Kuesse sich, wer kann
irgendwas zwischen zehn Jahren und lebenslänglich«, sagte Lula.
Ich bog in die Kreiner Street. »Ich versuche es noch mal bei Ziggy.«
5
Zum zweiten Mal heute parkte ich vor Ziggys Haus, stieg aus dem Auto und stapfte zur Tür. Beim ersten Mal war er so dumm gewesen, mir auf mein Klingeln zu öffnen; vielleicht hatte er nicht dazugelernt und würde mir auch diesmal aufmachen. Ich klingelte und wartete. Keine Reaktion. Ich klingelte noch mal. Wieder keine Reaktion. Ich probierte den Türknauf, abgeschlossen.
»Bleib hier, und klopf laut an«, sagte ich zu Lula. »Ich gehe nach hinten. Wenn er nur einen Spalt öffnet, steck den Fuß rein, und drück die Tür auf.«
»Mach ich nicht«, sagte Lula. »Der Kerl ist ein Vampir.«
»Der Mann ist kein Vampir. Und selbst wenn, kann er keinen Schaden anrichten, weil seine Zähne ja tagsüber im Reinigungsbad liegen.«
»Na gut, aber sobald er lächelt und ich seine Hauer sehe, bin ich weg.«
Ich ging hinters Haus und nahm die Rückseite in Augenschein. Vor den Fenstern hingen lichtundurchlässige Rollos so wie auf der Vorderseite. Eine kleine Stufe führte zum hofseitigen Eingang. Lula pochte vorn an die Haustür. Ich probierte auch hier, den Knauf zu drehen, aber Fehlanzeige, die Tür war abgeschlossen. Ich stellte mich auf Zehenspitzen, fuhr mit der Hand über den Türsturz und ertastete den Schlüssel. Ich schloss auf und trat in die Küche. Dunkle Holzschränke, gelbe Resopaltresen. Kein schmutziges Geschirr, keine Plastikbeutel, die auf einen Blutbankraub deuteten.
Die Handschellen klemmten vorn im Hosenbund meiner Jeans, der Elektroschocker steckte in meiner Tasche. Von der Küche aus rückte ich ins Esszimmer vor, von hier hörte ich den Fernseher im Wohnzimmer plärren.
»Ziggy?«, rief ich. »Ich bin’s. Stephanie Plum. Ich muss mit Ihnen reden!«
Japsen, Fluchen, dann hörte ich, wie sich jemand bewegte. Ich trat ins Wohnzimmer, Ziggy stand neben dem Sofa, drauf und dran wegzulaufen, nur wusste er nicht recht, wohin. Lula pochte noch immer an die Haustür.
Ich schob mich langsam rückwärts durch den Flur zum Vordereingang und zielte dabei mit dem Finger auf Ziggy. »Stehen bleiben! Keine Bewegung.«
»Was wollen Sie von mir?«
»Sie müssen zum Gericht, einen neuen Prozesstermin vereinbaren.«
»Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen abends wiederkommen«, blaffte er mich an. »Wenn es unbedingt tagsüber sein muss, können wir es nur riskieren, wenn es draußen bedeckt und wolkenverhangen ist.«
Am Eingang angekommen schob ich den Bolzen beiseite, doch bevor ich überhaupt dazu kam, die Tür zu öffnen, drückte Lula von außen dagegen und stieß mich um, so dass ich auf dem Hintern landete.
»Oh«, sagte Lula und sah zu mir hinunter. »Ich dachte, du wärst der Vampir.«
Jetzt trat Ziggy in Aktion und schoss an uns vorbei zur Treppe nach oben in den ersten Stock.
»Los, schnapp ihn dir!«, rief ich. »Er will seine Zähne holen!«
Mit einem Hechtsprung warf sich Lula auf Ziggy und bekam ihn am Bein zu fassen. Beide stürzten, wälzten sich auf dem Boden, wobei Lula sich an Ziggy klammerte und Ziggy sich wie eine Schlange wand, um sich aus ihrem Griff zu befreien.
»Verpass ihm einen mit dem Elektroschocker!«, sagte Lula. »Leg ihm Handschellen an! Tu irgendwas. Der Kerl zappelt wie wild, ich kann ihn nicht länger halten.«
Ich hatte den Elektroschocker parat, konnte aber nicht genau zielen. Wenn ich Lula traf, hätte ich mit Ziggy allein fertigwerden müssen.
»Was macht er da?«, kreischte Lula. »Saugt er an meinem Hals? Da saugt doch jemand an meinem Hals! Stoß ihn von mir!«
Ich kniff Ziggy mit den Zinken des Schockers in den fuchtelnden Arm und drückte ab. Ziggy quietschte kurz auf und sackte zusammen.
Lula stemmte sich hoch auf die Beine und legte eine Hand in den Nacken. »Siehst du da irgendwo Löcher? Blute ich? Verwandle ich mich gerade in einen Vampir?«
»Nein, nein!«, beruhigte ich sie. »Ziggy hat sein Gebiss nicht drin. Er hat dich nur mit den Gaumen gebissen.«
»Igitt!«, sagte Lula. »Ein Gaumenbiss von einem alten Vampir. Widerlich! Mein Hals ist nass. Was ist das an meinem Hals?«
»Sieht aus wie ein Knutschfleck.«
»Erzähl keinen Scheiß. Hat mir der alte Tattergreis echt einen Knutschfleck verpasst?« Lula zog einen Spiegel aus ihrer Handtasche und untersuchte ihren Hals. »Das macht mich fertig«, sagte Lula. »Erstens weiß ich nicht, ob man davon Vampirläuse kriegt. Und zweitens: Wie soll ich den
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