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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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feige?«, erklang die liebliche Stimme Kallyas. »Wäre es nach mir gegangen, hätten wir diese erste Begegnung längst hinter uns gebracht. Aber du hast dich gedrückt, Tomal. Ich habe dich gleich erkannt, als du die Überreste des Lagers nach Hinweisen untersucht hast. Du hast dir Zeit gelassen. Die Zusammenkunft ist vorüber. Deine Gefährten haben sich längst auf den Weg gemacht. Ohne dich. Bedauerlicherweise wollten sie meine Gesellschaft ebenso wenig. Sie wiesen mich zurück. Also habe ich auf dich gewartet. Ich dachte mir, du würdest früher oder später an diesen Ort finden. Natürlich viel zu spät.«
    »Du gehörst nicht zu den sieben Streitern. Kein Wunder, dass sie dich nicht mit ihnen gehen ließen. Aber warum hast du auf mich gewartet?«, fragte Tomal neugierig.
    »Ich wollte wissen, was es mit dem Lesvaraq der Dunkelheit auf sich hat. Es heißt, in dir seien Tag und Nacht vereinigt. Trägst du beide Insignien?«
    Tomal beobachtete Kallya argwöhnisch. Was führte sie im Schilde? Wusste sie etwa von seinem inneren Kampf und der Schwäche, die damit einherging? Wollte sie ihn ausschalten, um ihre eigenen Pläne von einem Kryson des Lichts zu verwirklichen?
    Er nickte zur Bestätigung.
    »Ich trage seit meiner Geburt zwei Zeichen der Macht. Das ist richtig«, antwortete Tomal, »aber ich kann dir nicht sagen, welche Seite in mir die Stärkere ist und gerade über die andere herrscht. Ich weiß nur, welche Seite ich bevorzuge und welche in mir überleben wird.«
    »Welche ist das?«, wollte Kallya wissen.
    »Ist das für dich so schwer zu erkennen?«
    »Nein«, seufzte Kallya, »bedauerlicherweise nicht. Die Dunkelheit hält deine Gedanken gefangen, obwohl der Tag in deinem Herzen wohnt. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber ich sehe auch, wie das Licht gegen die Übermacht ankämpft. Du hast dich noch lange nicht entschieden.«
    »Doch, das habe ich bereits bei meiner Geburt.«
    »Vielleicht denkst du nur, du hättest deine Seite längst gewählt. Aber nicht du entscheidest, was gut für dich ist und was nicht. Das Gleichgewicht wird dir diese Wahl abnehmen. Hast du das Spiel der Mächte nicht verstanden?«
    »Was gibt es da zu verstehen?«, antwortete Tomal, »wir sind Lesvaraq und dem Gleichgewicht verpflichtet. Es ist ohne Bedeutung, welche Seite in uns überwiegt. Am Ende wird doch alles wieder ausgeglichen. Allerdings bin ich offenbar nichtso schicksalsergeben, wie du es zu sein vorgibst. Ich bin der Überzeugung, dass wir sehr wohl unser Schicksal in die Hand nehmen, Veränderungen herbeiführen und unsere eigenen Entscheidungen treffen können. Der Unterschied ist nur, dass wir mit den Konsequenzen leben müssen, sollten wir dabei das Falsche tun.«
    »Ich bin nicht schicksalsergeben«, entrüstete sich Kallya, »ich handle, wenn ich es für richtig halte. Hätte ich sonst an diesem grauenhaften Ort auf dich gewartet? Alleine, nachdem mein Magier mit deinen Gefährten loszog, um einer uralten Prophezeiung nachzujagen und das Buch der Bücher zu suchen, Ulljans Erbe, den Nachlass der Dunkelheit? Du jedoch bist weder Fisch noch Fleisch. Weißt du überhaupt, was du in deinem Leben erreichen möchtest?«
    Sie hatte ihn an seiner schwachen Stelle erwischt. Tomal ärgerte sich über sich selbst. Er schwankte mal hierhin mal dorthin, hatte sich nie wirklich festgelegt. Tatsächlich wusste er nicht, wohin ihn sein Weg führen sollte. Vielleicht würde er verrückt werden. Tomal spürte jeden Tag, wie der Wahnsinn nur darauf lauerte, ihn zu übernehmen. Davor fürchtete sich der Lesvaraq, mehr noch als vor seiner hellen Seite, denn es würde Chaos und das Ende bedeuten. Nicht nur für ihn, sondern auch für viele andere, die seinem Wahnsinn zum Opfer fallen würden. Aber waren seine Gefühle und seine Gedanken ein offenes Buch, in dem Kallya jederzeit lesen konnte, wie es ihr gefiel?
    »Ich würde dich auf der Stelle töten«, meinte Tomal plötzlich.
    »Das verstehe ich nicht«, antwortete Kallya, offensichtlich überrascht, »hast du aus der Vergangenheit nichts gelernt? Die meisten Lesvaraq, die ihre Gegner vor Beendigung des Zyklus getötet haben, sind am Ende kläglich gescheitert. Sie können nicht ohne den anderen bestehen. Es hat also keinen Sinn, wenn wir versuchen uns gegenseitig auszulöschen.«
    »Für mich schon«, sagte Tomal, »du bist in diesem Zeitalter der Lesvaraq überflüssig. Ich trage beide Seiten in mir, wie du erst geahnt hast und nun weißt.«
    »Du hältst dich für so mächtig,

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