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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Spektrums unterhalb
von Hellgelb, vielfach gesprenkelt und über und über mit
mehr oder weniger breiten Streifen aus zerfließenden
Schnörkeln bedeckt) füllte fast den ganzen Himmel aus. Ein
stationärer Spiegel, der fast genau im Zenith stand, warf eine
scharfe gelbweiße Linie auf Nasquerons größten
Sturmflecken, der, groß wie tausend Monde und schwerfällig
wie ein bräunlich oranger Bluterguss über uns
hinwegzog.
    »Guten Morgen, Obergärtner.«
    »Guten Morgen, Seher Taak.«
    »Wie steht es um unsere Gärten?«
    »Im Großen und Ganzen alles gesund, würde ich
sagen. In guter Verfassung für den Frühling.«
Natürlich hätte ich eine sehr viel detailliertere
Beschreibung liefern können, aber noch wusste ich nicht, ob
Seher Taak nicht nur Konversation machen wollte. Er deutete mit dem
Kopf auf das Wasser, das meine unteren Gliedmaßen
umspülte.
    »Alles in Ordnung, OG? Das sieht gefährlich
aus.«
    »Ich bin gut verankert und habe einen festen Stand, Seher
Taak, vielen Dank.« Ich zögerte (in diesem Moment
hörte ich weiter unten im Park eine kleine, leichte Person die
Steinstufen zum Kiesweg heraufspringen), und als mich Seher Taak auch
weiterhin ermunternd anlächelte, fügte ich hinzu: »Die
Strömung ist so stark, weil unten die Pumpen eingeschaltet sind
und das Wasser zurückführen. Wir wollen einen der Seen von
Schlingpflanzen säubern.« (Zwanzig Meter von uns entfernt
erreichte die kleine Person den unbefestigten Weg, man hörte
unter ihren Füßen die Steinchen aufspritzen.)
    »Ich verstehe. Ich dachte mir doch, dass es in letzter Zeit
nicht so viel geregnet hat.« Er nickte. »Gute Arbeit,
Obergärtner, weiter so.« Er wandte sich zum Gehen und sah,
wer da auf ihn zugelaufen kam. Ich schloss aus dem Geräusch,
dass es sich um die kleine Zab handelte. Zab ist noch in dem Alter,
in dem sie ganz selbstverständlich von einem Ort zum anderen läuft, wenn kein Erwachsener da ist, der es ihr
verbietet. Dennoch glaubte ich im Rhythmus ihrer Schritte mehr
Ungeduld als gewöhnlich zu hören. Seher Taak lächelte
das Mädchen an und runzelte zugleich die Stirn, als sie vor ihm
über den Kies schlitterte und zum Stehen kam. Die Kleine legte
eine Hand auf den Latz ihrer gelben Hose, beugte sich vor, um zweimal
übertrieben tief Luft zu holen – wobei die langen rosaroten
Locken ihr Gesichtchen umtanzten –, richtete sich dann mit einem
noch tieferen Atemzug auf und erklärte:
    »Onkel Fassin! Großvater Slovius sagt, du bist wieder
einmal aus den reichen Weiten, und wenn ich dich sehe, soll ich dir
ausrichten, dass du sofort auf der Stelle zu ihm kommen
sollst!«
    »Tatsächlich?«, erwiderte Seher Taak lachend. Er
bückte sich, fasste die Kleine unter den Schultern und hob sie
hoch, bis ihr Gesicht auf gleicher Höhe mit dem seinen war und
ihre rosaroten Stiefelchen vor dem Bund seiner Kniehosen
baumelten.
    »Genau das hat er gesagt«, bekräftigte sie leicht
gekränkt. Dann wanderte ihr Blick nach unten, und sie entdeckte
mich. »Ach, OG, hallo!«
    »Guten Morgen, Zab.«
    »In diesem Fall«, sagte Seher Taak, hob das Kind noch
höher, drehte es um und setzte es auf seine Schultern,
»sollten wir schleunigst nachsehen, was der alte Herr von uns
will.« Er ging auf das Haus zu. »Sitzt du auch fest da
oben?«
    Sie legte ihm die Hände auf die Stirn und sagte: »Klar
doch!«
    »Und pass diesmal auf die Äste auf.«
    »Pass du auf die Äste auf!«, sagte Zab und
fuhr Seher Taak mit den Fingern durch die braunen Locken. Dann drehte
sie’ sich um und winkte mir zu. »Wiedersehen, OG!«
    »Auf Wiedersehen«, rief ich ihnen nach. Sie
näherten sich bereits der Treppe.
    »Nein, du musst auf die Äste aufpassen, kleines
Fräulein!«
    »Nein, du musst auf die Äste aufpassen!«
    »Nein, du musst auf die Äste aufpassen!«
    »Nein, du musst auf die Äste aufpassen.«
    »Nein, du musst auf die Äste
aufpassen…«

 

     
     
     
Eins:

----
Im Herbsthaus

 
    Es hatte sich hier draußen in Sicherheit gewähnt.
Schließlich war es nur einer von vielen tief gefrorenen
schwarzen Punkten in dem riesigen Schleier aus Eisschutt, der die
Grenzbereiche des Systems wie ein dünnes Leichentuch
umhüllte. Aber es hatte sich getäuscht. Von Sicherheit
konnte keine Rede sein.
    Es drehte sich langsam um sich selbst und beobachtete hilflos, wie
die Suchstrahlen in weiter Ferne über die zernarbten, kahlen
Partikel glitten. Sein Schicksal war besiegelt. Die Fühler aus
kohärentem Licht waren so schnell, dass sie kaum zu

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