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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Schäfer mit nachdenklicher Miene zu bedenken.
    »Immer noch besser als das trostlose fortwährende Verrotten in den Tiefen der heiligen Hallen, findest du nicht?«
    »Gewiss! Aber die Freude wird nicht anhalten. Sie wird schnell in Hass umschlagen, der sich gegen uns wendet. Wir müssen rasch, ja endgültig handeln, sobald wir die Gescheiterten entfesseln. Schon nach dem ersten Tag ihrer Wiederkehr wird ihr körperlicher Zerfall beginnen. Das Fleisch fault ihnen von den Knochen und am Ende werden sie im Nichts vergehen, als wären sie nie gewesen. Ihre Seelen wären für immer verloren.«
    »Würde dich der Verlust kümmern?«, wollte der dunkle Hirte stirnrunzelnd wissen.
    »Nein!«, sagte der weiße Schäfer bestimmt, »für uns sind sie schon lange verloren. Aber sie sind unser letztes Mittel im Kampf um die Vorherrschaft auf Ell. Ich will die Macht ihrer Seelen und ihren Hunger nach Leben nicht verschwenden. Sie könnten uns nützlich sein.«
    »Warum führen wir nicht sofort all unsere Macht gegen die Lesvaraq in den Krieg und zwingen sie mit geballter Kraft in die Knie?«
    »Weil unser Plan ohne das Buch der Macht zum Scheitern verurteilt wäre. Selbst ein Sieg könnte in eine Niederlage verwandelt werden. Du weißt, was das Buch vermag. Uns bliebe anschließend nichts mehr, auf das wir noch hoffen dürften«, antwortete Saijkal, »wir brauchen Geduld. Die Altvorderen und die Lesvaraq werden die schmutzige Arbeit für uns erledigen. Du wirst sehen, sie bekriegen sich bis aufs Blut und schwächen sich gegenseitig. Wir warten den entscheidenden Moment ab und holen uns die verdiente Beute«, meinte Saijkal.
    »Was macht dich so sicher?« Der dunkle Hirte klang wenig überzeugt: »Sie könnten sich gegen uns verbünden und uns mit vereinten Kräften vernichten.«
    »Es liegt in ihrer Natur, Bruder«, antwortete der weiße Schäfer, »sie sind nicht wie wir. Wir sind eins, obwohl wir als Brüder unterschiedlicher nicht sein könnten und jeder von uns eine Seite vertritt. Die Lesvaraq sind das Gegenstück des jeweils anderen. Todfeinde im Namen des Gleichgewichts.«
    Die Worte seines Bruders leuchteten dem dunklen Hirten ein. Er nickte zwar zustimmend, jedoch mit einem mürrischen Gesichtsausdruck.
    »Ich halte das nicht mehr aus und will endlich aus den heiligen Hallen raus. Meine Kräfte liegen brach, ich brauche eine Gelegenheit, sie mit würdigen Gegnern zu messen«, beschwerte sich der dunkle Hirte lautstark.
    »Zügle dein Temperament, Saijrae. Ich erinnere dich ungern an deinen letzten Ausflug nach Ell. Du hattest deine Gegnerin unterschätzt. Deine Wunden sind noch nicht lange verheilt, das Gift Metahas schwächt dich und trübt dein Gedächtnis«, gab Saijkal zu bedenken.
    »Unsinn, die alte Naiki-Hexe war mir nicht gewachsen. Ohne die Hilfe des Faraghad hätte sie mich niemals überraschen können«, winkte der dunkle Hirte ab, »ich habe sieschließlich getötet und die Siedlung der Naiki zerstört, wie ich es geplant hatte.«
    »Und wärst dabei beinahe selbst getötet worden«, erinnerte ihn Saijkal an die Schmach, »jedes der magisch begabten Völker hat einen Vorteil, wenn wir sie auf ihrem eigenen Gebiet angreifen. Die Naiki in den Wäldern des Faraghad. Die Burnter in den Bergen, umgeben von Fels und Stein. Die Tartyk auf dem Rücken ihrer Drachen in den Lüften, wenngleich Nalkaar sie besiegt hat. Und die Maja im Inneren eines Vulkans, mit Kristallen oder einem Feuer in der Nähe. Du hast nicht nachgedacht und einen schweren Fehler begangen. Gestehe dir dein Versagen ein und ziehe endlich deine Lehren daraus.«
    »Was soll das bedeuten?«, herrschte Saijrae den weißen Schäfer an, »werden wir die Völker der Altvorderen niemals unterwerfen können und ewig in unseren Hallen verweilen, solange sie den Schutz ihrer Gebiete nicht verlassen?«
    Der dunkle Hirte starrte den weißen Schäfer hasserfüllt an, der sich jedoch nur nachdenklich am Kinn kratzte. Saijkal saß ruhig und erhaben auf einem Podest aus dunklem Stein und blickte auf seinen Bruder herab.
    Schon seit dem Tag ihrer Geburt war Saijkal nie ein Risiko eingegangen. Nie hätte er den ersten Schritt gewagt, um die magischen Brüder ihrem gemeinsamen Ziel, der absoluten Herrschaft über Tag und Nacht, näher zu bringen. Die Vorsicht seines Bruders ärgerte den dunklen Hirten. Sie weckte seine niedersten Instinkte und eine Wut, die er herauslassen wollte. Gleichgültig wie oder was er dafür anstellen sollte. Saijrae hatte es satt, seine

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