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Kühlfach vier

Titel: Kühlfach vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Profijt
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Seitenstreifen, schloss umständlich ab und trabte los.
    Zu unserem Glück war das Brachgelände bereits von etlichen Büschen und Bäumen als Lebensraum erobert worden |241| , sodass wir nicht vollkommen schutzlos herumlaufen mussten. Ich zischte als Kundschafter voraus, entdeckte den Jaguar nicht
     weit von uns entfernt und konnte auch gerade noch einen Blick auf Dr. Eilig erhaschen, der mit dem Aktenkoffer in der Hand
     auf ein halb verfallenes Gebäude zuging. Ich war hin- und hergerissen, ob ich zu Martin zurück oder bei Eilig bleiben sollte,
     und entschied mich letztlich für Dr. Eilig. Vermutlich war das der Fehler, denn auch Martin blickte sich nicht um, sondern
     ausschließlich nach vorn.
    Dr. Eilig stellte sich auf die Schwelle des Gebäudes, dessen Dach vollkommen verschwunden und dessen hintere Giebelwand halb
     eingefallen war, und blickte sich um. Mich konnte er natürlich sowieso nicht erkennen und Martin war von seinem Standort aus
     auch nicht zu sehen. Nach seinem Rundum-Blick stand Eilig einen Moment da, als ob er zögerte, aber dann stellte er den Aktenkoffer
     auf die Türschwelle des Gebäudes, ging mit zügigen Schritten zurück zu seinem Jaguar, stieg ein und verließ das Gelände. Martin
     konnte sich gerade noch hinter eine Mauer retten, als das Auto an ihm vorbeischoss. Ob Eilig ihn gesehen hatte, konnten wir
     nicht feststellen.
    Wenige Sekunden später war Martin beim Aktenkoffer, den ich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte.
    »Was ist da drin?«, fragte er.
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte ich.
    »Kannst du da nicht hineinsehen? Oder reinkriechen?«, fragte er.
    »Und dann ist da drinnen ein Lämpchen wie im Kühlschrank?«, fragte ich zurück.
    »Ich weiß ja auch nicht«, murmelte Martin.
    |242| »Mach den Koffer doch einfach auf«, schlug ich vor.
    »Und wenn es eine Bombe ist?«, fragte Martin.
    »Tickt es?«, fragte ich.
    Martin lauschte, schüttelte den Kopf.
    »Also mach auf«, sagte ich.
    Er legte den Koffer vorsichtig hin, drückte leicht auf die Schlösser und der Deckel sprang auf. Keine Bombe. Geld. Hundert-Euro-Scheine.
     Mehr als ich je auf einem Haufen gesehen hatte. Geil!
    »Nimm den Koffer und lass uns abhauen«, sagte ich.
    Martin stand da wie angenagelt.
    »Martin!«, rief ich, aber er zeigte keine Reaktion.
    »Er wird erpresst«, murmelte Martin nachdenklich. »Eilig wird erpresst.«
    »Das sehe ich auch so«, sagte ich. »Und das heißt: Wir haben ein Problem. Der Erpresser wird nämlich gleich kommen und seine
     Kohlen holen. Wir sollten uns jetzt hier wegschalten.«
    »Warum wird er erpresst?«, sinnierte Martin vor sich hin.
    »Er hat eine ganze Menge Dreck am Stecken«, sagte ich. »Und mit solchen Leuten ist nicht zu spaßen. Also hobbeldidibbeldi
     rapido weg hier.«
    Martin rührte sich nicht. »Aber wer weiß von dem Dreck an seinem Stecken?«
    Da sieht man mal wieder, wie kompliziert sich diese studierten Leute das Leben machen. Was interessiert es einen normalen
     Menschen angesichts eines Koffers voll Geld, wer da wen erpresst? Ist doch furzegal, Hauptsache, man kann die Kohle abgreifen.
     Aber nicht so Martin.
    Martin dachte erst einmal in aller Ruhe nach.
    |243| »Warum soll Eilig dich eigentlich umgebracht haben?«, fragte er.
    »Weil ich sein Auto geklaut habe und wusste, dass da eine Leiche drin liegt«, entgegnete ich.
    »Aber woher wusste er, dass du der Dieb bist?«
    »Er muss mich gesehen haben, als ich die Karre geknackt habe.«
    »Was hat er gesehen?«, fragte Martin, der Präzise, der noch nie an das Offensichtliche geglaubt hat.
    Ich überlegte. Eilig konnte nur einen dünnen, unauffälligen Typen in dunklen Klamotten mit Mütze gesehen haben, der mit seinem
     Auto wegfuhr. Niemand hat mich verfolgt, als ich mit dem Auto zum Treffpunkt gefahren bin. Niemand stand auf dem Parkplatz,
     als ich die Karre abgeliefert habe. Eilig konnte gar nicht wissen, wer ich war. Also hatte er mich auch nicht umgebracht.
     Aber wer dann? Und warum wurde Eilig erpresst? Das fragte ich auch Martin, der mich mit seiner Grübelei angesteckt hatte,
     sodass ich die Gefahr, in der wir uns befanden, völlig vergaß.
    »Warum er erpresst wurde, ist einfach«, sagte Martin. »Wegen der Leiche im Kofferraum.«
    »Macht Sinn«, sagte ich.
    »Die Frage ist nur: von wem?«
    Der Gedanke kam uns gleichzeitig: Ich hatte ja von jemandem den Auftrag erhalten, den SLR zu klauen. Dieser jemand wollte
     die Karre dann in den Osten verticken und hatte mit

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