helenes, aber auf Helene schien durch die tausend Blicke, welche ihre Gestalt überflogen, ein Anflug von Firnis abgelagert worden zu sein, während Natalie als junges Mädchen erschien. das man zum erstenmal so entblößt hatte und welches darüber sehr beschämt gewesen wäre, wenn man ihm nicht versichert hätte, das müsse durchaus so sein.

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    Nach Fürst Andree kam Boris und forderte sie zum Tanz auf, dann auch jener Adjutant und Tanzordner und noch andere junge Leute. Natalie gab ihre überflüssigen Tänzer an Sonja ab und tanzte den ganzen Abend glücklich und strahlend. Sie bemerkte nichts und sah nichts von dem, was alle Welt auf dem Ball in Anspruch nahm. Sie bemerkte nicht, wie der Kaiser lange mit dem französischen Gesandten sprach, wie er besonders gnädig mit einer Dame sprach, was Prinz Soundso machte und sagte, welch großen Erfolg Helene hatte, sie sah auch nicht den Kaiser und bemerkte, daß er abgefahren war, erst daran, daß der Ball sich mehr belebte. Den Kotillon vor dem Souper tanzte Fürst Andree mit Natalie. Wie alle Leute, welche in der Welt aufgewachsen sind, schätzte er das, was nicht das allgemeine, weltliche Gepräge hatte, und eine solche Ausnahme war Natalie mit ihrer naiven Freude und Schüchternheit und ihrem fehlerhaften Französisch. Er sprach besonders zärtlich und bedächtig mit ihr über ganz einfache Gegenstände und ergötzte sich an dem freudigen Glanz ihrer Augen und ihrem Lächeln, das mit dem Gegenstand des Gesprächs nichts zu tun hatte, sondern aus ihrer innerlichen Glückseligkeit entsprang. Er beobachtete ihre schüchterne Grazie. Während des Kotillons hatte Natalie zwei Damen auszuwählen, Fürst Andree sah ihr nach, während sie durch den Saal ging.
    »Wenn sie zuerst zu ihrer Cousine geht und dann nach einer anderen Dame, so wird sie meine Frau«, sagte Fürst Andree plötzlich zu sich selbst. Sie ging zuerst auf Sonja zu.
    »Auf welchen Unsinn man zuweilen verfällt!« dachte Fürst Andree. »Aber dieses Mädchen besitzt wirklich eine so eigentümliche Liebenswürdigkeit und Grazie, daß sie kaum einen Monat tanzen, dann aber heiraten wird, das ist hier eine Seltenheit«, dachte er, als Natalie, die Rose auf ihrer Brust feststeckend, sich neben ihn setzte. Am Ende des Kotillons trat der alte Graf in seinem blauen Frack zu den Tanzenden, lud Fürst Andree ein, ihn zu besuchen, und fragte die Tochter, ob sie vergnügt gewesen sei. Natalies Blicke antworteten: »Wie kann man so fragen?«
    »So vergnügt wie nie in meinem Leben«, erwiderte sie, und Fürst Andree bemerkte, wie rasch sich ihre dünnen Arme erhoben, um ihren Vater zu umarmen. Sie befand sich auf jener höchsten Stufe der Glückseligkeit, wo der Mensch vollkommen gut und edel wird und nicht an die Möglichkeit des Bösen, des Unglücks und des Kummers glaubt.
    Auf diesem Balle fühlte sich Peter zum erstenmal verletzt durch die Stellung, die seine Frau in den höchsten Sphären einnahm. Zerstreut und finster blickte er durchs Fenster hinaus.
    Als Natalie an ihm

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