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Krieger des Universums

Krieger des Universums

Titel: Krieger des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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1.
     
    Die Landschaft war trostlos. Unten breitete sich der Strand aus. Sand, angeschwemmter Tang, tote Fische und weiße Muscheln. Aus dem Boden wuchsen gerundete Felsen mit Streifen farbiger Ablagerungen. Zwischen ihnen zerrte auflandiger Wind an den zähen Blättern harziger Macchiasträucher. Das Meer lag da wie ein Spiegel mit schmutziger Oberfläche. Sonnenstrahlen blinkten auf dem Wasser. Die Inseln der windlosen Zonen wechselten alle Augenblicke ihr Aussehen. Die Luft flimmerte in der Hitze. Sie trug Gerüche in sich: Harz und ferner Rauch. Irgend etwas verweste in der Nähe. Die Abfälle der Hangsiedlung stanken erbärmlich. Eine weiße Wolke, faserig und langgezogen, teilte den Himmel. Auf der anderen Seite des Bergkammes fiel das Gelände sanft nach Osten ab. Dort begann der Herrschaftsbereich von Poter Skuardi IV. dem Herrn über Kortight, dem Herrscher über Tod oder Leben der Menschen.
     
    *
     
    Cade schaffte es gerade noch, den Eingang der Taverne zu erreichen. Unter der gnadenlosen Sonne des Frühnachmittages taumelte er, fing sich wieder, wankte an dem Heiligtum der Ahouri vorbei, der Göttin der kurzen Leidenschaft. Dann stolperte er über den breiten Kiesstreifen. Mit beiden Händen klammerte er sich an den Torpfosten und versuchte durchzuatmen.
    »Verfluchter Anfall!« knurrte er. Ihm war unbeschreiblich übel.
    Er lehnte sich an den heißen Stein. Eine winzige grüne Eidechse huschte lautlos davon. Unter der Wirkung der rasenden Gedanken in seinem Hirn wurde sie zu einem gigantischen Reptil. Über ihm, im stählernen Blau des Himmels, kreiste noch immer der Geier mit ausgespreizten Schwungfedern. Er wirkte wie ein Symbol. Cade Kilham atmete schwer; Schweiß rann über sein Gesicht. Nur langsam ließ die Übelkeit nach, die wirbelnden Schleier vor Cades Verstand lichteten sich. Seit rund tausend Tagen umgab ihn diese rätselhafte Welt. Seit dieser Zeit trafen ihn in unregelmäßigen Abständen die Anfälle. Er begriff weder das Land noch jene Gedankenblitze, die ihn heimsuchten. Etwas, das wie eine Fessel um seinen Verstand lag, verwehrte ihm die Erklärung für seine Lage, obwohl Geirklasgers Land ihm jederzeit zugänglich schien.
    Er wischte den Schweiß von der Stirn und spürte, wie unter seinen Achseln schmale Rinnsale das dünne Leder des Hemdes netzten. Der Anfall, einer von unendlich vielen, hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen; aber im Lauf der tausend Tage hatte er Schutzmaßnahmen entwickelt. Er blickte nach oben und sog die heiße Luft gierig in seine Lungen. Der Wind trocknete den Schweiß auf seinem Gesicht.
    »Aasvogel!« flüsterte Cade rauh.
    Noch immer kreiste der schwarze Geier. Lautlos, allgegenwärtig und bedrohlich, obwohl der Riesenvogel nicht das mindeste mit den Stimmen in seinem Kopf zu tun hatte. Oder doch? Es war wie immer gewesen: Ein Gedanke hatte sich eingenistet und sich wie ein Windwirbel ständig gedreht und wiederholt.
    Zurück in die Welt der Söldner! Zurück zu den Kampfspielen! Zurück in die vertraute Umgebung, zu den anderen. Sie warten auf dich! Zurück an den Ort, von dem du geflohen bist! Zurück …
    Cade hatte es längst aufgegeben, sich Gedanken zu machen. Er begriff diese unheimlichen Befehle nicht. Er würde auch gar nicht wissen, auf welche Weise er ihnen gehorchen konnte; denn er entsann sich nicht, jemals in einer Welt der Söldner gewesen zu sein.
    Jeder Versuch, hinter den Ursprung dieses Rätsels und so vieler anderer zu gelangen, war bisher fehlgeschlagen. Cades Erinnerung reichte ziemlich genau tausend Tage zurück. Alles, was vor diesem Zeitpunkt lag, verschwamm im Nebel, der über seinen Gedanken lag. Aber was immer »damals« geschehen war – es mußte zum Teil dramatisch gewesen sein, denn nur wenige der Fähigkeiten, die Cade heute besaß und strapazierte, stammten aus der Zeit im Bannkreis von Poter Skuardi IV.
    »Wie immer – ein Becher Sv’adolak wird helfen!« sagte sich Cade, schickte einen unhörbaren, drastischen Fluch zu dem kreisenden schwarzen Geier hoch und ging in den Schatten des Portals hinein. Die Schmerzen dröhnten bei jedem Schritt unter der Schädeldecke. Die Kühle eines großen Raumes und viele abgestandene Gerüche schlugen dem Mann entgegen. Ein großes Viereck Sonnenlicht lag zwischen seinen Stiefelspitzen und der langen, steinernen Theke. Es fiel durch den Abzug des riesigen Kamins herein, auf dessen Rosten frische Scheite lagen. Der Raum war ausgestorben, aber offensichtlich wurden viele Gäste

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