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Kryson 05 - Das Buch der Macht

Kryson 05 - Das Buch der Macht

Titel: Kryson 05 - Das Buch der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Ungeduld.
    »Nein, leider hatte ich nicht das Vergnügen.«
    »Weißt du etwas über ihn?«
    »Vielleicht … vielleicht auch nicht. Komm mit mir ins Wasser, dann sehen wir weiter«, lockte die Hexe.
    »Ich bin nicht verrückt und auch nicht mit dumm«, ärgerte sich Saijkal, »dein Angebot in Ehren, aber das Wasser ist nicht mein Element. Die Zeit drängt. Ich verspüre keinen Drang danach, von dir gefressen zu werden.«
    »Das ist aber schade«, die Hexe verzog ihr Gesicht zu einer traurig beleidigten Miene, »ich verspreche, dir wird kein Haar gekrümmt, wenn du zu mir ins Wasser steigst und mir ein wenig Gesellschaft leistest und die Einsamkeit vertreibst. Wer weiß, womöglich kann ich dir auf der Suche nach deinem Bruder helfen. Der schwarze Mann oder der dunkle Hirte, wie er auf dem anderen Kontinent genannt wird.«
    Die Hexe wusste also tatsächlich etwas über den Verbleib seines Bruders. Sollte er also wirklich ihrer Aufforderung folgen und zu ihr in den See steigen, fragte sich Saijkal. Es wäre der reine Wahnsinn, sich in eine solche Gefahr zu begeben.
    Der weiße Schäfer überlegte sich, was sein Bruder in dieser Situation getan hätte. Gewiss wäre er schnell der Verlockung erlegen und hätte sich ohne nachzudenken zu der Hexe in die Fluten gestürzt. War der dunkle Hirte auf diese Weise gefangen genommen worden? Oder Saijrae hätte abgelehnt, weil ihm Saijkals Rettung gleichgültig gewesen wäre. Er hätte den Kampf gegen die Hexe gesucht, um seine Stärke unter Beweis zu stellen. Das sah dem dunklen Hirten ähnlich, dachte Saijkal bei sich. Aber er selbst war von einer vorsichtigeren Natur. Es fiel ihm schwer, gegen seine Vernunft zu handeln.
    »Ich tue das nur für dich, mein Bruder«, dachte Saijkal bei sich, »vergiss das nie. Eines Tages werde ich die Begleichung deiner Schuld von dir einfordern!«
    »Komm!«, wiederholte Omira ihre Einladung und streckte dem weißen Schäfer ihre Hand aus dem Wasser entgegen.
    Der weiße Schäfer überwand sich und zog sein Gewandaus. Das schiefe Lächeln der Hexe, das hungrig aussah, ließ ihn noch einen kurzen Moment zögern. Doch schließlich überwand er seinen Vorbehalt und tat einige Schritte auf sie zu. Saijkal ergriff die Hand der Hexe, die sich in seiner kalt und glitschig anfühlte. Omira zog ihn zu sich ins Wasser und umschlang seinen Körper mit ihren Händen und ihrem Leib.
    »Du bist mutig und überwindest deine Angst«, flüsterte sie dicht an seinem Ohr, »das gefällt mir. Hab keine Furcht, du wirst deine Entscheidung nicht bereuen. Ich helfe dir unter Wasser zu atmen.«
    Ihre Finger berührten links und rechts zärtlich seinen Hals. Saijkal hörte, wie die Hexe einige Worte in ihrer eigenen Sprache murmelte, die ihm nichts sagten. Die Veränderung an seinem Körper, die sie hervorriefen, spürte er jedoch deutlich. Ihm wuchsen Kiemen an seinem Hals, dort, wo sie ihn mit ihren Fingern berührt hatte. Zwischen seinen Fingern und den Zehen seiner Füße bildeten sich Schwimmhäute.
    »Halte dich an mir fest, wir tauchen in mein Reich hinab«, sagte Omira.
    Der weiße Schäfer brauchte sich nicht an der Hexe festzuhalten. Sie hielt Saijkal eng umschlungen und zog ihn mit sich in die Tiefe. Nie zuvor hatte der weiße Schäfer Vergleichbares erlebt. Das Atmen im Wasser fiel ihm leicht, als hätte er nie etwas anderes getan. Es war dunkel und trotzdem konnte er sehen. Leuchtende Fische zogen an ihnen vorbei, manche von ihnen trugen Laternen oder Leuchtkugeln an den äußeren Enden ihrer Flossen und an Stäben, die aus ihrem Kopf wuchsen. Wieder andere leuchteten in bunten Farben aus sich selbst heraus. Eine faszinierende Unterwasserwelt eröffnete sich dem weißen Schäfer. Der Abstieg dauerte lange. Saijkal hatte kein Gefühl dafür, wie tief die Hexe und er getaucht waren, bis sie auf dem Grund des Sees ankamen. Aber er fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, wie weit die Wasseroberfläche entfernt war.
    Omira führte den weißen Schäfer in eine Unterwasserhöhle, in der ständig eine leichte Strömung zu spüren war. Dort hatte die Hexe ihre Behausung eingerichtet.
    Das Bewusstsein Omiras befand sich in seinem Kopf und er redete mit ihr, als wäre sie ein Teil von ihm selbst.
    »Wie viele Seen dieser Art gibt es auf Fee?«, wollte Saijkal von der Hexe wissen.
    »Einige«, antwortete Omira, »ich habe sie nicht gezählt. Aber sicher sind es alleine im Land der Hexen und Seen mehr als eintausend. In jedem dieser Seen wohnt eine von uns.«
    »Eine von

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