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Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Titel: Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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doch Vernunft an, William. Kein wirklicher Philosoph kann etwas dagegen haben, seinen toten Körper der Wissenschaft zur Verfügung zu stellen.»
    «Das ist nicht ganz korrekt ausgedrückt», erwiderte ich. «Zuerst müsste nämlich geklärt werden, ob ich nach Ihrem Eingriff tot oder lebendig wäre.»
    «Schön», sagte er mit einem leichten Lächeln. «Da haben Sie wohl recht. Aber ich meine trotzdem, Sie sollten mich nicht so schnell abweisen. Lassen Sie mich doch erst mal einige Einzelheiten berichten.»
    «Ich habe gesagt, dass ich nichts mehr hören will.»
    «Möchten Sie rauchen?» Er hielt mir sein Etui hin.
    «Wie Sie wissen, bin ich Nichtraucher.»
    Er nahm eine Zigarette und zündete sie mit einem kleinen silbernen Feuerzeug an, das nicht größer als ein Shillingstück war. «Ein Geschenk von den Leuten, die meine Instrumente anfertigen», erklärte er. «Geschickt gemacht, wie?»
    Ich besah das Feuerzeug und gab es zurück.
    «Darf ich weitersprechen?», fragte er.
    «Lieber nicht.»
    «Liegen Sie still und hören Sie zu. Sie werden es bestimmt sehr interessant finden.»
    Ich nahm einen Teller mit blauen Weintrauben vom Nachttisch, stellte ihn auf meine Brust und begann, von den Beeren zu essen.
    «Ich müsste», fuhr Landy fort, «im Augenblick Ihres Todes bereitstehen, damit ich sofort eingreifen und versuchen könnte, Ihr Gehirn am Leben zu erhalten.»
    «Sie haben die Absicht, es im Kopf zu lassen?»
    «Anfangs muss ich das.»
    «Und wohin wollen Sie es nachher tun?»
    «Wenn Sie es wissen wollen, in eine Art Becken.»
    «Ist das wirklich Ihr Ernst?»
    «Aber gewiss.»
    «Gut. Weiter.»
    «Wenn das Herz stillsteht, bekommt das Gehirn kein frisches Blut und keinen Sauerstoff mehr, und dann sterben seine Gewebe bekanntlich sehr rasch ab. Ungefähr vier bis sechs Minuten, und das ganze Ding ist tot. Schon nach drei Minuten können gewisse Störungen auftreten. Deswegen muss ich sehr schnell arbeiten. Dank unserer Maschine wird es jedoch keine Schwierigkeiten geben.»
    «Was ist das für eine Maschine?»
    «Das künstliche Herz. Wir haben hier ein sehr gutes, genau nach dem von Alexis Carrel und Lindbergh erfundenen gearbeitet. Es versieht das Blut mit Sauerstoff, hält es in der richtigen Temperatur, pumpt es mit dem erforderlichen Druck weiter und leistet noch andere wertvolle Dienste. Es ist wirklich kein bisschen kompliziert.»
    «Erzählen Sie mir, was Sie im Moment des Todes vorhaben», sagte ich. «Was würden Sie zuerst tun?»
    «Wissen Sie ungefähr, wie die Gefäße und Adern im Gehirn angeordnet sind?»
    «Nein.»
    «Dann hören Sie zu. Die Sache ist gar nicht schwierig. Die Blutzufuhr zum Gehirn erfolgt aus zwei Quellen, aus den inneren Halsschlagadern und den vertebralen Arterien. Von beiden gibt es zwei, sodass wir insgesamt vier Arterien haben, die das Gehirn versorgen. Ist das klar?»
    «Ja.»
    «Die Rückleitung des Blutes ist noch einfacher. Dafür gibt es nur zwei große Venen, die inneren Jugularvenen. Wir haben also vier aufwärts führende Arterien, im Hals natürlich, und zwei abwärts führende Venen. Um das Gehirn herum verzweigen sie sich zwar in andere Kanäle, aber die gehen uns nichts an. Sie spielen bei dem Eingriff keine Rolle.»
    «Gut», sagte ich. «Nehmen wir an, ich sei soeben gestorben. Was würden Sie tun?»
    «Ich würde sofort Ihren Hals öffnen und die vier Arterien lokalisieren, die Halsschlagadern und die vertebralen Arterien. Ich würde Blut hineinleiten, indem ich in jede eine große Hohlnadel steche, die durch einen Schlauch mit dem künstlichen Herzen verbunden ist.
    Dann würde ich rasch die linke und die rechte Jugularvene freilegen und auch diese an die Herzmaschine anschließen, um den Blutkreislauf zu ermöglichen. Nun braucht man nur noch die Maschine einzuschalten, die bereits mit dem geeigneten Blut versehen ist, und dann haben wir’s. Der Blutkreislauf durch Ihr Gehirn wird wieder funktionieren.»
    «Dann wäre ich also wie dieser russische Hund.»
    «Nein, mein Lieber. Vor allem würden Sie beim Sterben zweifellos das Bewusstsein verlieren und es wahrscheinlich erst nach geraumer Zeit wiedererlangen – wenn überhaupt jemals. Aber ob bei Bewusstsein oder nicht, Ihre Lage wäre sehr interessant, nicht wahr? Sie hätten einen kalten, toten Körper und ein lebendes Gehirn.»
    Landy machte eine Pause, um diesen herrlichen Gedanken auszukosten. Der Mann war von seinem Plan derart entzückt, dass er offenbar gar nicht auf die Idee kam, ich könnte

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