Kühlfach zu vermieten - Profijt, J: Kühlfach zu vermieten
Pressluftstecher
einsam und von allen lebenden Seelen verlassen da. Zu allem Überfluss grenzte es nach hinten auch noch an den Friedhof, der
ja im Allgemeinen auch nicht unbedingt als Ort der unbeschwerten Lebensfreude gilt. Obwohl auch früher nachts selten jemand
im Büro war, zog das halb leere Gebäude in direkter Nachbarschaft der größten Großwohnanlage für abgelöffelte Kölner nun massenhaft
schräge Gestalten an. Der Bauzaun hielt die echten Freaks nicht ab, und mehr als einmal flackerte in einer der offenen Fensterhöhlen
eine Kerze oder ein kleines Feuerchen. Zweimal hatten sich Kollegen, die nachts eine dringende Obduktion durchführen mussten,
auf dem Weg die Rampe hinunter in den Sektionstrakt beobachtet gefühlt. Das Gebäude war selbst denen, die seit Jahren ihre
Arbeitstage mit dem Herumwühlen in aufgeschnittenen Leichen verbrachten, unheimlich geworden.
Katrin, die neben allen Segnungen einer hinreißenden Weiblichkeit vom lieben Gott auch noch ein freches Mundwerk geschenkt
bekommen hatte, wurde von den Kollegen zum Sparschwein geschickt, um die Beschwerden vorzutragen. Mir war langweilig, und
so gesellte ichmich dazu, in der Hoffnung, mal wieder ein bisschen Stimmung in der Bude zu erleben.
»Herr Forch, ich würde mit Ihnen gern über die Situation im Sektionstrakt sprechen.«
Forch saß in seinem klimatisierten Rechenzentrum, wie die Kollegen sein Büro inzwischen nannten, in Anzug und Krawatte. Er
besaß als Einziger im Haus ein Klimagerät, das neben seinem Schreibtisch vor sich hin gurgelte. Katrin trug eine ärmellose
Bluse, eine Leinenhose und Sandalen, die nur aus einer Sohle und zwei dünnen Lederriemchen bestanden. Die langen, lockigen
Haare hatte sie hochgesteckt, die feinen Härchen im Nacken waren feucht und kräuselten sich. Der leichte Schweißfilm auf ihrer
gebräunten Haut glänzte verlockend. Sie war immer noch das mit Abstand heißeste Häschen der ganzen Rechtsmedizin und sah zum
Anbeißen aus.
Auch Forch schaffte es nicht, ihr bei ihrem Eintritt direkt in die Augen zu sehen, sein Blick rutschte tiefer. Dann räumte
er ein paar Papiere zur Seite, zog eine Schublade auf, legte die Papiere hinein und langte mit seinen manikürten Griffeln
dabei betont unauffällig ein bisschen weiter nach rechts. Ich düste rüber, um zu sehen, was es da zu fummeln gab, und musste
grinsen. Er stellte sein Klimagerät fünf Grad kälter. Das Ergebnis seines Kühlkonzepts wurde unter Katrins dünner Bluse zweieinhalb
Minuten später deutlich sichtbar. Das Sparschwein war eine geile Sau. Endlich mal ein richtiger Mann im Haus. Der Kerl war
mir plötzlich durchaus sympathisch.
»Herr Forch, die Kolleginnen und Kollegen haben eine Bitte, die ich Ihnen hiermit überbringen möchte. Wir fühlen uns im Sektionstrakt
vor allem nachts sehr unwohl, äh, unsicher, wollte ich sagen. Wir möchten Sie bitten, die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken.«
»Aber der Sektionstrakt ist genauso sicher wie früherauch«, wandte Forch ein. »Der Umbau betrifft ihn doch gar nicht.«
»Es ist aber so, dass sich da jede Menge dunkler Gestalten herumtreiben. Sowohl auf dem Parkplatz als auch in der Zufahrtsrampe
zur Eingangstür. Da möchte niemand mehr allein im Dunkeln hinuntergehen.«
Während Katrin vor sich hin fröstelte, lehnte sich das Sparschwein genüsslich zurück und ließ sich mit der Antwort Zeit. »Was
stellen Sie sich vor?«
Katrin verschränkte die Arme vor dem Körper. »Nun, eine Videoüberwachung vielleicht? Oder einen Sicherheitsdienst, der regelmäßig …«
»Eine Videoüberwachung ist für das operative Geschäft nicht notwendig und daher kaum als Kapitalinvestition geeignet«, erklärte
das Sparschwein mit fester Stimme.
»Kapitalinvestition …?«, murmelte Katrin.
»Ja. Betriebsvermögen. Aktiva in der Bilanz. Aber dazu zählen für ein derartiges Institut im Bereich der medizinischen Dienstleistungen
sicher keine Kameras, Kabelverbindungen, Aufzeichnungsgeräte oder gar die Übertragung an eine Überwachungszentrale. Also,
unter welchem Posten sollte ich eine solche Investition tätigen?«
Katrin hatte inzwischen die Füße eng aneinandergestellt, damit sie sich gegenseitig wärmen konnten. Sie blickte verwirrt.
»Und ein Sicherheitsdienst, der regelmäßig nach dem Rechten sieht? So etwa zweimal die Stunde?«
»Um Himmels willen«, entgegnete das Sparschwein. »Damit diese zusätzlichen Kosten aufgefangen würden,
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