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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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verlassen, als das Gespräch sie innehalten ließ.
    »Don sagt, als sie ihn endlich rausgezogen haben, sah er aus wie ein Holzkohlebrikett.«
    »Schrecklicher Tod.«
    Die Männer schüttelten gemeinschaftlich die Köpfe und schluckten ihren Bourbon . Delaney wusste, dass das Feuer sich in dem Schuppen ereignet hatte, den Henry auf der anderen Seite der Stadt errichtet hatte. Gwen zufolge hatte er sich in letzter Zeit für die Zucht von Appaloosas interessiert. Pferdemistgestank in der Nähe seines Hauses hatte ihm jedoch weniger zugesagt.
    »Henry hat diese Pferde geliebt«, bemerkte ein Moose-Verbindungsbruder, der einen Freizeitanzug im Cowboystil trug. »Ich hab gehört, ein Funken hat auch den Stall in Brand gesetzt. Von den Appaloosas war nicht mehr viel übrig, bloß ein paar Oberschenkelknochen und vereinzelte Hufe.«
    »Glaubt ihr, es war Brandstiftung?«
    Delaney verdrehte die Augen. Brandstiftung . In einem Städtchen, das noch nicht mal Kabelanschluss hatte, gefiel den Leuten nichts besser, als sich Klatsch und Tratsch anzuhören und Intrigen zu spinnen. Sie lebten dafür. Stürzten sich darauf wie auf eine fünfte Nahrungsmittelgruppe.
    »Die Ermittler aus Boise glauben es eigentlich nicht, aber es wurde auch nicht ausgeschlossen.«
    Es entstand eine Gesprächspause. Dann sagte einer: »Ich bezweifle,
dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde. Wer würde Henry so was antun?«
    »Vielleicht Allegrezza.«
    »Nick?«
    »Er hat Henry gehasst.«
    »Ehrlich gesagt, haben das viele. Aber einen Mann und seine Pferde abzufackeln, ist eine ganze Menge Hass. Und ich bezweifle, dass Allegrezza Henry so sehr gehasst hat.«
    »Henry war stocksauer wegen dieser Eigentumswohnungen, die Nick draußen an der Crescent Bay baut, und vor ein oder zwei Monaten haben die beiden sich deshalb unten an der Chevron-Tankstelle fast einen Faustkampf geliefert. Ich weiß nicht, wie Nick an diese Immobilie von Henry rangekommen ist, aber er hat es verdammt nochmal geschafft. Und dann ist er hergegangen und hat dort überall Scheißeigentumswohnungen hochgezogen.«
    Wieder schüttelten sie einvernehmlich die Köpfe und kippten ihren Bourbon weg. Delaney hatte in ihrer Jugend viele Stunden an den weißen Sandstränden gelegen und war im klaren blauen Wasser der Crescent Bay geschwommen. Die große ungenutzte Strandfläche war bei fast allen in der Stadt begehrt und eine erstklassige Immobilie. Sie hatte sich seit Generationen im Besitz von Henrys Familie befunden, und Delaney fragte sich, wie Nick sie in die Finger bekommen hatte.
    »Ich hab neulich erst gehört, dass diese Eigentumswohnungen Allegrezza ein Vermögen einbringen.«
    »Ja. Die Kalifornier reißen sie ihm förmlich aus den Händen. Demnächst werden wir hier von Milchkaffee schlürfenden, Dope rauchenden Waschlappen überrannt.«
    »Oder noch ärger – von Schauspielern.«
    »Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn ein Weltverbesserer wie Bruce Willis hierherzieht und alles verändern will. Er ist das
Schlimmste, was Hailey je passiert ist. Scheiße, er zieht hierher, renoviert ein paar Häuser und glaubt, er kann allen im ganzen verdammten Staat vorschreiben, wie sie wählen sollen.«
    Mit solidarischem Nicken und verstimmtem Grunzen pflichteten ihm die Männer bei. Als sich das Gespräch Filmstars und Actionfilmen zuwandte, verließ Delaney unbemerkt den Raum. Sie lief durch den Flur in Henrys Arbeitszimmer und schloss die Ziehharmonikatür hinter sich. Von der Wand hinter seinem massiven Mahagonischreibtisch starrte Henrys Gesicht auf sie herab. Delaney erinnerte sich, wann er das Porträt hatte malen lassen. Sie war damals dreizehn gewesen, etwa die Zeit, als sie zum ersten Mal ein bisschen Unabhängigkeit demonstrieren wollte. Sie hatte sich Ohrlöcher stechen lassen wollen, und Henry hatte Nein gesagt. Das war nicht das erste und ganz sicher nicht das letzte Mal gewesen, dass er über sie bestimmt hatte. Henry hatte immer bestimmen müssen.
    Delaney setzte sich in den riesigen Ledersessel und war überrascht, ein Bild von sich auf dem Schreibtisch stehen zu sehen. Sie erinnerte sich an den Tag, als Henry das Foto gemacht hatte. Es war an dem Tag, als sich ihr ganzes Leben veränderte. Sie war damals sieben, und ihre Mutter hatte gerade Henry geheiratet. Es war der Tag, an dem sie aus einem Wohnwagen am Stadtrand von Las Vegas ausgezogen war und nach einem kurzen Flug ein zweistöckiges viktorianisches Haus in Truly betreten hatte.
    Beim Anblick des Hauses mit den

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