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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Geschützplattformen, die herangesurrt kamen, hatte
der Lieutenant ignoriert. Eine Drohne war dicht an ihm vorbeigezogen,
hatte kurz innegehalten und war dann weitergeflogen. Auch als die
ersten Landefähren auf dem mit Schutt und Leichen
übersäten Platz niedergingen, hielt sich Inesiji
zurück. Vier, fünf, sechs Maschinen setzten auf und
spuckten schwer bewaffnete und gepanzerte Soldaten aus, viele davon
in Exoskeletten, die sie riesengroß aussehen ließen.
    Als hinter der ersten Welle eine größere,
pompösere Maschine landete, hatte Inesiji die Impulskanone auf
Maximalleistung gestellt, die Sicherheitspuffer deaktiviert und
losgelegt. Zuerst hatte er das große Schiff mit Feuer
übergossen, dann hatte er die kleineren Fähren mit
einbezogen und schließlich die Schwenkautomatik angestellt. Er
selbst war, nur mit seiner Handwaffe, teils rollend, teils kriechend
die lange, geschwungene Galerie hinabgeeilt, Sekunden bevor der Feind
seine Position gefunden und ein zwanzig Meter großes Loch in
die Wand des großen kugelförmigen Gebäudes gesprengt
hatte.
    Das Loch war sogar von hier unten zu sehen, wo er zwischen den
Trümmern der Atmosphäreenergiesäule lag. Der Schutt
hatte erst vor kurzem zu qualmen aufgehört. Stunden waren
vergangen. Er hatte ein Dutzend weiterer Feinde getötet und zwei
Landefähren abgeschossen. Nach jedem Schuss hatte er sich
zwischen den Trümmern oder in den umliegenden Gebäuden
einen neuen Standort gesucht. Der Feind hatte ihn nicht entdeckt,
weil er glaubte, nach einem Menschen Ausschau halten zu müssen.
Ein Jajuejein, der sich ohne Uniform oder andere Kleidung irgendwo
zwischen die Trümmer kauerte, entsprach nicht der Vorstellung
dieser Leute von einem Soldaten; er glich eher einem Bündel zu
Boden gefallener Metallstäbe oder einem Gewirr von Stromkabeln.
Ein Soldat war in seinem Exoskelett umgekommen, als er geradewegs auf
Inesiji zuging und die Waffe aufheben wollte, die er in einem
sonderbaren Netz zwischen den Trümmern liegen sah. Der
verblüffte Soldat hatte nicht erkannt, dass das Netz Inesiji
war. Er musste die Waffe für lebendig gehalten haben, als sie
sich wie von selbst hob und ihn in den Kopf schoss.
    Aber jetzt fühlte sich Inesiji nicht mehr allzu wohl. Die
Strahlenschäden machten sich bemerkbar. Er versteifte sich
zusehends. Die Nacht brach herein, und er glaubte nicht, dass er den
Morgen noch erleben würde. Von der Stadt zog Rauch herüber,
Blitze zuckten über den Himmel und schossen vom Boden auf. Dumpf
und hohl rollte der Donner der Geschütze über ihn
hinweg.
    Gleich hinter dem Rand seines kleinen Kraternests ertönten
die schweren Schritte eines weiteren Exoskeletts. Sie kamen
näher.
    Ein letztes Mal schaute Inesiji im Schein der untergehenden Sonne
zu dem Loch in der gigantischen Fassade des Kugelpalastes empor,
stemmte sich langsam hoch, um zu sehen, wo das Exoskelett war, und
wurde von Laserstrahlen durchbohrt, die aus hundert Meter Höhe
wie Lanzen von einer Geschützplattform herabfuhren.
     
    Das große Glitzerschiff mit seiner Haut aus Gold und Platin
hatte einen Durchmesser von einem halben Kilometer und war wie eine
etwas kleinere – und mobile -Ausgabe des Hierchon-Palasts in
Borquille gestaltet. Langsam wie ein glänzendes Samenkorn sank
es durch die oberste Dunstschicht und die Wolken darunter. Die
kleinen pfeilförmigen Geleitschiffe umschwirrten es wie ein
Insektenschwarm.
    Einen Kilometer entfernt stieg ein silbrig schimmernder
Panzerkreuzer von unten aus den Wolken und verharrte. Das goldene
Schiff sank langsam weiter und hielt auf gleicher Höhe mit ihm
an.
    Der Silberkreuzer schickte eine Aufforderung an das goldene
Schiff, sich zu identifizieren.
    Die Besatzung des Dweller-Schiffs vernahm eine offensichtlich
synthetische, aber dennoch machtbewusste Stimme: »Ich bin der
Hierchon Ormilla, Herrscher der Merkatoria von Ulubis und Oberhaupt
der merkatorialen Exilregierung des Ulubis-Systems. Dies ist mein
Schiff, die Staatsbarkasse Creumel. Ich bitte für mich
selbst, meine Dienerschaft und meine Familie um Aufnahme und
vorübergehendes Asyl.«
    »Willkommen in Nasqueron, Hierchon Ormilla.«
     
    »Wirst du anständig behandelt, Sal?«
    Liss besuchte Saluus in seiner Zelle in den Tiefen der Lusiferus VII. Sie stand hinter einer dünnen, zähen,
durchsichtigen Membran, die sich wie eine Blase von der Tür in
die Zelle wölbte. Sal saß an einem kleinen, aus der Wand
modellierten Schreibtisch vor einem Bildschirm und las.
    »Ich kann mich

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