Küss niemals einen Highlander
ihm.«
Winter warf einen Blick auf das Medaillon in Matts Hand und sah, dass er die Finger darum schloss und es an seine Lippen führte. Sie drückte seine Hand und wischte ihm mit der freien Hand die Tränen ab.
»Winter!«, brüllte Daar wieder und trommelte mit seinem Stock an die Granitwand. »Hier draußen ist es kalt und dunkel! Lass uns ein!«
Matt steckte das Medaillon schnell in die Tasche, straffte die Schultern mit einem tiefen Seufzer und schwenkte lässig das Handgelenk in Richtung Wand. Plötzlich war der Eingang wieder da und mit ihm einige frierende Gesichter, die sie unfreundlich ansahen.
»Herein, nur herein mit euch«, sagte Tom und winkte sie herein. »Hier drinnen ist es viel wärmer. Tretet näher, die Wände beißen nicht. Vater Daar, komm hier neben mich. Sicher will Winter auch deinen Segen.«
»Und Matt. Er möchte auch deinen Segen, Vater«, sagte Winter, als sie ihre Tränen abwischte und an Matts Hand zog, um sein verächtliches Schnauben zu unterbrechen.
Dann aber erstarrte Winter, als sie den hochgewachsenen, langhaarigen Fremden im Gregor-Tartan erspähte, der mit den letzten Gästen die Höhle betrat. »Kenzie«, flüsterte sie und drückte Matts Hand.
Aber Matt hatte seinen Bruder bereits gesehen. »Komm, Kenzie«, sagte er und winkte ihn heran. »Alle herhören! Das ist mein Bruder Kenzie Gregor.« Er schlug Kenzie auf den Rücken und lachte. »Er wird mein Trauzeuge sein.«
»Und Megan wird meine Trauzeugin sein«, erklärte Winter, nach ihrer Schwester Ausschau haltend. Schließlich sah sie Megan an der Wand lehnen, die Augen fassungslos aufgerissen, mit offenem Mund, den Blick starr auf Kenzie gerichtet. »Heather, hilf Megan, zu mir zu kommen. Vom langen Stehen in der Kälte muss sie eingefroren sein.«
Und endlich, fünfundzwanzig Minuten nach der Sonnenwende, gab Winter in ihrem zukünftigen Höhlen-Schlafzimmer Matheson Gregor zum dritten Mal ihr Jawort. Und als Matt sie in seine starken, sicheren Arme nahm und sie mit der Leidenschaft und Hoffnung einer verheißungsvollen Zukunft küsste, spürte Winter zum ersten Mal, wie Toms Mutter sich in ihr bewegte.
BRIEF VOM LAKE WATCH
I ch musste feststellen, dass Mutter Natur sich uns zuweilen fast aufdrängt und auch nicht davor zurückschreckt, lautstark Gehör zu fordern, um sich unsere Aufmerksamkeit zu sichern. Letzten Herbst wurde ich bei der Arbeit an meinem fünften Highlander-Titel wieder einmal daran erinnert. Ein Mörderschwarm (ja, so heißt es tatsächlich), neun Krähen an der Zahl, schrie auf den Bäumen meines vorderen Rasens Zeter und Mordio. Ein Exemplar im Besonderen (das ich Talking Tom nannte) stimte, vor meinem Schlafzimmerfenster hockend um vier Uhr morgens sein lautes Gekrächze an, bis ich aufstand, mich anzog und über den Hof in mein Schreibstudio eilte.
Es dauerte an die drei Wochen, bis ich schließlich kapierte, dass die Krähen in meinem Buch vorkommen wollten. Oder aber diese lärmende Rasselbande hatte meine Gutmütigkeit entdeckt und war auf Gratisfutter aus.
Nun kenne ich kaum jemanden, der Krähen füttert, doch sei hier gesagt, dass man sich auf andauernde Freigebigkeit einstellen sollte, hat man einmal damit angefangen. In jenem Herbst und Winter stand ich allmorgendlich im Morgengrauen auf, zog mich warm an und ging hinaus, um auf dem Weg zur Arbeit Essensreste und kleine Häufchen trockenes Katzenfutter auf dem Boden zu hinterlassen.
Dies schien meine schwarz gefiederten Freunde zu befriedigen und erwies sich tatsächlich als sehr unterhaltsam, wenn auch auf Kosten meines Ehemannes, der beauftragt wurde, mit der Motorschneefräse einen kreisförmigen Pfad in der immer tiefer werdenden Schneemenge auf unserem Vorderrasen anzulegen, damit ich meine Futterhäppchen weiterhin verteilen konnte. Wurde er gefragt, warum er seinen Rasen mit der Schneefräse freilege, lautete seine gemurmelte Antwort, das sei billiger als eine Scheidung.
Ich steigerte mich so hinein, dass ich dazu überging, erlesene Menüs zu komponieren. Von meinen Nachbarn erbettelte ich Häppchen, aus Restaurants brachte ich Reste in Hundetüten mit, ich kaufte sogar Hundefutter in Dosen, da ich wusste, dass meine Lieblinge bei Temperaturen unter null jede Menge Protein brauchten.
Ich merkte rasch, dass Krähen Tierfutter aus Dosen nicht schätzten. Sie rührten es nicht an. Einmal daran gerochen, ein Blick zum Haus, und das Gezeter setzte ein. Außerdem mochten sie weder Shrimps noch Karotten oder zerkochten
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